Stürmische Eroberung
tun, damit die Verbindung zu Stande kommt. Prudence ist wirklich furchtbar eigenwillig, und ein charakterfester Gemahl, der sie zu bändigen versteht, kann ihr nur gut tun."
Mit kaum verhohlenem Spott entgegnete Arabella: "Falls er lernt, wie er mit ihr umgehen muss."
"Das wird er schon. Du wirst sehen, Prudence wird ihm noch jeden Wunsch von den Augen ablesen."
"Demnach wirst du sie nicht bei Hofe einführen, nach Roberts und meiner Hochzeit?"
"Falls sie Lucas nimmt, wird er das erledigen. Er genießt höchstes Ansehen, Arabella, und stammt aus einer der ältesten Familien. Noch dazu ist er weit vermögender als die meisten Royalisten, die dem König aus dem Exil nach Hause folgten. Falls Prudence einwilligen sollte, wird sie jeden nur erdenklichen Luxus genießen." Er hielt einen Augenblick inne und fuhr dann fort: "Ich hatte Lucas fünf Jahre lang nicht gesehen, bis wir uns im April in Breda wiedertrafen. Was auch immer ihm in jener Zeit zugestoßen sein mag, so hat er es noch nicht verwunden", erklärte Thomas. "Es muss etwas Entsetzliches gewesen sein, das ihn sehr verändert hat. Er ist nicht mehr derselbe wie früher."
"Dann ist er vielleicht wirklich so weit, eine Ehe einzugehen und ein ruhiges Leben zu führen."
Thomas nickte. "Übrigens wünscht Lucas, dass wir seine Absichten Prudence noch nicht verraten, damit er ihr nach allen Regeln der Kunst den Hof machen kann. Ich habe ihm versprochen, unsere Vereinbarung vor ihr einstweilen nicht zu enthüllen."
"Dann werden Verity und ich uns also ebenfalls zu Stillschweigen verpflichten müssen, wenn mir das auch gar nicht gefallen will. Prudence wird einen ziemlichen Wutanfall bekommen, falls sie erfährt, dass du ihre Zukunft planst, ohne sie auch nur nach den eigenen Wünschen zu fragen. Wenn sie herausfindet, wie du sie Lord Fox ohne ihre Zustimmung versprochen hast … Ich mag gar nicht daran denken!"
Das sah Verity deutlich anders. Rasch senkte sie den Kopf und lächelte. Die Angelegenheit entwickelte sich weit besser, als sie zu hoffen gewagt hatte. Und es würde sie nicht einmal einen Penny kosten, Prudence zu verheiraten.
8. Kapitel
Arabella und Prudence ließen Simon Trimble bei der Kutsche vor dem Gasthaus zurück, als sie Dorkin erreicht hatten. Sie wollten in dem hübschen kleinen Städtchen einige Besorgungen machen und gingen zum Marktplatz. Eine halbe Stunde später betrat Arabella einen Laden, um Stoffe zu erstehen, die sie noch vor ihrer Hochzeit mit Robert besticken wollte, während Prudence die bereits erstandenen Einkäufe zur Kutsche trug.
Als sie sich dem Gasthaus näherte, sah sie, dass sich davor zwei Männer prügelten. Eine neugierige Menge scharte sich lachend um die Betrunkenen. Prudence war einen Augenblick abgelenkt, achtete nicht auf den Weg und stolperte. All ihre Pakete fielen zu Boden, und ein paar Äpfel kullerten über den Boden. Seufzend bückte sie sich, um die Sachen wieder aufzuheben, und war ausgesprochen froh, als ein freundlicher Mensch ihr zu Hilfe eilte.
"Verzeihung, darf ich Ihnen zur Hand gehen?" Die Stimme klang ausgesprochen männlich.
"Das wäre sehr freundlich", antwortete sie und nahm die Pakete, die er ihr reichte. Erst jetzt schaute sie auf, um dem freundlichen Herrn zu danken. Erstaunt stellte sie fest, dass sie ihn kannte. Es war derselbe Mann, der ihr in London bei der Prozession unten am Strand zu einer besseren Aussicht verholfen hatte. "Oh, Sie sind es!" rief sie überrascht.
Er lächelte ihr gewinnend zu. Sein Gesicht war gebräunt, wie bei einem Mann, der jahrelang Wind und Wetter ausgesetzt gewesen war. Galant zog er den Hut, unter dem ein Schopf dunkelbraunes Haar zum Vorschein kam. "Auch ich erinnere mich noch sehr gut an unsere letzte Begegnung. Ihr Diener, Madam", erklärte er und verneigte sich. Seine Kleidung aus scharlachrotem Samt mit weißer Spitze am Kragen und den Handgelenken war ebenso ausgesucht wie sein Auftreten.
Wehmütig, aber auch amüsiert musterte er Prudence. Der Blick erschien ihr sonderbar, und sie fühlte sich unbehaglich. Unsicher trat sie einen Schritt zurück, legte den Kopf schräg und sah dem Mann in die Augen. "Beim letzten Mal sprachen Sie mich mit Mademoiselle an."
"Richtig. Wenn es um geschliffenes Benehmen geht, können die Engländer einiges bei den Franzosen lernen. Und Mademoiselle klingt viel schöner als Madam oder Miss. Nun, wie dem auch sei, ich bin ausgesprochen erfreut, Ihnen auch heute behilflich sein zu können."
"Wie eigenartig, dass
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