Stürmische Eroberung
gründen."
"Oh, aber sie besitzt alle wesentlichen Eigenschaften, die dafür erforderlich sind, wie ich Ihnen versichern darf", antwortete er amüsiert. "Glauben Sie denn, dass alle Hindernisse aus dem Weg geräumt werden könnten, wenn ich ihr sagte, dass ich sie liebe?"
"Nicht, wenn Sie es nur vortäuschen. Sie würde es mit der Zeit herausfinden und Sie dann für Ihre Unehrlichkeit hassen. Werden Sie ihr dennoch einen Antrag machen?"
"Ja, das habe ich fest vor", antwortete er ungerührt. Was sie wohl täte, wenn sie wüsste, dass von ihr selbst die Rede war? Aber das wollte er zunächst für sich behalten. Erst sollte sie ihn aufrichtig begehren, andernfalls würde sie nur augenblicklich die Flucht ergreifen und ihn nie wieder näher als auf zehn Schritte an sich heranlassen. Bis Prudence seine Gefühle erwiderte, wollte er ihr geduldig den Hof machen – wenn er die Wochen bis zur Vermählung auch kaum abwarten konnte und das Warten für ihn zur wahren Pein wurde. Doch wenn es erst einmal so weit war, würde er nach Willow House reiten, um Prudence einen Antrag zu machen – am Ende musste sie ihm einfach gehören, da war er ganz sicher.
Während sie schweigend weitergingen, dachte Prudence über das nach, was Lucas ihr gerade erzählt hatte. Sonderbarerweise fühlte sie so etwas wie Enttäuschung, obwohl sie sich dieses Gefühl nicht zu erklären vermochte. Und noch ein anderer Punkt verwunderte sie: Weshalb war die Frau, die er heiraten wollte, nicht beim Dinner auf Marlden Hall geladen gewesen? Und wieso hatte er sie, Prudence, geküsst, wenn er doch mit einer anderen die Ehe eingehen wollte? Ja, er hatte ihr sogar weitere Küsse angedroht!
Verwirrt seufzte sie. Männer waren ihr einfach ein Rätsel – vor allem wenn sie so viel älter und erfahrener waren.
Der erste Gärtner von Marlden Hall, Mr. Fletcher, freute sich ausgesprochen, Prudence vorgestellt zu werden, besonders als er feststellte, dass sie die gleiche Leidenschaft für Pflanzen besaß wie er selbst. Lucas ließ die beiden allein und ging hinüber ins Haus. Prudence sollte ihm später dorthin folgen, um einen kleinen Imbiss mit ihm einzunehmen. Danach würde er sie nach Willow House zurückbegleiten.
Bevor er ins Haus trat, sah er sich noch einmal nach ihr um. Die unbeschreibliche Anziehung, die diese Frau auf ihn ausübte, wusste er sich kaum zu erklären. Nie zuvor hatte er so empfunden.
10. Kapitel
Auf dem Weg zurück nach Willow House war Prudence ausgesprochen schweigsam. Lucas vermutete, dass der Ausflug und der lange Spaziergang durch den Park sie wohl ermüdet hatten. Doch da irrte er. Seit sie in Marlden Hall aufgebrochen waren, dachte Prudence ununterbrochen darüber nach, wen Lucas wohl zu ehelichen gedachte. Wie er sagte, kannte sie die Frau ja, also musste es jemand aus der Nachbarschaft sein. Zweifellos stammte sie aus einer der angesehenen Familien der Gegend.
Doch nicht allein darüber grübelte sie unentwegt nach. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zurück zu der Unterhaltung am Bachufer. Sie machte sich Vorwürfe, weil sie ihm nichts von ihrem Zusammentreffen mit seinem Cousin Jeffrey in Dorking berichtet hatte. Aus irgendeinem unerfindlichen Grunde traute sie sich nicht, offen mit ihm darüber zu sprechen.
Als sie schließlich bei den Ställen von Willow House eintrafen, war weit und breit niemand zu sehen. Nachdem er Fuchsmädchen den Sattel abgenommen hatte, wandte Lucas sich zu Prudence um und sah sie besorgt an. "Sie sind so still. Fühlen Sie sich auch wohl, oder habe ich Sie mit meinen Erzählungen aus Konstantinopel vielleicht doch zu sehr schockiert?"
Unsicher lächelte sie ihn an. "Nein, weshalb auch? Ich freue mich, dass Sie mir so viel Vertrauen entgegengebracht haben. Es war wirklich ein wunderschöner Tag, und ich möchte Ihnen für alles von Herzen danken. Am besten gehen Sie jetzt zu Thomas. Ich bleibe noch hier und kümmere mich weiter um Fuchsmädchen."
Er nickte, musterte sie aber forschend. Kaum war er aus der Tür, rief sie ihn zurück: "Lucas … warten Sie!"
Er drehte sich um und hob erwartungsvoll die Brauen. Prudence stand mit verschränkten Händen vor Fuchsmädchen.
"Es gibt da etwas, das ich Ihnen schon vor einiger Zeit hätte sagen müssen, aber damals dachte ich, es sei unwichtig", erklärte sie.
Langsam ging er auf sie zu. "Worum geht es?" Jetzt klang seine Stimme gar nicht mehr so sanft.
"Vorhin … als … als Sie mir von Ihrem Cousin Jeffrey erzählten …"
Plötzlich
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