Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
die Frage in ihrem Hinterkopf: War mehr daran? Verliebte sie sich in Callum?
Begeistertes Händeklatschen lenkte Jennys Blick zu Lady Letitia, die so übermütig, wie es ihr Gewicht und ihre geschwollenen Knöchel erlaubten, im Salon umhertanzte. »Es ist genau so gekommen, wie wir es gehofft hatten, Schwester. Es bahnt sich eine Liebesheirat an - eine wahre Liebesheirat!«
Es raschelte laut vor der Salontür, dann flog die Tür auf und Meredith stolperte herein, die Arme mit einem riesigen Paket beladen. »Es ist hier, Tantchen. Kommt und schaut es euch an!«
Sehr zu Jennys Erleichterung ließen die Ladys Jennys und Callums wachsende Zuneigung füreinander sogleich links liegen. Lady Viola rappelte sich mühsam vom Sofa hoch, und die drei Frauen gesellten sich zu Meredith an den Mahagonitisch in der Mitte des Raums, während diese ungeduldig die Verpackung aufriss.
Jenny entfuhr ein freudiges Quieken, als sie sah, was da vor ihr lag. Unter dem aufgerissenen Papier kam das allerschönste Ballkleid zum Vorschein, das sie je gesehen hatte.
Jenny konnte sich einfach nicht zurückhalten. Sie musste den Stoff berühren.
Eifrig griff sie danach, schüttelte das Kleid aus seiner Verpackung und bewunderte die Kreation. Die Abendrobe war aus leuchtend mitternachtsblauer Seide gemacht, wunderschön drapiert über einem Chemisenkleid aus schneeweißem Satin. Sie hatte eine sehr hohe Taille, wie es laut allen Modezeitschriften der letzte Schrei war, und ein gewagt tiefes Dekolleté. Die kurzen, weiten Ärmel waren tief angesetzt und rahmten zusammen mit dem weiten Rückenausschnitt anmutig die Schulterpartie. Um die hohe Taille lag eine Schärpe aus blauem Satin, mit einer zierlichen Schleife im Rücken.
Wenn sie dieses Kleid trüge, würde niemand seinen Blick von ihr losreißen können. Ganz besonders nicht Callum.
Jenny stockte verblüfft.
Callum ? Liebe Güte, wo war dieser Gedanke nur hergekommen? Diese Vorstellung kam ja nun wirklich aus dem blauem Himmel heraus, oder nicht?
Jenny verdrängte den verstörenden Gedanken wieder und hielt sich das Kleid an die Schultern, um es besser anschauen zu können. Der leicht ausgestellte Rock war mit einer breiten Borte aus Tüll verziert und endete in Rüschen aus blauem Satin, die dem Ganzen etwas Federleichtes, Ätherisches verleihen würden, wenn Callum sie im Ballsaal umherschwenkte.
Liebe Güte. Da hatte er sich doch schon wieder in ihre Gedanken gestohlen.
Abermals versuchte Jenny, die Gedanken an Callum zu verdrängen und sich stattdessen ganz auf ihre neue Robe zu konzentrieren.
Oho . Immer vorausgesetzt natürlich, dass das Kleid tatsächlich für sie bestimmt war.
Oh, das musste es sein. Das musste es einfach sein. Es war das prächtigste Kleid, das sie je gesehen hatte!
Nun, sie würde jedenfalls nicht zögern, es herauszufinden, während ihr Herz es schon als ihr Eigen annahm.
»Ihr Kleid ist wunderschön, Miss Meredith. Obwohl ich sagen muss«, fügte sie gerissen hinzu, »dass ich nicht diesen Blauton für Sie ausgesucht hätte.« Sie warf einen spitzbübischen Blick zu Meredith, die ihr mit einem Lachen antwortete.
»Nein, du Dummkopf. Tante Viola hat das Kleid speziell für dich anfertigen lassen.«
»Für mich?«
Lady Letitia kicherte. »Komm schon, Mädel, du weißt genau, dass du es gut gebrauchen kannst.«
»Wir sind nicht zu alt, um uns daran zu erinnern, wie es war, für einen Verehrer besonders hübsch aussehen zu wollen.« Lady Viola lächelte mitfühlend.
Jennys Magen vollführte einen Salto. Oh, das war alles zu märchenhaft, um wahr zu sein. Das Kleid gehörte ihr. Ihr ! »Oh, vielen Dank, Myladys. Vielen herzlichen Dank.«
»Du musst dich nicht dafür bedanken, mein Kind. Du hast ja keine Ahnung, wie glücklich du uns machst.« Die Worte waren noch nicht ganz ausgesprochen, als Lady Viola ihre Augen weit aufriss und sich die Hand vor den Mund schlug.
Diese seltsame Reaktion entging Jenny natürlich nicht. Es war beinahe so, als hätte Lady Viola sich verplappert und etwas
gesagt, was sie nicht hätte sagen sollen. Doch Jenny hatte nicht die leiseste Ahnung, was das sein könnte.
Lady Letitia legte einen Arm um ihre Schwester und drückte sie an sich. »Aber, aber, Viola, es ist doch nichts Schlimmes, einzugestehen, welche Freude es uns bereitet, eine erblühende Liebe zu beobachten.«
Lady Viola lächelte matt und nickte. »Ganz richtig.«
Dennoch musterte Jenny wachsam das Gesicht der alten Dame. Etwas war unausgesprochen
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