Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
Stück Sally-Lunn-Brot.
Jenny blieb stehen. Der kleine Mann grinste sie an. »Guten Tag«, rief Jenny zögernd.
Doch der kleine Mann sagte nichts. Er lüftete nur seinen Hut zum Gruß. Dann verlagerte er sein Gewicht auf sein linkes Bein und verschwand mit einem leichten Hinken um die Ecke.
Jenny folgte ihm, denn sie brannte noch immer auf ein kleines Abenteuer. Als sie jedoch die Ecke umrundete, blieb sie verblüfft stehen. Die Straße lag menschenleer und verlassen da. Der winzige Mann war nirgends zu entdecken.
»Und wo bist du gewesen?«, fauchte ihre Mutter, als Jenny zur Hintertür hereinkam und die Küche betrat.
Jenny legte den nassen Umhang ab und hängte ihn eilig zum Trocknen an einen Haken neben dem Kamin, wobei sie inständig hoffte, dass ihre Mutter nicht bemerken würde, dass es ihr Umhang war. Sie wagte es nicht, ihrer Mutter zu sagen, wo sie gewesen war … oder dass sie mit Callum zusammen gewesen war. Das würde ihrer Mutter gar nicht gefallen. »Ich … musste Besorgungen machen, und dabei hat mich der Regen überrascht. Ich musste mich unterstellen, bis er vorbei war.«
»Nun, zieh dir schnell deine Uniform an und geh hinauf zur Herrschaft. Die Ladys wollen mit dir reden, auf der Stelle .«
»Mit mir? Haben sie gesagt, warum?«
Ihre Mutter verschränkte die Arme vor der Brust. »Und warum sollten sie mir das sagen? Spute dich, wenn du deine Stellung behalten willst, Mädchen. Die Ladys warten bereits eine Dreiviertelstunde.«
Eine Mischung aus freudiger Erwartung und Furcht rumorte in Jennys Magen, als sie einige Minuten später zaghaft an die Tür zum Salon klopfte und darauf wartete, hineingerufen zu werden.
»Komm rein, Mädel, und setz dich hin«, ertönte Lady Letitias Stimme. »Wir haben den ganzen Vormittag auf dich gewartet,
denn wir müssen mit dir über eine Angelegenheit von größter Bedeutung sprechen.«
Jenny tat, wie ihr befohlen worden war, und setzte sich nervös den beiden Feathertons gegenüber auf einen Stuhl.
Lady Viola beugte sich vor. »Mein Kind, spielst du unser Spielchen mit, weil es dir Vergnügen bereitet, dich in der feinen Gesellschaft zu bewegen? Oder weil du eine gewisse Zuneigung für den Viscount empfindest?«
Jennys überlegte angestrengt. Es gab eine richtige Antwort, die perfekte Erwiderung, die die beiden alten Damen hinlänglich zufriedenstellen würde, so dass sie ihr erlauben würden, das Spielchen fortzusetzen … wenn sie ihr doch nur einfallen würde.
»Nein, Mädel, ich will nicht, dass du über die Antwort nachdenkst und uns sagst, was wir deiner Meinung nach hören wollen .« Lady Letitia beugte sich ebenfalls vor. »Schau in dein Herz.«
Gegen ihr besseres Wissen hob Jenny ihren Blick und sprach, ohne sich um die Konsequenzen zu scheren: »Es gefällt mir sehr, die feine Lady zu spielen. Für mich wird damit ein Traum wahr.«
Lady Viola sank mit einem bekümmerten Seufzer wieder gegen das Rückenpolster des Sofas zurück.
Jenny stand auf, stellte sich vor das Kaminfeuer und starrte gedankenverloren in die züngelnden Flammen. Und öffnete ihr Herz. »Aber heute, na ja … etwas in mir hat sich verändert.«
Lady Letitia erhob sich und legte Jenny eine Hand auf die Schulter. »Wie meinst du das, Mädel? Was ist heute passiert?«
Jenny drehte sich um und schilderte zaudernd ihre kurze, doch sehr gefühlsbetonte Begegnung mit Callum in der Abteikirche.
Als sie damit zu Ende war, kullerten dicke Tränen aus Lady Violas Augen und hinterließen helle Streifen auf ihren gepuderten Wangen.
Ein wissendes Lächeln kräuselte Lady Letitias Lippen. »Du liebst ihn.«
Jenny sah sie an und schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gesagt.«
»Das war auch nicht nötig, Liebes.« Lady Viola gebot schniefend ihren Tränen Einhalt und trocknete sich mit dem Taschentuch, das ihre Schwester ihr reichte, die Wangen. »Aber es ist dennoch offensichtlich. Du magst es selbst noch nicht wissen, Jenny. Aber nach dem, was du uns erzählt hast, haben dort in der Kirche eure Herzen zueinander gefunden. Vielleicht nur für einen kurzen Moment, doch es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, das verspreche ich dir.« Sie beugte sich vor und sah Jenny mit ihrem eindringlichsten Blick an. »Ich glaube, dass ihr beide euch ineinander verliebt.«
Jenny zuckte bei diesen Worten unwillkürlich zusammen. Lächerlich . Es hatte einen kurzen, zärtlichen Moment zwischen ihnen gegeben. Sie hatte seinen Schmerz gelindert. Doch dann regte sich plötzlich
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