Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
könnte?«
»Ich weiß es nicht, aber ich kann sie gern fragen. Ich habe mich oft gefragt, warum die Creme nur über die Domestiken erhältlich ist. Sie glauben doch nicht, dass sie sie stehlen?«
Während die beiden Damen sich umwandten und wieder zu ihrer Loge zurückgingen, stellte Jenny sich dieselbe Frage. Wenn die Creme so begehrt war, vielleicht sollte sie dann Mr. Bartleby bitten, sie auf Kommission in seinem Geschäft in der Milsom Street zu verkaufen.
Dann würden die Diener und Zofen vielleicht nicht mehr zu jeder Tages- und Nachtzeit Steine in ihren Korb legen. Denn wenn das so weiterging, würden die Feathertons gewiss bald hinter ihr Geheimnis kommen.
Und dann stehe der Himmel mir bei .
7
»Sie haben geläutet, Myladys?« Jenny stand stockstill da und versuchte mit aller Mühe, die Featherton-Schwestern anzuschauen, statt ihre Mutter, die mit einer dampfenden Kanne heißer Schokolade in der Hand neben dem Frühstückstisch stand.
»Ja, Mädel.« Lady Letitia ließ den Bath Herald auf den Tisch sinken und legte ihre Lorgnette auf die Zeitung. »Schwester und ich sprachen gerade über eine interessante Neuigkeit in der heutigen Klatschkolumne. Die ›Unglaublich, aber wahr‹-Kolumne … du weißt schon, die von dem anonymen Schreiber.«
»Ach w-wirklich, Mylady?«
»Ja, ja. Und bei deinen eifrigen Bemühungen in der Destillationskammer dachten wir, es könnte dich auch interessieren.« Lady Letitia hob abermals ihre Lorgnette, schlug mit einer flinken Handbewegung die Zeitung auf und hielt sie sich von neuem vor die Augen.
» Nach Aussage einer gewissen Lady D. und einer Lady A. befindet sich die feine Gesellschaft von Bath, ebenso wie die von Cheltenham, im Bann einer geheimnisvollen créme d’amour , die angeblich von einem Mitglied ihrer eigenen Kreise hergestellt wird, einer angesehenen, doch anonymen Adeligen, die es vorzieht, nur als ›Lady Eros‹ bekannt zu sein. Wer ist diese Lady, verlangt Ihr ergebener Kolumnist zu wissen, und was verleiht dieser heiß begehrten Prickelcreme, die Ladys wie Gentlemen gleichermaßen in Lady Eros’ bereitwillige Untertanen verwandelt, ihre Zauberkraft? «
Jenny sah unwillkürlich zu ihrer Mutter, deren Gesicht schlagartig so weiß geworden war wie das Leinentuch auf dem Tisch.
Lady Letitia ließ die Zeitung sinken und schaute ebenfalls Jenny an.
»I-ich weiß nicht, was ich sagen soll, Myladys«, stammelte Jenny.
»Wir fanden, dass diese Prickelcreme doch sehr nach deiner Pfefferminzgesichtscreme klingt«, zwitscherte Lady Viola.
»F-finden Sie?« Jenny schluckte schwer.
Die Kanne in der Hand ihrer Mutter begann merklich zu zittern. »Ah, noch etwas heiße Schokolade, Myladys?«, fragte sie, als ob diese kleine Ablenkung Jenny aus diesem Desaster retten könnte. Als ob überhaupt irgendetwas das konnte!
Lady Letitia winkte Mrs. Penny fort. »Ganz wie der Kolumnist möchten wir wissen, welche Extrakte und Öle in der Creme verwendet werden. Wir haben auf dem empfohlenen Wege versucht, einen Tiegel zu erstehen.«
»In der Tat«, stimmte Lady Viola mit ein. »Wir haben sowohl Edgar als auch deine Mutter damit beauftragt, doch bislang waren sie beide außerstande, einen einzigen Tiegel aufzutreiben.«
»B-bitten Sie mich, einen Tiegel für Sie zu besorgen, Myladys?«, fragte Jenny in der Hoffnung, jeglichen Verdacht von sich abzulenken.
»Ja, aber das ist nicht alles«, sagte Lady Viola verschwörerisch. Die alte Dame winkte Jenny näher und noch näher heran, bis schließlich keine Teetasse mehr zwischen ihnen Platz gehabt hätte. »Wir möchten, dass du einen Tiegel für uns besorgst, doch dann möchten wir, dass du die Zutaten der Creme herausfindest, damit wir hinter das Rezept kommen.«
»Ohhhh, ich verstehe.«
Lady Letitia mischte sich ein: »Und dann möchten wir, dass du zwei Tiegel davon anrührst … für Schwester und mich. Natürlich darf niemand etwas von deinen Bemühungen erfahren. Denn du musst wissen, die Creme ist dazu gedacht … im Unterstübchen angewendet zu werden, wenn du verstehst, was ich meine.«
Jenny nickte zaudernd. »Ich verstehe Sie sehr gut, Mylady. Sie können sich auf meine Diskretion verlassen.«
Lady Viola lächelte freudig. »Nun, dann wäre es abgemacht. Wie bald kannst du dich daran machen?«
»Auf der Stelle, Mylady.« Doch dann machte Jenny ein gequältes Gesicht. »Allerdings … ich habe heute schon so viel zu tun, wo doch Miss Merediths Wäsche gebügelt werden muss … und ihre Schuhe müssen
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