Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
Ich kann es gar nicht abwarten, sein Gesicht zu sehen, wenn ich ihm sage, dass du seine zukünftige Braut bist.«
Jenny seufzte aufgebracht. »Oh ja, sicher wird er davon überzeugt sein, dass Ihnen diese Idee aus dem Jenseits eingegeben wurde.«
»Ich habe zwanzig Minuten lang vor dem Spiegel meine Trance geübt. Willst du mal sehen? Ich verdrehe meine Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen ist, und dann …«
Ojemine . Wann würde dieser Abend endlich zu Ende sein?
Als Jenny in den Salon schaute, konnte sie gerade eben Lady Letitia erkennen, die sie heranwinkte. Also tat Jenny das Einzige, was sie tun konnte, und ignorierte ihre Herrin, indem sie vorgab, sie nicht zu sehen.
»Ah, da sind Sie ja, Lady Genevieve.« Lady Letitia winkte abermals. »Kommen Sie nur herein. Du auch, Meredith. Unser geschätzter Lord Argyll ist hier.«
Als Jenny lächelte, konnte sie beinahe fühlen, wie sich in der Puder- und Creme-Mischung auf ihrem Gesicht Risse bildeten und ein kleines Eckchen herausbrach. Oh nein . Ihr fiel das Gesicht herunter!
Callum drehte sich um, doch in der Dunkelheit bemerkte sie nicht, dass er sich verbeugte, und sie bewegte sich weiter vorwärts.
»Ahh!«, schrie sie auf, als er seinen Kopf hob und von unten gegen ihre Brüste stieß.
»Ich bitte um Verzeihung, Lady Genevieve. Wie ungeschickt von mir. Haben Sie sich wehgetan?« Sie fühlte seine behandschuhten Finger an ihrem Arm und wurde sich bewusst, dass er sie von Kopf bis Fuß musterte.
»Mir geht es bestens, Mylord. Kein Grund, sich meinetwegen Sorgen zu machen.«
Just in diesem Moment schlug der Messingklopfer laut gegen die Tür, und alle wendeten sich zum Vestibül, um zu sehen, wer der nächste Gast war.
Mr. Edgar nahm einen Umhang entgegen und führte eine Dame in den dunklen Salon.
»Guten Abend«, ertönte eine vertraute Frauenstimme. »Ich bin da.«
Jenny war wie vom Donner gerührt. Es war unvorstellbar. Was hatten sich die Featherton-Ladys nur dabei gedacht?
Es war die abscheuliche Witwe von nebenan! Jetzt war ihr Abend des Grauens vollkommen. Nun konnte wirklich nichts mehr schiefgehen. Es blieb ja nichts mehr übrig, oder?
Dann tauchte eine der Küchenmägde mit einer Kerze in der Hand in der Tür auf und winkte Jenny heran.
Mr. Edgar eilte mit erstaunlich ausholenden Schritten zu dem Mädchen. Selbst im Dunkeln war offensichtlich, dass das Mädchen aufgewühlt war, und es hätte sich zweifellos nicht einmal in die Nähe des Salons gewagt, wenn nicht etwas Schlimmes passiert wäre.
Jenny stürzte aus dem Salon und zerrte die Küchenmagd den Flur entlang zur Hintertreppe, bevor Edgar sie erreichen konnte.
»Oh Jenny, jetzt steckst du aber wirklich in der Tinte.« Das Mädchen starrte sie mit großen Augen an.
»Was ist denn, Erma?«, fragte Jenny ungeduldig, bevor Mr. Edgar sich die Küchenmagd greifen und wieder nach unten in den Dienstbotentrakt schleifen konnte.
»Es ist Mr. Bartleby, von dem Laden. Er ist zur Hintertür hereingekommen und wartet in der Küche auf dich.«
Jenny erstarrte.
»Er hat gesagt, wenn ich dich nicht finde und zu ihm bringe, dann kommt er nach oben und sucht dich persönlich.«
»Er hat dich sicher nur auf den Arm genommen«, versuchte Jenny sich selbst zu beruhigen.
Eine leise näselnde Stimme ertönte aus der Dunkelheit hinter ihr und verursachte ihr eine Gänsehaut.
»Ich versichere Ihnen … Lady Eros , das habe ich nicht.«
9
» Lady Eros ?« Das Blut pochte schmerzhaft unter der zarten Haut von Jennys Schläfen.
Als sie Bartlebys Worte hörte, wirbelte Erma herum und rannte die Treppe hinunter, wobei sie die einzige Lichtquelle mitnahm. Im Schein der sich schnell entfernenden Kerze konnte Jenny kaum mehr als das blasse Oval des Männergesichts vor sich ausmachen. Furcht ergriff sie und ließ ihr die Haare zu Berge stehen.
»I-ich weiß nicht, von wem Sie sprechen«, fügte sie stammelnd hinzu, doch ihre Stimme war dünn und bebte vor panischem Schrecken.
»Ich denke schon«, erwiderte Bartleby gelassen.
Mr. Edgars hochgewachsene, hagere Gestalt trat abrupt zwischen sie. Er wirbelte zu Jenny herum und schirmte sie beschützend von dem unhöflichen Ladenbesitzer ab. »Mylady, Sie werden im Salon erwartet.«
»Vielen Dank, Mr. Edgar. Ich komme gleich.«
Mr. Edgar wandte sich leicht um und starrte den kleineren Mann durchdringend an. Jenny hörte, wie Bartleby sich nervös die Lippen leckte, bevor der Butler sich schließlich umdrehte und zum Salon zurückkehrte.
»Mr.
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