Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
seine beiden Hände darüber. »Egal, was geschieht, es wird alles gut werden, Mädchen. Du wirst schon sehen.«
»Alles wird gut werden?« Jenny riss ihren Kopf herum und blitzte ihn mit zornerfülltem Blick an. »Wie können Sie das zu mir sagen? Sie sind es nicht, dessen Leben sich unwiderruflich verändern wird. Sie werden nicht von der Gesellschaft ausgestoßen werden und gezwungen sein, Ihr Leben in Schande zu verbringen.« Ihre Stimme zitterte, und das überraschte sie selbst.
Callum erbebte leicht bei ihren Worten, und sie wusste, dass sie ihn getroffen hatte. Und doch freute es sie nicht. Sie wollte diese Dinge nicht sagen, aber sie fühlte sich so schrecklich verraten.
Wenn er sie liebte, wie er behauptete, würde er die Rache an seinem toten Vater aufgeben und ihr einen Heiratsantrag machen! Natürlich könnte sie den Antrag nicht annehmen, da sie eine Kammerzofe war und er ein Viscount, aber er sollte ihr wenigstens einen Antrag machen.
Ungebetene Tränen sprangen ihr in die Augen.
»Es tut mir leid, Jenny.« Als Callum sie ansah, glänzten seine Augen leicht im kalten Licht, das durch das Fenster fiel.
Jenny starrte ihn stumm an, während eine Träne über ihre Wange kullerte und von ihrem Kinn tropfte. »Mir auch, Lord Argyll, denn bis zu diesem Moment glaubte ich nicht, dass Sie der Schuft sind, der Sie zu sein vorgaben, sondern ein edler, wahrer Gentleman. Doch jetzt sehe ich, dass ich einem schrecklichen Irrtum erlegen bin.«
Callum wurde blass, und Jenny erkannte, dass ihre Worte ihn getroffen hatten wie eine geballte Faust. Doch sie hatte nicht gelogen. Sie hatte jedes Wort ernst gemeint. Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie musste hier schnellstmöglich fort. Musste Abstand zwischen sich und den Viscount bringen, denn es schmerzte sie zu sehr, ihn auch nur anzusehen.
Jenny löste sich aus seiner Umarmung, ging zum Kamin und griff sich ihren Mantel, dann zog sie ihre klammen Schuhe an. Wortlos verließ sie das Zimmer und stieg die Treppe hinab.
Sie hörte Callums barfüßige Schritte auf dem Teppichläufer im Flur über sich.
»Jenny, sei doch nicht kindisch. Du kannst nicht zu Fuß durch den Schnee zum Royal Crescent zurückgehen. Du hast ja noch nicht einmal deine Strümpfe an.«
Sie blieb stehen und klammerte sich haltsuchend an den Endpfosten des Geländers. »Ich kann nicht hierbleiben.« Jenny schaute auf ihren schmutzigen, zerknitterten Mantel und ihre nassen Schuhe. »Ich stelle mich lieber meinem Ruin im kalten Licht des Tages, als mich hier zu verkriechen.«
Sie hörte, wie Callum hinter ihr herkam. Doch wissend, dass er ihr nackt, wie er war, nicht folgen konnte, eilte sie zur Tür, stürzte hinaus in den knietiefen Schnee und machte sich auf den Heimweg.
»Was hast du dir denn nur dabei gedacht, Kind, den ganzen Weg von Laura Place hierher zu Fuß zu gehen, durch den
Schnee?« Mrs. Penny kippte einen weiteren Kessel dampfenden Wassers in das kupferne Sitzbad, in dem Jenny sich aufwärmte.
Jenny lehnte ihren Kopf gegen das aufgerollte Handtuch in ihrem Nacken und schloss ihre Augen. »Ich dachte mir, dass ich einen großen Fehler begangen hätte und dass es besser wäre, stolz erhobenen Hauptes zu gehen, als zu bleiben und seine Almosen anzunehmen.«
»Es ist dein übertriebener Stolz, der dich überhaupt erst in diese missliche Lage gebracht hat. Vielleicht wäre es besser gewesen, zu bleiben und anzunehmen, was immer er dir anzubieten hatte, und deinen Stolz in Laura Place zurückzulassen.« Ihre Mutter schnaubte missbilligend und warf ein Stück Seife in die Wanne.
Wasser spritzte Jenny ins Gesicht. Sie öffnete ganz langsam ihre Augen und starrte ihre Mutter an, während das Wasser von ihrem Kinn rann. »Mama, obwohl noch nichts feststeht, könnte ich diesmal wirklich in der Klemme stecken. Ich brauche jetzt dein Mitgefühl, nicht deine Missbilligung. Gerade du solltest verstehen, was ich durchmache.«
In dem Moment, als die Worte über ihre Lippen kamen, wünschte Jenny, sie könnte sie zurücknehmen.
Ihre Mutter wurde erst blass, dann breiteten sich zwei zornesrote Flecken auf ihren Wangen aus. Ihre Augen verengten sich gefährlich, als sie Jenny ansah. »Wir befinden uns absolut nicht in der gleichen Lage, Mädchen. Absolut nicht .«
Jenny starrte ihre Mutter an. Sie hatte sie noch nie so aufgebracht gesehen. Obgleich sie wütend schien, zitterte sie gleichzeitig aus unerklärlichem Grunde. »Wie meinst du das, Mama?«, fragte sie kleinlaut.
Ihre
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