Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
ausgesprochen hatten, dann würden die Diebe und ihr wahrscheinlicher Anführer, Hercule Lestrange, natürlich teilnehmen. Alle Angehörigen
der feinen Gesellschaft würden Gefahr laufen, einen Schlag auf den Kopf zu bekommen und ausgeraubt zu werden.
Jenny kaute an ihrer Unterlippe. »Die Diebe könnten durchaus teilnehmen.« Sie sah eindringlich in Merediths blitzende Augen. »Deshalb sollten Sie nur falschen Schmuck tragen.«
»Ich stimme dir da zu, aber meine Tantchen wirst du niemals davon überzeugen können. Sie lieben ihre Juwelen zu sehr, um eine Gelegenheit zu verpassen, sie zu tragen«, erwiderte Meredith. »Aber jetzt geh besser und zieh dich um. Gib dir Mühe und zeig dich heute Abend von deiner besten Seite«, rief sie Jenny hinterher, während diese den Flur hinunterging. »Ich habe Lord Argylls Namen auf der Gästeliste gesehen.«
Jeder der Kristallanhänger, die wie Eiszapfen von den Kronleuchtern im Salon der Feathertons baumelten, funkelte, als wäre er von innen erleuchtet. Der goldene Seidendamast an den Wänden reflektierte das Licht und verlieh den bleichen Gesichtern der gesetzten Damen einen warmen Schimmer, während er den rosigen Teint der jüngeren Ladys vergoldete.
Jenny lächelte leise, denn ihr prächtiges elfenbeinfarbenes Kleid sog das flackernde Licht förmlich in sich auf. Sie sah strahlend schön aus, und sie wusste es.
Sie ließ ihre Augen sogleich durch den Salon schweifen auf der Suche nach Callum. Es war noch früh am Abend, doch sie hatte gehofft, dass er bereits eingetroffen wäre. In ihrem Bauch flatterten Schmetterlinge wild umher, und ihre Haut kribbelte vor erwartungsvoller Erregung. Jenny war sich sicher, wenn sie nur unter vier Augen mit ihm sprechen könnte, könnte sie die Kluft überbrücken, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte. Es musste ihr einfach gelingen. Ihr Herz wusste keinen anderen Weg.
»Du siehst heute Abend aber mächtig hübsch aus, Jenny. Richtig lecker«, ertönte eine kehlige Stimme dicht an ihrem Ohr. »Da kriegt man glatt Lust, dich zu vernaschen.«
Sie schaute auf und sah George, einen der Diener, neben sich stehen. Er hielt ihr ein Silbertablett mit Kristallgläsern hin, gefüllt mit bernsteinfarbenem Sherry. Jenny streckte die Hand aus und nahm eins der kleinen Gläser vom Tablett, ohne ihn einer Antwort zu würdigen.
Ein verflixter Schwerenöter im Diener-Pelz war er. Merediths Fibel sollte George ein ganzes Kapitel widmen.
»Das muss wohl bis nachher warten, schätze ich«, fügte er hinzu und zog dabei anzüglich eine Augenbraue hoch, so als dächte er tatsächlich, sie würde sich auf ein Schäferstündchen mit ihm einlassen.
»Vielen Dank für den Sherry, George«, murmelte sie, dann ging sie quer durch den Salon zu dem Marmorkamin auf der gegenüberliegenden Seite. Während sie auf Callum wartete, warf sie sich in Pose - denn es war wichtig, dass das Kleid das Licht im besten Winkel einfing - und betastete nervös den Hut einer als Kerzenhalter dienenden Porzellanfigur.
Es war töricht, Callums Erscheinen derart entgegenzufiebern. Sie hatte ja noch nicht einmal eine Ahnung, was sie zu ihm sagen sollte. Es hatte sich nichts an ihrer Situation geändert - oder an seiner. Dennoch musste sie mit ihm sprechen. Musste versuchen, alles ins Reine zu bringen.
Während Meredith mit beachtlicher Fingerfertigkeit das Fortepiano spielte, ertappte Jenny sich dabei, wie sie mit dem Fuß im Takt wippte.
»Wenn wir uns in einem größeren Saal befänden, würde ich Sie zum Tanz auffordern.«
Beim Klang von Callums Stimme fuhr ein erregender Kitzel durch Jenny, sie drehte sich um und sah ihn in tiefer Verbeugung vor sich stehen. Er schaute sündhaft gut aus in seiner
dunklen Abendjacke, die die azurblauen Streifen seines schlichten eleganten Kilts, den er heute zum ersten Mal trug, perfekt hervorhob. An seinem Revers prangte ein silberner Dolch, besetzt mit einem erstaunlich großen Saphir im Cabochonschliff. Ach, er sah beeindruckend aus.
Jenny drehte sich ins Licht und knickste artig, wobei sie darauf achtete, dass sie ihren Kopf gerade genug neigte, dass ihre Perlenohrringe schaukelten.
Sein Blick huschte zu ihren Ohrläppchen.
Jenny grinste innerlich. Dann ging ihr schlagartig auf, dass sie vielleicht zu liebenswürdig war, zu versöhnlich. Wäre sie die wahre Lady, für die er sie hielt, wäre sie außer sich über die Lage, in die er sie gebracht hatte.
Sie zog anklagend ihre Augenbraue hoch. »Haben Sie mir etwas zu sagen,
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