Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
Lord Argyll? Denn andernfalls sollte ich zu Meredith am Fortepiano gehen«, log sie. »Ich habe festgestellt, dass es ausgesprochen beschwerlich ist, Klavier zu spielen, während man selbst die Noten umblättern muss.«
Doch als sie zu Callum aufblickte, sah sie die tiefe Verzweiflung in seinen warmen dunklen Augen. Schlagartig wollte sie nichts so sehr, wie ihn in ihre Arme zu nehmen und ihm alles zu verzeihen.
In dem kurzen Moment, während ihr dieser Gedanke in den Sinn kam, war es, als hätte Jenny aus Versehen eine Tür offen gelassen, eine Tür, durch die Callum gespäht und gesehen hatte, was wirklich in ihrem Herzen verborgen lag.
Und etwas in ihm veränderte sich … nahm eine neue Form an.
Es war an seinen Augen zu erkennen, an der Art, wie er seine Schultern straffte, an der Entschlossenheit seines Auftretens. Er hatte eine Entscheidung gefällt.
Jenny hielt die Luft an, hatte Angst zu atmen oder sich auch nur zu rühren.
»Jenny, würden Sie mit mir in die Bibliothek kommen, wo wir ungestört sind?«
»Oh.« Jenny schaute zu den Featherton-Ladys auf der anderen Seite des Salons.
Lady Letitia lachte auf ihre ansteckende Art, während sie mit zwei älteren Gentlemen zusammenstand. Doch Lady Violas schmale Lippen und ihre weißen Augenbrauen waren in einem besorgten Ausdruck zusammengepresst.
Etwas war nicht in Ordnung, und eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf drängte Jenny, zu Lady Viola zu gehen, doch dann fühlte sie, wie Callums Finger ihren behandschuhten Handrücken streiften.
»Bitte, Jenny. Ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen.«
Sein Blick hatte etwas unendlich Dringliches, und sie konnte nicht ablehnen. Mit einem letzten Blick zu Lady Viola und der Witwe McCarthy, die neben ihr stand, folgte sie Callum hinaus in den Flur.
Aus reiner Gewohnheit nahm sie eine Kerze aus dem Wandhalter und machte sich, sobald Callum die Tür zur Bibliothek geöffnet hatte, eilig daran, die Kerzen im Zimmer anzuzünden, dann bückte sie sich, um das Feuer im Kamin zu schüren.
Callum streckte seinen Arm aus und ergriff ihre Hand, und sie ließ die Kerze überrascht in die schwach glimmende Glut des Kamins fallen.
»Die Kerze!«, rief Jenny aus und vergaß für einen kurzen Moment, dass sie nicht die Zofe war, die sparsam mit Haushaltsgegenständen umzugehen hatte, sondern eine vornehme Lady.
»Lassen Sie nur.« Callum führte sie zu dem Sessel vor dem Bücherschrank aus Mahagoni und gebot ihr mit einer ausholenden Geste, sich zu setzen. »Bitte.«
Während Jenny in dem Sessel Platz nahm, suchte sie in Callums Augen nach einem Hinweis darauf, warum er sie hierher
geführt hatte. Doch sie konnte sich keinen Reim auf das machen, was sie dort sah, denn die von leuchtendem Gold durchsetzten dunkelbraunen Wirbel zeugten von einem Tumult der Gefühle.
Argyll ging vor ihr auf die Knie. »Jenny, können Sie mir je verzeihen? Sie schenkten mir Ihre Liebe, Ihr Herz, Ihren Körper - und ich habe es zurückgewiesen, als wäre es bedeutungslos.« Er atmete tief durch. »Doch mit Ihnen in jener Nacht zusammen zu sein, mein Gott, das hat mir alles bedeutet. Mehr als Sie je ahnen können. Und ich hoffe, ich kann Ihnen das jetzt beweisen.«
Und plötzlich war Jenny klar, was er vorhatte. Angst packte sie.
»Bitte, Callum. Nein .«
Callum schüttelte bekümmert den Kopf. »Ich weiß, dass ich Ihnen unendlich wehgetan habe …«
Jenny sprang auf. »Nein, das ist es nicht.«
Tu es, Jenny! Sag es ihm. Sag ihm, wer du wirklich bist .
»I-ich …«, stammelte sie. Sag’s ihm .
In diesem Moment flog die Tür auf, und die Witwe McCarthy starrte auf Callum, der vor Jenny kniete.
»Lord Argyll, ich muss mit Ihnen sprechen«, drängte die Witwe.
Callum seufzte. »Ich werde gleich für Sie Zeit haben, Lady McCarthy, aber im Moment bin ich beschäftigt.«
Die Witwe schaute nervös den Flur zu ihrer Linken hinunter. »Ich flehe Sie an. Es gibt da etwas, das Sie wissen müssen, und wenn Sie hören, was ich zu sagen habe, dann werden Sie mir dankbar für die Störung sein, dessen bin ich gewiss.«
Callum erhob sich zögernd und wandte sich zu ihr um.
Die Witwe senkte ihre Stimme beinahe zu einem Flüstern. »Ich habe von etwas Kenntnis, das Ihnen nicht länger böswillig vorenthalten werden darf.«
Die Witwe sah zu Jenny. »Würden Sie uns bitte entschuldigen?«
Jenny blickte Callum an. »Nein, Callum, ich muss zuerst mit Ihnen sprechen.«
Er versuchte, ihre Sorge mit einem Lächeln zu besänftigen. »Wir müssen
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