Stürmische Flitterwochen an der Adria - Lindsay, Y: Stürmische Flitterwochen an der Adria
um sich trösten zu lassen, war sie zu ihm gekommen. Sie hatte ihm ihre Handflächen gezeigt, auf die sie gestürzt war, damit Alex sie untersuchte und ihr versicherte, dass alles in Ordnung war.
Seine Brüder hatten ihn gnadenlos aufgezogen. Er war zehn oder elf Jahre alt gewesen, und sie hatten es urkomisch gefunden, dass Loren sich von ihm hatte trösten lassen. Doch jetzt, da er in der mondhellen Nacht mit der schlafenden Loren in seinen Armen dasaß, erinnerte er sich wieder daran, was er damals insgeheim empfunden hatte. Er hatte sich verantwortlich für sie gefühlt und dafür sorgen wollen, dass ihr nichts zustieß.
Und dann hatte er ihr auf die schlimmste Art und Weise wehgetan, die man sich vorstellen konnte. Er hatte ihr Vertrauen missbraucht und sie in eine Welt zurückgebracht, die ihr fremd geworden war.
Er hätte sich niemals in ihr Leben einmischen und sie zurückbringen dürfen. Sie hatte ihre neue Heimat Neuseeland aufgegeben, um in das Land zurückzukehren, das sie als Kind hinter sich gelassen hatte. Seinetwegen. Er schuldete ihr etwas, um das wiedergutzumachen. Zwar stand er seinem Großvater und Isla Sagrado gegenüber in der Pflicht, doch war er jetzt ein verheirateter Mann – und seine Frau sollte von nun an an erster Stelle stehen.
Helles Sonnenlicht weckte Loren am nächsten Morgen, und schläfrig streckte sie sich auf den zerwühlten Decken, bis ihr plötzlich bewusst wurde, dass sich unter ihr keinesfalls Decken befanden, sondern ihr Ehemann. Loren war in der Nacht dort liegen geblieben, wo sie in seinen Armen eingeschlafen war – quer über seinem Körper. Das köstliche Aroma seiner Haut – eine Mischung aus Gewürzen und Limonen – vermengte sich mit seinem warmen, maskulinen Duft. Tief atmete sie ein und spürte Verlangen in sich aufsteigen. Genussvoll räkelte sie sich ein weiteres Mal.
„Loren, entweder hörst du damit auf, oder ich kann für nichts garantieren.“
„Oh!“ Erschreckt löste sie sich von ihm und sprang vom Bett. Beschämt wandte sie den Blick von ihm ab, denn es war offensichtlich, dass ihre Bewegungen von eben eine unmissverständliche Wirkung auf Alex gehabt hatten. „Entschuldigung! Das habe ich nicht gewollt!“
Sie hörte, wie Alex sich seufzend streckte, und widerstand dem Drang, ihn wieder anzustarren und seinen Anblick zu genießen.
„Ja, ich bin sicher, dass du das nicht gewollt hast.“
Bei dem müden Klang seiner Stimme fühlte Loren sich auf einmal schuldig, denn er hatte sie getröstet, ohne Fragen zu stellen. „Es tut mir leid, Alex. Wirklich.“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „Danke für letzte Nacht.“
„Keine Ursache. Das machen Eheleute doch schließlich so, oder?“
„Ja, also, ich weiß das sehr zu schätzen.“ Unsicher trat sie von einem Fuß auf den anderen.
„Geh ruhig duschen, Loren. Du bist sicher vor mir. Wie ich letzte Nacht gesagt habe: Ich werde die Situation nicht ausnutzen und dich zu nichts zwingen.“
„Zu nichts anderem, als mich zu heiraten, wolltest du wohl sagen.“
Abrupt sprang Alex auf, und Loren konnte den Blick nicht von seinem Oberkörper abwenden. Sie bewunderte seinen flachen Bauch und die zarte Spur feiner, dunkler Haare, die sich von seinem Bauchnabel bis unter den Bund seiner Pyjamahose zog. „Bemerkungen wie diese gehören sich nicht für eine Frau von deiner Intelligenz. Was auch immer man mir vorwerfen mag, ich habe dich nicht gezwungen, mich zu heiraten“, sagte er in einem drohenden Tonfall, und sie merkte ihm an, dass er nur mühsam sein Temperament zügelte.
Beschämt senkte Loren den Blick. Alex hatte ja recht. Sie musste aufhören, ihn zu behandeln, als wäre er ganz allein schuld an ihrer Lage. Wütend verließ er das Zimmer und knallte lautstark seine Schlafzimmertür hinter sich zu.
Sie musste sich bei ihm entschuldigen. Und bevor sie ihre Meinung ändern konnte, folgte Loren ihm und klopfte zögerlich an die Tür zu Alex’ Schlafzimmer. Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter und trat langsam in den Raum. „Es tut mir leid, dass ich das gesagt habe. Das war nicht okay.“
Alex’ verärgerter Gesichtsausdruck entspannte sich ein wenig, und er nickte ihr zu. „Entschuldigung angenommen.“
„Danke.“ Weil sie nicht sicher war, was sie als Nächstes tun sollte, begann Loren, die Tür wieder zu schließen. „Ich lasse dich allein, damit du dich umziehen kannst.“
„Loren?“
„Ja?“
„Ich bin kein Ungeheuer, weißt du? Ich bin einfach ein Mann. Ein
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