Stuermische Gefahr
mindestens 200 Stundenkilometern. Lily, das Krankenhaus. Alles was ihr noch geblieben war befand sich in New Orleans. Aidans Plan war , sie in ein Hotel zu bringen. Und dann? Sollte sie dort einfach warten und hoffen, dass er käme und sich erklärte? Sie hatte alles getan, was sie für Aidans Bruder tun konnte. Sie hatte Aidan geholfen , die Unterlagen zu finden. Sie hatte versucht mit Cameron zu reden. Sie konnte hier nichts mehr tun, aber in New Orleans. Da würde man sie brauchen. Und warum sollte sie den Abschied von Aidan in die Länge ziehen? Es war alles gesagt zwischen ihnen. Sie drückte Barretts Hand. „Wir sind sicher gleich da. Dann wird alles gut.“
Barrett sah sie an. „Warum hast du dann Tränen in den Augen.“
„Es ist nichts, ich will nur so schnell wie möglich nach Hause.“
Scarlett hatte keine Ahnung, wo sie waren, als der Pick -Up hielt. Aida n stieg aus und kam auf sie zu.
„ Ich will so schnell wie möglich weiter. Hier ist etwas Geld. Check in dem Motel hier ein. Ich komme so schnell wie möglich zu dir.“
Er half ihr vom Wagen herunterzusteigen. Sie verstand, dass jetzt keine Zeit für lange Gespräche war, er musste seinen Bruder hier wegbringen. Aber es würde kein Gespräch mehr geben. Sie nahm das Geld. Sie würde es nicht in dieses Motel investieren, sondern in einen Mietwagen. Er sah sie ein dringlich an.
„Vertrau mir.“
Gott, wieso war das nur so schwer ? Sie sah ihn nicht an, nickte jedoch, und schämte sich dafür. Verdammt noch mal. Aber sie konnte einfach nicht. Sie hatte einmal die Hölle mit Cameron erlebt, sie konnte sich jetzt nicht auf jemanden einlassen , von dem sie nichts wusste und vermutete, dass dieser Jemand ein Killer war. Egal, wie fürsorglich er zu seinem Bruder war und auch um Lance hatte er sich gekümmert. Sie warf einen letzten Blick auf ihn. Er zögerte einen Moment, dann senkte er seine Lippen auf ihren Mund. Sie schloss die Augen. Ein letztes Mal dieses Gefühl der Wärme. Dann war er auch schon verschwunden. Jetzt war es an Lance , hinten zu sitzen und sich um Barrett zu kümmern. Sie war sich sicher, dass sie keinen von ihnen jemals wiedersehen würde.
13
28. August 2005,
Airline Highway (Abschnitt der Route 61), zwischen Baton Rouge und New Orleans
Scarlett hatte freie Fahrt. Sie hatte die Nachrichten verfolgt. Niemand war so verrückt , jetzt nach New Orleans zu fahren. Die Gegenrichtung war voll. Aber sicher nicht mit dem Highway 90 zu vergleichen. Sie wollte gar nicht wissen, wie es da jetzt aussah. Alle würden versuchen über die 90 nach Texas zu gelangen.
Der Mann an der Rezeption im Motel hatte ihr geholfen , schnell an einen Mietwagen zu kommen und hatte ihr ein Handy mit einer Prepaidkarte überlassen, das er nicht mehr benötigte. Sie war sofort losgefahren, aber dann war ihr noch diese verflixte Panne dazwischengekommen, die ein paar wertvolle Stunden gekostet hatte. Sie rechnete damit , am späten Nachmittag oder frühen Abend in New Orleans anzukommen. Wie sie Lily und ihre Familie einschätzte , würden sie den Sturm aussitzen. So machten es die altein gesessenen Einwohner von New Orleans. Aber da hatte sie ein Wörtchen mitzureden. Sie musste sie zumindest überzeugen , ins Stadion zu gehen. Nach allem was passiert war, gab es sonst niemanden mehr auf dieser gottverdammten Erde. Ihre Mutter, aber die war vermutlich in Sicherheit. Außerdem hatten Lily und ihre Familie noch ihr ganzes Leben vor sich , und verdammt noch mal, sie würde ihnen helfen , wo sie nur konnte. Lily hatte ihr bedingungslos geholfen. Jetzt war sie an der Reihe.
Ihr Magen knurrte. Sie hatte seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen. Sie würde auch nichts runter bekommen. Seit sie Camerons Anwesen verlassen hatte, waren da dieser Klumpen in ihrem Magen und die Stiche in ihrem Herzen. Wie oft hatte sie Vom Winde verweht gelesen. Von den großen Gefühlen geträumt. Hatte geweint am Ende, jedes Mal, weil es kein Happy End für Scarlett und Rhett gegeben hatte. Vielleicht hätte sie sich einen anderen Namen als Scarlett geben sollen. Denn für sie hatte es auch kein Happy End gegeben. Aber hätte ihr nicht jemand sagen können, wie weh so etwas tat? So weh, dass man noch nicht mal mehr weinen konnte? Sie hatte ein Phantom geliebt. Einen Mann ohne Gedächtnis, der dann zu einem Killer geworden war, dem , so wie es aussah , kein eigenes Leben zustand.
Warum ausgerechnet er? Warum hatte sie sich nicht in Lance verlieben können? Hätte, wenn und
Weitere Kostenlose Bücher