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Stuermische Gefahr

Stuermische Gefahr

Titel: Stuermische Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alia Cruz
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aber. Das half nicht. Abgesehen davon war es Aidan , in den sie sich verliebt hatte. Ja, warum? Als er bei ihr gewesen war, ohne Erinnerung, da hatte sie ihn gesehen. So wie er war. Ohne Vergangenheit. Und was sie da gesehen hatte, war ein liebevoller, leidenschaftlicher Mann. Ein Mensch, der für andere da war. Der ihr vertraut hatte. Aber wenn sie ehrlich war, war er auch jetzt noch so. Er hatte doch schließlich Lance, Barrett und ihr selbst das Leben gerettet. Warum nur lief sie wieder davon? Sie fand keine Antwort darauf und schlug auf das Lenkrad ein. Umfasste es aber gleich wieder. Sie musste damit aufhören. Sie durfte nicht mehr an ihn denken.
    Eine Straßensperre brachte sie dazu anzuhalten. Ein Officer kam auf sie zu. Sie kurbelte das Fenster herunter. Er nickte ihr kurz zum Gruß zu. „Sie sollten umdrehen. Haben Sie nicht von Katrina gehört?“
    Bevor er zu weiteren Erklärungen ansetzen konnte sagte sie: „Ich bin Krankenschwester. Glauben Sie mir, wenn es so schlimm wird, wie alle sagen, dann wird dort jede Hilfe benötigt werden.“
    Er sah sie an und schien zu überlegen. „Okay.“ Er schüttelte zwar den Kopf, gab aber ein Zeichen an einen weiteren Officer, der die Barriere der Straßensperre für sie beiseiteschob. „Viel Glück, Lady.“
    „Danke, Ihnen auch.“ Sie passierte die Sperre. Ob der Mann Familie hatte? Ob er sie in Sicherheit gebracht hatte? Sie wünschte es ihm von Herzen. Sie selbst würde als Erstes ins Krankenhaus fahren. Wie sie Lily kannte, war sie bestimmt dort. Dann warf sie einen kurzen Blick auf den Beifahrersitz. Es brachte nichts zu spekulieren. Sie wählte die Nummer des Krankenhauses. Die einzige Nummer, die sie im Kopf hatte. Hoffentlich war Lily dort. Sie wartete und hatte Glück, als sie die vertraute Stimme hörte.
    „Lily, ich bin es. Ich bin auf dem Weg zu euch.“
    „Was? Scarlett bist du wahnsinnig? Warum bist du nicht in New York?“
    „Ich hatte nie vor , dort hinzufahren.“
    Ein überraschtes „oh“ ertönte vom anderen Ende der Leitung. „Ich wollte mit Cameron reden, aber das ist alles schiefgelaufen. Er ist verschwunden und Aidan hat …“ Wie sollte sie all das in ein paar Sätze packen?
    „Ich erkläre dir alles später.“ Es hatte keinen Sinn, sie musste erst mal zur Ruhe kommen, wenn sie bei Lily wäre.
    „Nein, du musst umdrehen. Hörst du! Seit heute Morgen werden alle aufgefordert , sich in Sicherheit zu begeben. Wenn du mich fragst , viel zu spät. Katrina wirbelt mit Stärke 5 über den Golf von Mexiko. Böen von 344 Stundenkilometern sind da unterwegs. Du bist verrückt, wenn du herkommst.“
    „Und ihr seid genauso verrückt, dass ihr noch da seid.“ Sie würde sich von Lily nicht aufhalten lassen.
    „Ich habe meine Mutter bekniet, die Stadt noch zu verlassen, aber sie hat recht. Womöglich säßen wir dann mitten auf dem Highway fest, wenn Katrina über Louisiana hinwegfegt. Jetzt schaffen wir es nicht mehr nach Texas.“
    „Warum seid ihr denn nicht früher gefahren, verdammt noch mal?“ Wieder war da dieser Wunsch , auf das Lenkrad einzuhämmern.
    „Meine Mutter wollte nicht. Die a nderen habe ich alle weggeschickt. Sie sind bei Carla in Kalifornien. Einer muss doch bei meiner Mutter bleiben.“
    „Ihr wollt den Sturm zu H ause aussitzen? Geht wenigstens ins Stadion, wir treffen uns dann da.“
    Ein bitteres Lachen erklang in der Leitung. „Sie geht nicht ins Stadion, ihre größte Sorge ist, dass der Strom und damit der Fernseher ausfallen. Wir haben alles mit Brettern vernagelt. Wir werden das schon überstehen.“ Sie versuchte zuversichtlich zu klingen, aber sie konnte Scarlett nichts vormachen. Lily hatte Angst. Scarlett wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Wie sollte sie Lily von diesem Plan abbringen?
    „Erinnerst du dich an den Pecanbaum hinter unserem Haus? Er steht da schon so lange. Er ist so tief in der Erde verwurzelt , und so ist wohl auch meine Mutter. Wir werden im Haus bleiben. Uns wird nichts geschehen.“
    Scarlett fragte sich, zu wessen Beruhigung Lily das sagte. Wahrscheinlich zu ihrer beider.
    „Es ist nur ein Haus, Lily.“
    „Ein Haus voller Erinnerung. Wir leben seit vielen Generationen dort.“
    Scarlett begriff, dass sie Lily nicht würde umstimmen können. „Ich komme zu euch.“ Dann legte sie einfach auf. Lily würde sie ebenso wenig umstimmen können.
    Scarlett hörte die Worte des Bürgermeisters von New Orleans aus dem Radio erklingen: „Dieser Sturm wird stärker sein als wir.

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