Stürmische Liebe in Cornwall
sämtliche Pläne ruiniert. Wenn er also jemanden umbringen will, wärest du derjenige. Übrigens hat meine Tante ihn gestern fortgeschickt!“
„Das alles tut nichts zur Sache!“, sagte Drew gereizt, da ihm plötzlich bewusst wurde, wie nahe sie dem Tode gewesen war und welches Risiko sie auf sich genommen hatte. „Was glaubst du, wie ich mich gefühlt hätte, wenn du getötet worden wärst? Hast du nicht an deine Familie gedacht? Du bist unbesonnen und eigensinnig, und meine Geduld mit dir ist am Ende!“
„Dann geh und lass mich in Ruhe!“, rief Marianne, den Tränen nahe. „Wenn du mich nicht belogen hättest, hätte ich wahrscheinlich niemals …“ Sie unterbrach sich kurz, dann fügte sie hinzu: „Du sagst, ich bin unbesonnen und eigensinnig – du bist leichtsinnig und verantwortungslos! Ein Mann in deiner Position sollte sich nicht auf windgepeitschten Klippen herumtreiben und Spione jagen! Von dir sind so viele Menschen abhängig …“ Sie schluckte hart. „Lass mich, ich komme allein nach Hause. Ich brauche deine Hilfe nicht!“
„Das ist mir gleich, ich werde dich auf jeden Fall nach Hause tragen.“ Mit diesen Worten hob Drew sie abermals auf seine Arme und schritt mit grimmiger Miene dem Herrenhaus entgegen.
Marianne fühlte sich zu elend, um sich weiter zu sträuben. Krampfhaft drängte sie die Tränen zurück, die ihr nicht nur in den Augen standen, weil ihr Knöchel heftig schmerzte.
Drew schwieg ebenfalls, bis er sie vor dem Portal absetzte. Düster sagte er: „Auch wenn Humble sich erst einmal aus dem Staub gemacht hat, ist dir sicher klar, dass du dich weiterhin vor ihm in Acht nehmen musst! Er wird sich rächen wollen.“
„Danke fürs Heimbringen“, murmelte Marianne, der bewusst war, dass sie es mit dem verletzten Fuß nicht allein nach Hause geschafft hätte. „Und danke für die Warnung.“
„Ich muss zurück, es gibt noch zu tun“, sagte er rau. „Leider ist das Ganze noch nicht vorbei.“
Marianne humpelte ins Haus, in so aufrechter Haltung, wie es nur möglich war. Sie wollte ihn nicht sehen lassen, wie schwer ihr die wenigen Schritte fielen. An der Tür wandte sie sich noch einmal um und blickte dem Davoneilenden nach. Natürlich gab es für ihn noch Arbeit, denn seine eigentliche Aufgabe war noch nicht erfüllt. Wie wütend er sein musste, da zwar die Schmuggler und der Spion gefasst waren, nicht jedoch der Verräter, um den es ihm eigentlich ging.
Bestimmt machte Drew sie für den Fehlschlag verantwortlich und war zornig auf sie, so wie sie auf ihn, als sie erfahren hatte, wer er wirklich war. Wahrscheinlich würde er sich jetzt von ihr fernhalten. Der Gedanke ließ sie fast in Tränen ausbrechen, doch sie schalt sich töricht. Was machte es schon, wenn er ihr zürnte! Er hatte sie sowieso nur verführen wollen! Der Marquis of Marlbeck würde niemals ein mittelloses Mädchen heiraten, selbst wenn es von Adel wäre.
Sie trat ins Haus und schleppte sich mühsam bis zum Fuß der Treppe.
Bessie erschien in der Halle. „Miss, was ist geschehen? Wo waren Sie nur so früh? Sollen wir den Arzt holen lassen?“ Das Mädchen stützte sie und half ihr auf ein Sofa im Kleinen Salon.
„Ja, ich fürchte, wir müssen ihn bemühen. Ich bin gestolpert und umgeknickt.“
„Ich schicke gleich den Burschen los“, beteuerte Bessie. „Und dann bringe ich Ihnen eine schöne Tasse Tee, Miss. Bleiben Sie nur hier sitzen.“
Während Bessie geschäftig davonhuschte, lehnte Marianne sich erschöpft zurück. Nun endlich rannen ihre Tränen. Drew würde sich von ihrem Zornausbruch abgestoßen fühlen … und sie musste aufhören, ihn Drew zu nennen. In Zukunft durfte sie nicht vergessen, ihn mit dem gehörigen Titel anzusprechen … und er würde sowieso abreisen … und sie würde ihn nie wiedersehen.
„Hüte du nur das Bett, wie Dr. Thompson angeordnet hat, Kind“, mahnte Lady Edgeworthy, als sie Marianne in deren Zimmer aufsuchte. „Er sagt, dein Knöchel ist verrenkt. Welch ein Glück, dass nicht Schlimmeres geschah. Wandere nie wieder so früh am Morgen in den Klippen herum, wenn man die Unebenheiten noch nicht sieht.“
Um die Tante nicht zu beunruhigen, hatte Marianne nichts von ihrem Abenteuer erzählt, also antwortete sie nachgiebig: „Ja, ich war unbedacht. Sei mir nicht böse, ich werde es auch bestimmt nicht wieder tun.“
„Liebes, ich bin froh, dass deine Mama und deine Schwester bald kommen. Ich glaube, nach diesem Schock brauchst du sie. Dann fahren wir
Weitere Kostenlose Bücher