Stürmische Liebe in Cornwall
ist. Hier kann ich ihm Essen verschaffen, und zumindest hat er genug Wein.“
Der andere lachte. „Das wird ihm gefallen. Aber wenn jemand in den Keller kommt?“
„Raoul ist klug genug, sich nicht entdecken zu lassen. Im Übrigen habe ich einen Schlüssel, den werde ich stecken lassen, nachdem ich von innen abgeschlossen habe. Bis man dann von außen eine Möglichkeit gefunden hat, die Tür zu öffnen, hat Raoul Zeit, in den Stollen zu verschwinden. Er muss sich hiermit abfinden. Mehr kann ich nicht tun“, entgegnete Hambleton grimmig.
„Passen wird es ihm nicht. Immerhin war dir sein Gold gut genug – wie uns allen –, dafür erwartet er Rückhalt. Und nun lass uns verschwinden, wir habe schon Lärm genug gemacht.“
„Dem Himmel sei Dank, bald ist alles vorbei“, sagte Joshua. „Ein verflixtes Pech, dass morgen die Flut so spät kommt! Erst früh um sechs ist der Wasserstand am höchsten, den brauchen sie, sonst zerschellen sie an den Felsen.“
„Dann ist es schon hell genug, um von Spähern gesehen zu werden. Verdammt riskant, aber er hat es so angeordnet. Jetzt raus hier, komm!“
„Erst noch der Schlüssel!“ Joshua ging zwischen den Regalen durch zur Treppe, und Marianne verkroch sich mit angehaltenem Atem noch tiefer in die Dunkelheit. Nur nicht entdeckt werden … Doch er kam schon zurück, und sie hörte, wie die beiden Männer das schwere Regal, das abermals aufkreischte, hinter sich zuzogen.
Erleichtert aufseufzend vernahm Marianne, wie der Mechanismus mit einem Klicken einrastete. Nun wies nichts mehr darauf hin, dass jemand hier gewesen war. Die zerschmetterte Flasche konnte man einem unachtsamen Dienstboten zuschreiben.
Einen Moment wartete sie noch, dann hob sie die Kerze, die sie wie erstarrt die ganze Zeit umklammert hatte, und zündete sie wieder an. Das Herz hämmerte ihr in der Brust, und ihr war ein klein wenig übel, während sie den Gang entlang zurück zum Fuß der Treppe ging. Mechanisch tauschte sie die Kerze gegen ihr Nachtlicht und kletterte die engen Stiegen hinauf. Oben schloss sie die Tür auf, zog den von Hambleton mitgebrachten Schlüssel ab und verließ den Keller. Dann verschloss sie die Tür von außen wieder und steckte beide Schlüssel ein.
Inzwischen hatte sie sich so weit gefasst, dass sie wieder folgerichtig denken konnte. So, sie hatte also nun beide Schlüssel, was hieß, dass niemand durch den Keller ins Haus gelangen konnte – und niemand konnte von hier aus versehentlich dem ungebetenen Besucher da unten über den Weg laufen und möglicherweise getötet werden. Was war nun zu tun?
Ihr war klar, sie musste ihren Stolz vergessen und Drew benachrichtigen. Im Dunkeln jedoch wagte sie nicht, zum Cliff-Cottage zu eilen, noch mochte sie um diese Stunde die Dienerschaft wecken. Mittlerweile war ihr Zorn auf Drew verflogen; sie wusste, dass es ihre Pflicht war, ihn von den Vorgängen zu benachrichtigen. Was bedeutete schon ihr verletzter Stolz, wenn ein französischer Spion kommen und gehen konnte, wie es ihm gefiel. Sie beschloss, sobald der Morgen graute, so rasch ihre Füße sie trugen, hinaufzulaufen und ihm alles zu berichten … alles andere lag bei ihm.
Die Schlüssel würde sie vorläufig in ihrem Zimmer verstecken. Morgen Vormittag dann wollte sie ihrer Tante von ihrer Entdeckung erzählen und dafür sorgen, dass Handwerker kamen und den geheimen Durchlass zumauerten.
Zurück in ihrem Zimmer legte sie sich so, wie sie war, aufs Bett. Sie musste ruhen, durfte jedoch auf keinen Fall einschlafen. Nun bereute sie, dass sie Drew am Abend nicht von Hambletons Abreise benachrichtigt hatte. Allerdings hatte sie ja da noch nicht gewusst, was sie nun wusste.
Verdammt, die Nacht ist viel zu eisig, um hier zwischen den Felsen zu hocken, dachte Drew. Er lauerte am Strand in der Nähe der Höhle und wartete darauf, dass draußen in der Bucht ein Schiffssignal aufblitzte. Dankbar verkroch er sich tiefer in seinen warmen Militärmantel, der ihn schon in mancher üblen Nacht gewärmt hatte, und dachte sehnsüchtig an sein warmes Bett und an einen weichen Körper an seiner Seite. Unwillkürlich musste er lächeln, während er sich ganz kurz seinen Träumen hingab. Die waren übrigens in der letzten Zeit immer sinnlicher geworden, denn keine andere Frau hatte ihn je derart erregt wie diese eine.
Teufel auch! Wenn das Schiff, das seit geraumer Zeit vor der Bucht kreuzte, das erwartete war, ließen die Burschen sich verflixt viel Zeit damit, ein Boot zu Wasser zu
Weitere Kostenlose Bücher