Stürmische Liebe in Cornwall
stören.“
„Nun, wenn Sie schon Bescheid wissen, dann seien Sie so gut, Mr. Jensen diese Schlüssel auszuhändigen, die ich vorsorglich an mich genommen hatte.“ Marianne erklärte, was es mit den Kellerräumen auf sich hatte.
„Wie tapfer Sie gehandelt haben!“, rief Jane bewundernd. „Den Mut hätte ich, glaube ich, nicht gehabt!“
„Ach, an die Gefahr dachte ich in dem Moment nicht“, sagte Marianne ehrlich. „Ich wusste nur, wie wichtig es für Drew – Lord Marlbeck – war.“ Sie erzählte den Hergang ausführlich, dann fügte sie hinzu: „Den Franzosen haben sie, aber der englische Spion konnte entkommen.“
„Ist das nicht erschreckend? Zu denken, dass wir die ganze Zeit einen solchen Menschen hier beherbergten! Alle hätten wir in unseren Betten ermordet werden können!“ Jane schauderte zusammen. „Ich werde erst wieder ruhig schlafen, wenn sie ihn gefangen haben.“
„Er wird doch kaum noch einmal herkommen? Ihm muss klar sein, dass sein Plan schiefging. Die Schmuggler sind im Gefängnis – oder gar tot, was entsetzlich ist, denn einige von denen sind wohl Fischer aus dem Ort, die nur versuchten, ihren Lebensunterhalt aufzubessern. Den Spion hat Mr. Hambleton eingeschleust.“
„Mit den Familien fühle ich natürlich, doch trotzdem ist Schmuggeln nicht rechtens.“
„Drew jedenfalls wäre allein wegen der Schmuggelei nicht hergekommen. Er war auf den Verräter aus! Und der ist nun entschlüpft.“
„Das ist nicht Ihr Fehler, Marianne. Dass man den Franzosen erwischte, ist zu einem großen Teil Ihnen zu verdanken – Ihrem Mut!“
„Ach nein, Drew war sehr verärgert über mein Auftauchen.“
„Gewiss nur, weil er Angst um Sie hatte. Heute war er ja hier und erkundigte sich nach Ihnen. Er erzählte uns alles. Wir alle finden, dass Sie schrecklich tapfer waren, wenn auch ein wenig …“ Jane suchte nach einem Ausdruck.
„Töricht?“, bot Marianne an.
„Übereilt. Ihren Mut hätte ich niemals gehabt.“
„Wechseln wir das Thema“, bat Marianne. Noch ein Wort darüber, und sie würde schreien. „Sagen Sie lieber, ob für die Hochzeit noch etwas fehlt. Noch ist Zeit, ein paar hübsche Dinge zu nähen.“
„Ach, mein Leben verlief so ruhig, dass ich genug Muße zum Nähen hatte.“ Befangen fügte sie hinzu: „Trotz allem hoffte ich ja doch, eines Tages zu heiraten.“
Marianne beugte sich vor und griff nach Miss Trevors Hand. „Ich freue mich so sehr für Sie, Jane. Wenn mein Knöchel wieder heil ist, werden wir Tante Bertha um die Kutsche bitten und in Truro ein paar hübsche Sachen kaufen.“
„Sie sind so freundlich. Ich bete, dass Sie eines Tages genauso glücklich werden, wie ich es jetzt bin. Sicher werden auch Sie bald einen sehr netten Gentleman finden.“
„Ach, ich weiß nicht.“ Marianne unterdrückte einen Seufzer. Drew war abgereist, ohne mit ihr zu sprechen; er musste wirklich böse auf sie sein. Sie selbst bereute ihren Temperamentsausbruch mittlerweile sehr. Wie sehr Drew ihr hier fehlen würde!
9. KAPITEL
Zwei Tage später saß Marianne unten im Salon, als Bessie hereinkam und ihr einen Brief überreichte. „Kann ich Ihnen noch etwas holen, Miss?“, fragte sie breit lächelnd.
„Nein, danke, Bessie. Außerdem schmerzt mein Fuß kaum noch, ich denke, ich komme allein zurecht.“
„Aber der Doktor sagte, Sie müssen ruhen, Miss. Und wir sind Ihnen gern zu Diensten. Alle sagen, ohne Sie wäre der Spion davongekommen.“ Bessie schaute sie mit glühender Bewunderung an.
Marianne wehrte verlegen ab und wandte sich ihrem Brief zu. Was sie las, betrübte sie. Ihre Mutter schrieb, dass der Umzug in das Pförtnerhaus sehr unerfreulich ausgegangen sei. Nicht nur, dass alles eng und wenig komfortabel war, noch dazu hatte es während eines Unwetters durchs Dach geregnet, direkt in Lucys Bett. „Und du weißt ja, wie tief Lucy schläft“, las Marianne. „Sie merkte es nicht und lag die ganze Nacht im Nassen und erkältete sich heftig. Es ging ihr einige Tage sehr schlecht. Deshalb sind wir nun sehr froh, dass Tante Bertha uns eingeladen hat, bei ihr zu wohnen. Ich kann ihr gar nicht genug danken. Natürlich hätte ich nie darum gebeten; du weißt, wie ich darüber denke, doch nun hat sich ja alles zum Besten gewendet.“
Während Marianne noch über den Zeilen brütete, trat Lady Edgeworthy ein. „Oh, ist das ein Brief von deiner Mutter? Sie schrieb auch mir und dankte mir überschwänglich, doch davon will ich gar nichts hören! Warum
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