Stürmische Romanze
„Wie bitte?“ fragte er. Unwillkürlich hatte er Sizilianisch gesprochen.
Sie antwortete auf Italienisch. „Ich habe Sie gefragt, ob Sie einen Kaffee trinken möchten, bevor wir starten“, erwiderte sie.
Giovanni wollte nur, dass das Flugzeug ihn so schnell wie möglich nach Sizilien brachte. „Das wäre schön“, sagte er kurz angebunden.
Die junge Frau bot ihm auch Gebäck an, doch Giovanni schüttelte nur den Kopf und machte eine ungeduldige Handbewegung.
Die restliche Zeit des Flugs verbrachte er damit, Geschäftspapiere durchzugehen, die er eigentlich auch später noch hätte bearbeiten können. Doch er wollte sich unbedingt ablenken, denn sonst würde er unaufhörlich an Kates feuerrotes Haar und ihre leuchtend grünen Augen denken.
Du bist auf dem Weg nach Hause, ermahnte er sich.
Und du weißt, was das bedeutet.
Während Giovanni im Flugzeug saß, lief Kate im Apartment hin und her, und ihre Verzweiflung verwandelte sich langsam in unbändige Wut. Indem Giovanni einfach ohne ein Wort verschwunden war, hatte er aus der wundervollen Nacht einen bedeutungslosen One-Night-Stand gemacht.
Kate konnte weder essen noch schlafen oder sich auf irgendetwas konzentrieren. Je länger sie über Giovannis Verhalten nachdachte, umso wütender wurde sie. Doch noch schlimmer war der Gedanke, dass sie ihn vermutlich nie wiedersehen würde.
Mehrmals griff Kate nach dem Telefonhörer, um Giovanni anzurufen. Aber jedes Mal unterließ sie es. Doch dann kam ihr ein Gedanke: Wie sollte Giovanni jemals lernen, mehr Rücksicht auf die Gefühle anderer zu nehmen, wenn ihm niemand die Meinung sagte? Vielleicht war sie lediglich eine von vielen Frauen, denen er das Herz gebrochen hatte.
Giovanni hielt vor dem Hauptsitz des Calverri-Unternehmens und überlegte, wie sein Leben sich so plötzlich hatte verändern können. Nach außen hin schien alles beim Alten geblieben zu sein: Die Sonne brannte unbarmherzig auf die trockene Erde, und der Himmel über der herrschaftlichen alten Villa war strahlend blau. Hier, in den Calverri-Silberschmieden, arbeiteten begabte Handwerker, von denen die meisten schon fast ihr ganzes Leben für das Unternehmen tätig waren.
In liebevoller Feinarbeit und nach uralter Tradition fertigten sie wunderschöne kostbare Stücke. Jedes Frühjahr kamen Lehrlinge aus allen Teilen der Welt, um von den erfahrenen Mitarbeitern zu lernen. Sie brachten neue Ideen und frischen Wind in das alte Familienunternehmen ein.
Giovanni seufzte und machte sich auf den Weg zum Büro seiner Sekretärin. Sein schlechtes Gewissen belastete ihn sehr. Bald würde er mit Anna sprechen müssen.
Seine Sekretärin Gabriella blickte auf und lächelte erfreut, als er eintrat. „Giovanni, Sie kommen aber spät!“ Doch ihr Lächeln erstarb, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. „Was ist passiert?“ fragte sie.
War es ihm so deutlich anzusehen, wie er sich fühlte? Normalerweise konnte Giovanni immer sehr gut verbergen, was in ihm vorging.
„Es war eine lange und anstrengende Reise.“ Er zuckte betont gelassen die Schultern und nahm einen Stapel Papiere, die seine Sekretärin für ihn bereitgelegt hatte. „Ich werde mich gleich um die wichtigsten Dinge kümmern. Dann fahre ich zu Anna.“
Gabriella lächelte verständnisvoll. Vor einiger Zeit hatte sie einmal für ihn geschwärmt. Doch sie wusste, dass ein Mann wie Giovanni für sie unerreichbar war. Und jetzt betete sie Anna geradezu an – ebenso wie alle anderen.
„Ist die Bestellung rechtzeitig nach Texas verschickt worden?“ fragte Giovanni.
„Natürlich.“
„Und wie läuft das skandinavische Projekt?“
„Noch weitaus besser als erwartet.“
Giovanni nickte, konnte sich jedoch nicht richtig über diese guten Nachrichten freuen. In seinem Arbeitszimmer setzte er sich an den Schreibtisch und ging die wichtigsten Papiere durch. Sobald er fertig war, stand er wieder auf und verabschiedete sich von seiner Sekretärin.
„Bis morgen, Gabriella.“
„Bis Morgen, Giovanni.“
In diesem Moment klingelte das Telefon, und Gabriella nahm den Hörer ab. „
Pronto!“
Kate war so nervös, dass sie das Gefühl hatte, in Ohnmacht zu fallen. „Sprechen Sie … sprechen Sie Englisch?“ fragte sie stockend.
„Selbstverständlich.“ Eine kurze Pause folgte. „Wen möchten Sie denn sprechen?“
Kate atmete tief ein. „Giovanni Calverri. Ist er da?“
„Und wie lautet Ihr Name?“ fragte Gabriella, und ihre Stimme klang plötzlich sehr kühl.
Kate wollte
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