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Stürmische Verlobung

Stürmische Verlobung

Titel: Stürmische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Caskie
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Straße hinauf gewartet. Als sie nun vor das Haus fuhr, sah Magnus aus dem Augenwinkel eine schnelle Bewegung auf der anderen Straßenseite. All seine Muskeln und Nerven waren augenblicklich aufs Äußerste gespannt, während er hinter seinem Wagen hervorspähte. Eine dunkle Kutsche, beinahe unsichtbar in den Nebelschwaden, hatte zwei Häuser weiter angehalten. Das Wagenfenster war geöffnet, das konnte er erkennen, doch sonst konnte er kaum Einzelheiten ausmachen. Plötzlich erhellte für einen flüchtigen Moment eine aufzüngelnde Flamme das ebenholzschwarze Wageninnere.
    Magnus kniff die Augen zusammen und spähte angestrengt, doch das matt glühende Ende einer Zigarre war alles, was er sehen konnte.
    Er hatte den unbestimmten Eindruck, dass er beobachtet wurde.

Regel neun
    Am Morgen ist der Kampfgeist stark und entschlossen, im Laufe des Tages lässt er nach, und am Abend gelten alle Gedanken der Heimat.
    »Westindienkai, Sir«, donnerte der Kutscher, während er das Gespann mit einem Ruck zum Stehen brachte.
    Magnus rieb sich seine müden Augen und spähte aus dem Verschlagfenster auf die Reihe von Lagerhäusern vor ihm. Die fünfstöckigen Backsteingebäude säumten einen endlosen Kai, an dem unzählige Schiffe vertäut lagen.
    Magnus stieg aus der Droschke hinaus in die kühle Morgenluft. Er schnippte dem Kutscher einen großzügig bemessenen Lohn zu, der Wagen wendete und fuhr über das nasse Kopfsteinpflaster davon.
    Magnus atmete die Luft tief ein, die von der Themse herüberwehte, sog den salzigen Geruch der hölzernen Schiffe in seine Lungen.
    Er schaute sich argwöhnisch um und ließ seinen Blick suchend über die dunklen Öffnungen der schmalen Durchgänge zwischen den Lagerhäusern schweifen. Doch er sah nichts. Die Kutsche, die seiner Droschke durch Londons nasse Straßen gefolgt war, war nirgends zu entdecken. Das zumindest war etwas, wofür er dankbar war, auch wenn das Ganze recht beunruhigend blieb.
    Er hatte keine Ahnung, wer ihm gefolgt war. Ach , er wusste nicht einmal, ob er überhaupt verfolgt worden war. London
war eine geschäftige Stadt, und es war nicht unüblich, in den frühen Morgenstunden Handwerker, Straßenhändler und Ladenbesitzer auf den Straßen zu sehen. Er täte gut daran, seine militärische Wachsamkeit etwas im Zaum zu halten. Zum Teufel mit seiner Ausbildung. Die Straßen von London waren schließlich keine Schützengräben auf einem Schlachtfeld.
    Magnus verdrängte seinen Argwohn fürs Erste. Er griff in die Tasche seines Umhangs und holte die Karte heraus, die er am vorigen Nachmittag erhalten hatte.
    Bei Morgengrauen am Westindienkai.
Nummer zweiundzwanzig.
    Es war noch nicht ganz sechs Uhr in der Früh, doch es hatten bereits zwanzig Schiffe im Hafenbecken des Westindienkais festgemacht.
    Obgleich er todmüde war, blieb Magnus’ Stimmung doch munter, und er pfiff beim Gehen eine kleine Melodie. Er war beinahe sicher, dass er jeden Moment das Schiff entdecken würde, auf das er seine Zukunft gesetzt hatte - die Promise , tief im Wasser liegend von ihrer kostbaren Fracht.
    Er erinnerte sich an die unverkennbare Takelage der Promise und ließ seinen Blick suchend über den Wald aus Masten wandern. Mit dem Einlaufen des Schiffes hätte die finanzielle Misere, die sein Bruder ihm hinterlassen hatte, ein Ende - und er könnte die Saison von neuem beginnen, indem er der Frau, die ihm alles bedeutete, einen Antrag machte: Eliza.
    Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er sich daran erinnerte, wie sie sich im Musikzimmer warm und weich an ihn geschmiegt hatte. Er erinnerte sich an die verführerischen Kurven ihres Körpers. An ihre vollen Lippen. Den leichten Lavendelduft ihres Haars. Ihm stockte der Atem.
    »Aufgepasst, Sir!«, warnte ihn eine laute Stimme.

    Magnus schaute auf. Eine kutschengroße Kiste kam an einem Kran baumelnd auf ihn zugesaust.
    Alle heiteren Gedanken an Eliza waren augenblicklich vergessen, als Magnus gerade noch rechtzeitig aus dem Weg sprang, um nicht von der Kiste erschlagen zu werden.
    »Verflucht aber auch.« Magnus’ Herz hämmerte wie wild. Er rappelte sich wieder auf und starrte fassungslos auf die riesige Kiste, während er seinen Umhang glatt strich und den Schreck über die mögliche Katastrophe abschüttelte.
    Beifälliges Klatschen lenkte seine Aufmerksamkeit zu einer kleinen Tür, die von der morgendlichen Dunkelheit verhüllte wurde.
    »Nicht schlecht, Somerton.« Charles Lambeth stand im Eingang des nächsten Speichers. Er

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