Stuermischer Zauber
vorhanden.«
Gwynne versuchte, nicht allzu besorgt auszusehen. »Da deine Mutter nicht hier ist, um es dir zu sagen, übernehme ich diese Aufgabe: Pass auf, Jean. Auf dich und auf die Männer, die du anführst.«
»Ich werde nichts Leichtsinniges wagen, aber man kann sich nicht einer Rebellion anschließen und an die absolute Sicherheit glauben.« Jean ließ ihren Blick über die Festung schweifen. Enttäuschung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. »Kommt Duncan nicht, um mich zu verabschieden? Ich hatte gehofft …« Sie biss sich auf die Unterlippe.
Gwynne senkte die Stimme, damit sie unter dem Lärm und Geschrei der aufgeregten jungen Männer unterging. »Er zeigt dir damit nicht seine Missbilligung. Duncan ist heute Morgen bei Tagesanbruch mit Lord Falconer abgereist, der gestern spät in der Nacht ankam.«
Jean hob erstaunt die Brauen. »Es wird wohl etwas mit dem Aufstand zu tun haben. Es ist schade, dass Duncan nicht hier ist, aber ich muss zugeben, dass ich Falconer kaum vermisse. Der Mann macht mir Angst.«
»Simon?«, fragte Gwynne überrascht. »Ich habe in ihm immer den perfekten Gentleman gesehen.«
»An seinen Manieren ist nichts auszusetzen, doch er hat einfach zu viel Macht. Abgesehen von Duncan sind die mächtigsten Magier für mich zumeist bedrohlich.«
Gwynne überlegte, ob das der Grund war, warum der Liebste des Mädchens kein Wächter war. »Ich fühlte dasselbe, als ich Duncan kennenlernte. So viel geballte Macht ist beunruhigend.«
»Aber jetzt hast du die Gabe, Männer zu bezaubern. Die Löwen in Lämmer zu verwandeln.« Jean grinste. »Ich bin wahrscheinlich besser darin, Lämmer in Wut zu versetzen und sie zu Löwen zu machen.«
»Entfalte deine eigene Macht, damit du dich Männern wie Simon gegenüber behaupten kannst.«
Jean zögerte. »Vielleicht werde ich mehr Zeit mit dem Unterricht verbringen, wenn ich zurück bin. Ich habe die Arbeit mit dir genossen. Du bist eine gute Lehrerin.«
Die Reihen der Möchtegernsoldaten formierten sich, daher umarmte Gwynne ihre Schwägerin ein letztes Mal. »Du bist eine gute Schülerin. Komm bald wieder heim, Jeannie.«
»Dies ist das Abenteuer meines Lebens, und ich werde den Tornado reiten, so weit er mich tragen wird. Wir können gewinnen, Gwynne, wir können Schottland aus der englischen Tyrannei befreien!« Glühend vor Zuversicht und Jugend, drehte Jean sich zu dem Mann um, der die Stufen heraufstieg. Er war älter als die meisten Freiwilligen, und Gwynne erinnerte sich, dass er bereits in der Armee gedient hatte. Sie war froh, dass wenigstens einer in diesem zusammengewürfelten Haufen über etwas Erfahrung verfügte.
Er salutierte vor Jean. »Captain Jeannie, Eure Männer sind bereit, sich in Marsch zu setzen.«
Jean nickte hoheitsvoll. »Gut gemacht, Sergeant Macrae.« Sie hob den Blick und schaute auf die Männer, die in leicht unordentlichen Reihen vor ihr standen. »Wir sind Schotten, mutig und frei! Diese kleine Schar macht vielleicht den Unterschied zwischen dem Erfolg und dem Scheitern von Prinz Charles Edward aus. Ich bewundere euch. Und jetzt – lasst uns losziehen!«
Der Sergeant half ihr aufs Pferd. Obwohl nur Jean ritt, nahmen sie noch einige Packpferde mit, die ihre Vorräte trugen. Sie sah großartig aus – mutig, schön und herzzerreißend jung. Es kostete Gwynne viel, in diesem Moment nicht in Tränen auszubrechen.
Sie hatte am Morgen nach dem letzten hitzigen Kuss zwischen ihr und Duncan geweint, auch wenn es ihr gelungen war, die Tränen zurückzuhalten, bis die Männer fort gewesen waren. In gewisser Weise war das hier schlimmer. Duncan und Simon konnten in fast allen Situationen gut auf sich aufpassen, doch Jean und ihre Truppe wirkten so verletzbar und hoffnungslos naiv.
»Möge Gott euch beschützen«, flüsterte Gwynne. Obwohl sie die Marschierenden mit einem Schutzzauber umgab, fürchtete sie, damit wenig Einfluss zu haben, da kein anderer Wächter sie unterstützte.
Die Freiwilligen salutierten vor ihr als der Repräsentantin von Dunrath. Sie und die anderen Haushaltsmitglieder, die gekommen waren, um den Abzug der Rebellen zu beobachten, standen aufrecht da. So marschierten die jungen Leute los, begleitet vom Schlagen einer Trommel und dem jubilierenden Pfeifen eines Dudelsacks. Maggie Macrae rannen stille Tränen über die Wangen.
Gwynne hatte sich besser unter Kontrolle. Erst als der Klang des Dudelsacks in der Ferne verstummt war, ging sie in ihre Gemächer und weinte.
Simon zügelte sein Pferd
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