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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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klammern, doch sie gelangten ohne Zwischenfall ins Erdgeschoss. Gwynne beobachtete ihn aufmerksam. Offensichtlich kostete es ihn eine große Kraftanstrengung, auf den Füßen zu bleiben.
    Sie durchquerten gerade das Treppenhaus, das zum Verlies führte, als Maggie Macrae in die kleine Halle trat. Sie trug sauber gefaltete Leinenwäsche auf dem Arm. Als sie die beiden sah, blieb sie stehen. Ihre Augen weiteten sich entsetzt. »Mistress?«
    Ehe Gwynne antworten konnte, nahm Duncan all seine Kraft zusammen und blaffte: »Meine verrückte Sassenach-Frau will mich einsperren, damit ich dem Herzog von Cumberland übergeben und hingerichtet werden kann. Befrei mich, Maggie Macrae!«
    Als der entsetzte Blick der Haushälterin zu ihrer Herrin glitt, erklärte Gwynne ruhig: »Er lügt, Maggie. Ich werde ihn in einer Zelle unten im Verlies einsperren. Aber damit will ich sein Leben retten und es ihm nicht nehmen. Du hast ganz richtig geraten: Ich habe das zweite Gesicht. Er plant, sich dem Jakobiten-Heer anzuschließen und in der großen Schlacht zu kämpfen, nach der es dem Prinzen gelüstet. Ich … ich fürchte, er wird dort getötet.«
    Das Gesicht der Haushälterin wurde blass. »Ihr denkt, die Rebellen werden besiegt?«
    »Ich bin mir dessen sicher.« Ein beängstigender Sturm von Prophezeiungen fegte durch Gwynnes Verstand, und die Worte begannen, aus ihrem Mund zu purzeln. »Die Männer werden so oder so sterben, Maggie. Das ist schrecklich genug, doch es wird noch viel schlimmer kommen. Man weiß nur zu gut, dass Jean die Männer in das Feldlager der Jakobiten geführt hat und mit dem Heer zieht. Wenn Duncan im Kampf für den Prinzen fällt, werden sie in Dunrath eine Rebellenhochburgsehen. Die Hannoveraner werden eine blutige Abrechnung fordern, und selbst Babys wie deine kleinen, süßen Enkelkinder werden nicht sicher sein.«
    »Hör nicht auf sie!«, rief Duncan. »Sie ist eine Sassenach, eine Spionin für die Hannoveraner! Ihr Ziel ist es, die Streitkräfte der Jakobiten zu schwächen! Meine Gegenwart kann auf dem Schlachtfeld den Unterschied ausmachen, Maggie Macrae. Für Schottlands Wohl – ruf um Hilfe und befreie mich!«
    Gwynnes Mut sank. Maggie hatte schon Duncans Eltern gedient, sie hatte ihn aufwachsen sehen. Sie würde sich nie gegen ihr Clanoberhaupt auf die Seite einer Engländerin stellen.
    Maggie kniff den Mund zusammen. »Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meinen Diarmid einzusperren«, sagte sie schließlich. »Mistress, braucht Ihr meine Hilfe?«
    Duncan starrte sie ungläubig an. »Du verrätst mich also auch? Ein Clanmitglied, das ich mein ganzes Leben lang kenne?«
    Maggies Mund kniff sich noch mehr zusammen, doch sie hielt seinem Blick stand. »Ich bin eine Macrae, aber ich bin auch eine Frau und eine Mutter. Ich sehe keinen Sinn darin, wenn Prinzen Jungen wie meinen Diarmid in den Untergang führen. Und das nur zum Wohl ihrer königlichen Macht und ihres Stolzes.« Sie blickte Gwynne an. »Manchmal zeigt sich in meinen Träumen ein Hauch vom zweiten Gesicht. In einem Traum, den ich letzte Nacht hatte, wurde Dunrath bis auf die Grundmauern niedergerissen, die Häuser der Kleinbauern brannten, und Leichname lagen bleich im Regen. Wenn die Einkerkerung von Duncan Macrae dies vielleicht verhindert, dann werde ich Euch helfen, und Gott allein soll mein Richter sein.«
    Schwach vor Erleichterung sandte Gwynne ein stummes Dankgebet gen Himmel. »Ich habe eine der Zellen hergerichtet, damit Duncan dort bleiben kann. Komm mit, dann kennst du den Ort. Wenn mir irgendwas passieren sollte, wird noch jemand außer mir wissen, wo er ist.« Sie unterdrückte ein Schaudern bei dem Gedanken daran, wie er sich in seinem Gefängnis, in dem ihn niemand würde schreien hören, zu Tode hungerte.
    Maggies Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hegte sie ähnliche Gedanken. Sie legte das gefaltete Leinen auf einen Tisch. »Es wird das Beste sein, wenn ich ihm sein Essen bringe. Eure Bewegungen werden mehr beobachtet.«
    Gwynne nickte. Sie machten sich auf der alten Treppe auf den Weg nach unten und tauchten im Gewirr aus Gängen und Räumen unter, aus denen die unterste Ebene der Festung bestand. Die Räume unter der Küche hatten einen separaten Zugang und wurden für die Vorratshaltung genutzt, aber der älteste Teil war schon immer der Kerker gewesen.
    Gwynne hatte die abgelegenste Zelle gewählt und einen Wegseh-Zauber über die Tür gelegt. Als sie das Ende des nasskalten Steinkorridors erreichten, runzelte

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