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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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stieg, flüsterte ihre innere Stimme: Du hast das Richtige getan. Wenn Duncan sich eingemischt und den Rebellen zur Flucht verholfen hätte, wäre Schottlands Leiden nur verlängert und vergrößert worden.
    Selbst dieses Wissen war ihr kein Trost.

35. Kapitel
     
     
    » Gwynne, hilf uns!«
    Gwynne wachte aus tiefem, erschöpftem Schlaf auf und dachte kurz, jemand habe ihren Namen gerufen. Aber es war keine richtige Stimme, nur Teil eines quälenden Traumes.
    Zweieinhalb Tage waren seit der Schlacht vergangen. Neuigkeiten hatten die Festung am Tag nach der Niederlage in Form eines flüchtenden Jakobiten erreicht, der das Glück hatte, ein Pferd zu besitzen. Gwynne hatte es nicht ertragen, die entsetzlichen Geschichten über die Verfolgung durch die hannoverschen Truppen zu hören. Denn sie verfolgten nicht nur, sondern schlachteten jeden ab, der die Kleidung der Highlander trug. Sie hatte die Bilder bereits in ihrem Obsidianspiegel gesehen.
    Gwynne gab den Befehl, allen Flüchtlingen solle Essen und eine kurze Ruhe gewährt werden, bevor sie weiterzogen. Selbst das war ein Risiko: Wenn die Regierungstruppen in Dunrath Rebellen fanden, würden die Festung und das Tal vermutlich ausgelöscht, genau so, wie Maggie Macrae es geträumt hatte.
    »Gwynne, bitte, im ’Namen der Barmherzigkeit!«
    Kaltes Entsetzen packte Gwynne, als ihr bewusst wurde, dass die Stimme real war – Jean wandte die Verbindung ihres Geistes an. Und aufgrund der Klarheit ihrer Worte musste sie sehr nah sein. Gott sei Dank lebte sie – aber sie war offensichtlich in einer verzweifelten Lage.
    Gwynne schlüpfte in die Pantoffeln und warf sich einen schweren Morgenrock über ihr Nachthemd, ehe sie eine Lampe ergriff und die Treppe hinuntereilte. Ihre Finger fummelten ungeschickt am Riegel der Außentür herum, ehe sie es schaffte, die Tür aufzureißen. Sie trat nach draußen – und im gespenstischen Licht eines von den dahinjagenden Wolken verdeckten Mondes sah sie den Innenhof voller schrecklich zugerichteter Flüchtlinge: einige Dutzend Männer und eine Frau.
    Jeans Pferd trug zwei zusammengesackte Personen, offensichtlich Verwundete. Jean selbst ging zu Fuß, an der Spitze der abgerissenen Gruppe. Ihr schönes Haar war wie das eines Mannes zurückgekämmt, und sie trug Hosen, als sie auf ihre Schwägerin zustolperte. »Bitte, Gwynne, hilf uns!« Sie schwankte und blieb nur durch reine Willenskraft aufrecht stehen. »Die Regierungstruppen sind uns auf den Fersen und nicht mehr als ein paar Stunden hinter uns.«
    Gwynne eilte die Stufen herunter und schloss Jean in die Arme, bevor das Mädchen zusammenbrach. »Wie seid ihr so weit gekommen, Jean? Die meisten Flüchtlinge wurden innerhalb weniger Meilen vom Schlachtfeld entfernt niedergemetzelt.«
    Zitternd barg Jean ihren Kopf an Gwynnes Schulter. »Ich habe die Trampelpfade durch die Berge genommen. Sobald ich spürte, dass Butcher Cumberlands Männer kamen, habe ich alle von der Straße heruntergeführt und sie mit einem Zauber unsichtbar werden lassen und versteckt. Ich weiß nicht, wie ich das geschafft habe.« Sie blickte mit flehendem Blick zu Gwynne auf. »Ich weiß, es bedeutet für jeden im Tal Gefahr, wenn wir hier sind, aber ich wusste nicht, wo wir sonst hingehen sollten.«
    »Dass du es bis hierher geschafft hast, ist ein Wunder!«
    Jean blickte sich um. »Wo ist Duncan? Ich kann seine Gegenwart nicht spüren.«
    »Er ist nicht hier«, sagte Gwynne unbestimmt, während sie ihren Blick über die Flüchtenden gleiten ließ. Sie starrten sie hoffnungsvoll, erschöpft oder gar verzweifelt an. Die meisten schienen Männer aus dem Tal zu sein. Sie wussten genauso gut wie Gwynne, dass Dunrath in Gefahr war, wenn sie ihnen Asyl gewährte.
    Wie sollte sie sich entscheiden? In offenem Gelände genügte ein Unsichtbar-Zauber, um Männer zu verbergen, die sich schon zuvor gut versteckt hatten. Das Tal war etwas völlig anderes. Selbst wenn die Männer nach Hause zurückkehrten und so taten, als wären sie nie fort gewesen, würde eine Durchsuchung der Festung und der Bauernkaten sie schnell entlarven. Wunden, Blut und zerschlissene, schmutzige Kleidung machten es leicht, die meisten Rebellen zu identifizieren. Die Folgen wären für jeden Talbewohner katastrophal.
    Dennoch – war es vielleicht möglich, sie im Verlies hinter einem kraftvollen Unsichtbar-Zauber zu verstecken? Andere Arten von Zauber wären ebenso notwendig. Gwynne bezweifelte, dass ein Magier genug Macht hätte, die für

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