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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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vergnüglicher sein, als durch die wunderschönen schottischen Hügel zu reiten, während wir einen faszinierenden Teil der Wächtergeschichte diskutieren?«
    Erneut lächelte sie. »Ihr seid gefährlich überzeugend, Ballister.« Sie wendete ihr Pferd wieder zum Ausgang des Parks, doch sie ließ es in einem gemächlichen Tempo gehen, statt es zum Galopp anzutreiben. »Aber habt Ihr wirklich darüber nachgedacht, wie unterschiedlich Männer und Frauen eine Ehe wahrnehmen? Für einen Mann ist die Frau wie ein Gemälde oder eine klassische Statue. Erwählt eine aus, nimmt sie mit nach Hause und hofft, dass sie zu seinen anderen Möbeln passt.«
    Er musste schmunzeln. »Das ist eine sehr kühle Art, eine Ehe zu beschreiben. Aber ich vermute, es liegt ein Stückchen Wahrheit darin.«
    »Dann stellt Euch vor, wie es ist, eine Frau zu sein. Sie gibt ihr Zuhause und ihre Freunde, sogar ihren Namen auf, um unter Fremden zu leben.«
    »In Schottland behalten Frauen ihren eigenen Namen. Und was ist ein Fremder anderes als ein Freund, den man noch nicht kennengelernt hat?«
    »Eure Gewandtheit ist keine Lösung«, erwiderte sie. »Obwohl es bei den Familien die Tradition der Gleichberechtigung gibt, besagt englisches Recht noch immer, dass eine verheiratete Frau nicht über ihren eigenen Besitz verfügen darf. Und sie hat nur wenige Rechte. Nicht einmal ihr Körper oder ihre Kinder gehören ihr. Sie ist ein Besitztum. Wollt Ihr es mir vorwerfen, wenn ich mich für die Unabhängigkeit entscheide? Würdet ihr einwilligen, mich zu heiraten und in England zu leben, weit fort von Schottland und Eurer Familie?«
    Er runzelte die Stirn. »Ich kann es nicht leugnen, das Gesetz ist ungerecht. Und ich wäre wirklich nicht bereit, außerhalb Schottlands zu leben. Aber Eure Bedenken sind rein geistiger Natur, während die Ehe doch eine Angelegenheit des Herzens ist. Wenn ein Mann und eine Frau einander lieben, wollen sie einander gefallen. Sicher hilft ihnen das, die Nachteile des Ehestandes aufzuwiegen.«
    »Vielleicht. Aber Liebe ist nicht Teil dieser Verhandlung. Lust und Bücher sind nicht genug. Akzeptiert, dass wir keine Zukunft haben, und geht heim nach Schottland. Ihr werdet eine starke, herrlich unabhängige Schottin finden, die die Herrin Eurer Burg wird. Das wird viel einfacher sein, als zu versuchen, mich in die Frau zu verwandeln, von der Ihr Euch wünscht, dass ich sie bin.«
    Sein Mund kniff sich zusammen. Obwohl Gwynne so dicht neben ihm ritt, dass sie einander beinahe berührten, war sie weiter entfernt, als befänden sie sich auf verschiedenen Kontinenten. »Ihr sagt, Ihr habt keine Macht, aber da liegt Ihr falsch. Ihr könnt einen Mann mit nur einem Blick dazu bringen, vor Euch auf die Knie zu fallen.«
    »Wie poetisch.« Ihre goldenen Augen waren so unerbittlich wie lieblich. »Gesteht, Ballister: Die Tatsache, dass ich Euch nicht will, übt die größte Anziehungskraft auf Euch aus. Vielleicht hätte ich Euch in Eurem Wunsch bestärken sollen. Das hätte Euch schnell geheilt.«
    »Männer lieben die Jagd, aber wenn sie der richtigen Frau begegnen, ist das Spiel vorbei.« Er versuchte, leichthin und geistreich zu reden. »Nichts außer dem Sieg wird das bewirken.«
    »Dann hoffe ich, Ihr trefft bald die richtige Frau und führt einen erfolgreichen Feldzug in Eurem Sinne.« Sie neigte den Kopf, und die Feder an ihrem Hut wippte anmutig. Dann trieb sie ihr Pferd zum Galopp und lenkte es in Richtung Parkeingang.
    Er folgte ihr und gab die Unterhaltung auf. Wenn er ein vernünftiger Mann wäre, würde er sie beim Wort nehmen und aus ihrem Leben verschwinden.
    Wie günstig, dass er ein verdammt sturer Schotte war.
    Es war wohl zu viel verlangt zu hoffen, dass Ballister ihr gestattete, allein heimzureiten, überlegte Gwynne. Ein Gentleman begleitete eine Lady, selbst wenn sie ihn soeben aufs Schärfste zurückgewiesen hatte. Als er sich von ihr verabschiedete, tat er dies mit den Worten:
    »Bis zum nächsten Mal, Lady Brecon.«
    »Es wird kein nächstes Mal geben.« Doch trotz ihrer harten Worte spürte sie, dass sie sich wieder begegnen würden. Sie hoffte, diese Begegnung lag in ferner Zukunft.
    Mit gerunzelter Stirn nahm sie das italienische Buch und kehrte in ihre Gemächer zurück, um das Reitkleid abzulegen. Die Gesetze der Wächter lehrten, dass die Zukunft aus einer Vielzahl von Möglichkeiten bestand und es nicht nur einen unveränderlichen Weg gab. Aber einige Wege waren viel wahrscheinlicher als andere. Und manche

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