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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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waren so wahrscheinlich, dass es beinahe unmöglich war, ihnen auszuweichen. Dann wurde vom »Schicksal« gesprochen.
    Wenn Ballister ihr Schicksal war, dann wollte sie dieses Schicksal mit Zähnen und Klauen bekämpfen. Sie hatte von dem Augenblick, als sie einander zum ersten Mal begegnet waren, eine beunruhigende Mischung aus Anziehung und Vorsicht gespürt. Und beides hatte sich während ihres Ausritts intensiviert. Lord Ballister war charmant, intelligent und … nun, er war auffallend attraktiv. Sie wäre eine Lügnerin, wenn sie behauptete, dass sie sein Interesse an ihr nicht als aufregend empfand. Ein mächtiger, sinnlicher und anziehender Mann, der ihr bereits einen Tag nach ihrem Kennenlernen die Ehe antrug, war das größte Kompliment, das sie je bekommen hatte.
    Sie war auch nicht so voreingenommen gegen eine Ehe, wie sie behauptete zu sein. Ein englischer Verehrer mit dem freundlichen, beständigen Charakter ihres letzten Ehemannes wäre sehr einladend, besonders wenn er ein Wächter mit allenfalls mäßigen Gaben war. Ballister entsprach keinem dieser Kriterien.
    Gwynne zitterte, als sie sich an die Wut erinnerte, die sie dazu gebracht hatte, nach ihm zu schlagen. Seine sture Weigerung, ihr Nein als Antwort zu akzeptieren, hatte entsetzlich tiefe Gefühle bei ihr ausgelöst. Gewalttätigkeit war kein Teil ihres Wesens. Zumindest hatte sie das bisher immer gedacht. Wenn die Leidenschaft die Menschen zu Schurken und Narren machte, konnte sie ohne die Leidenschaft glücklich leben.
    Sie schaute auf das Buch, das er ihr geschenkt hatte. Wie schade, dass Ballister nicht so zivilisiert wie Emery war.
    Aber wenn er es wäre … würde sie ihn dann so faszinierend finden?

4. Kapitel
     
     
    Nachdem er Gwynne nach Hause gebracht hatte, ritt Duncan grimmig die lange Auffahrt zu Lady Bethanys Haus herunter und fragte sich, was er als Nächstes unternehmen sollte. Der erste Teil seines Besuches hatte ihn erwartungsfroh gestimmt, um nicht zu sagen, sogar noch verzückter. Vielleicht hatte Simon weitere Vorschläge, wie er vorgehen sollte.
    Er näherte sich dem Tor, als ihn eine plötzliche Eingebung nach links blicken ließ. Lady Bethany saß auf einer Steinbank unter einer weit ausladenden Eiche. Ohne ein Wort zu sagen, wusste er, dass sie mit ihm reden wollte. Er lenkte sein Pferd in ihre Richtung und fragte sich, was sie von ihm wollte.
    »Guten Tag, Lady Bethany.« Er ließ sich aus dem Sattel gleiten und band sein Pferd an eine andere Steinbank. »Wünscht Ihr, mich in meinem Werben um Gwynne zu bestärken, oder wollt Ihr mir sagen, dass ich gehen und sie in Ruhe lassen soll?«
    »Seit wann mische ich mich in die Angelegenheiten der anderen ein?«, fragte sie mit sanfter Unschuld.
    Er lachte. »Falls Ihr Euch während meiner Abwesenheit nicht verändert habt, seid Ihr noch immer die am meisten berüchtigte Kupplerin der Wächterfamilien. Ihr kommt damit nur immer wieder davon, weil Ihr es geschickt anstellt.«
    Ihre Augen glitzerten. Ihre Schläue stand im Gegensatz zu ihrem vornehmen Auftreten als Witwe. »Wir hatten gestern wenig Zeit zum Reden, daher wollte ich die Gelegenheit nutzen, um mit Euch über Eure Reisen zu plaudern.«
    Er setzte sich auf die Bank und berichtete bereitwillig von seiner Zeit auf dem Kontinent. Obwohl manchmal nationale Interessen die verschiedenen Gruppen der Wächter entzweiten, kamen sie insgesamt viel harmonischer miteinander aus als ihre Regierungen. Da sie so verschieden von den Irdischen waren, schweißte sie dies zusammen. Er schloss seinen Bericht mit den Worten: »Natürlich habt Ihr als Vorsitzende des Konzils die Berichte gelesen, die ich heimgeschickt habe.«
    »Ja, aber die köstlichsten Leckerbissen werden meist nicht niedergeschrieben.« Sie warf ihm einen schrägen Blick zu. »Ich spüre, dass Eurem Werben kein Erfolg beschieden war.«
    Da er ihren Rat suchte, gab er freimütig zu: »Gwynne hat es sogar abgelehnt, mich als Verehrer in Betracht zu ziehen. Sie will nicht heiraten, will nicht nach Schottland gehen, und sie sagt ausdrücklich, dass sie mit mir nichts zu tun haben will. Hängt sie noch mit so großer Liebe an ihrem verstorbenen Mann, dass sie für den Rest ihres Lebens allein bleiben will?«
    »Gwynne hat meinen Bruder von Herzen geliebt, und sie war in seinen letzten Jahren sein größtes Glück. Aber die Liebe zwischen einem alten Mann und einem jungen Mädchen ist nicht dasselbe wie die Liebe zwischen zwei Menschen in der Blüte ihres Lebens.

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