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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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meinen Vater wieder auf seinen rechtmäßigen Thron setzen, Ballister. Ihr wärt klug, wenn Ihr sicherstellt, dann auf der richtigen Seite zu stehen.«
    Es beunruhigte Gwynne zu wissen, dass er vielleicht sogar recht hatte, denn selbst dem Wächter-Konzil war es unmöglich gewesen, den Ausgang dieser Rebellion auszumachen. Mit ausreichend Glück und Kühnheit könnte Charles genauso gut den Sieg davontragen. Bisher hatte er von allem reichlich gehabt.
    »Alles ist möglich«, meinte Duncan versöhnlich. »Doch meine Verantwortung gilt in erster Linie den Leuten von Glen Rath, und ich werde sie nicht in einen närrischen Kreuzzug führen.«
    Der Prinz trank einen genüsslichen Schluck Rotwein. »Ihr seid ein offener Mann, Lord Ballister.«
    »Wenn Ihr kein offenes Wort vertragt«, erwiderte Duncan mit einem leisen Lächeln, »hättet Ihr nicht nach Schottland kommen dürfen.«
    »Großbritannien ist schon immer meine Bestimmung gewesen.« Charles lehnte sich in seinem Sessel vor. Flammende, charismatische Leidenschaft ersetzte seine Kaltschnäuzigkeit. »Im Alter von sechs Jahren konnte ich eine Pistole oder einen Bogen mit der Fertigkeit eines Mannes schießen. Als Junge baute ich Modellfestungen. Mit vierzehn lief ich durch die spanischen Schützengräben bei der Belagerung von Gaeta. Die früheren Erhebungen der Jakobiten scheiterten aufgrund schlechter Planung und mangelnder Willenskraft. Aber ich habe den Willen zum Sieg, und ich werde mein Ziel erreichen.«
    Gwynne holte tief Luft. Sie spürte die Überzeugungskraft dieses Mannes, obwohl sie eine englische Frau und gegen diese Rebellion war. Sie benutzte ihre innere Sichtweise, um seinen Charakter zu lesen und zwischen ihn und sich Abstand zu bringen.
    Der junge Prätendent vereinigte die Magie der Herrschaft mit dem absoluten Glauben an seine Bestimmung – und mit wahrhaft königlicher Art nahm er an, dass er den Männern einen Gefallen erwies, wenn er ihnen erlaubte, für ihn zu sterben. Dieses heftige Vertrauen in seine Ziele ermöglichte es ihm, große und schreckliche Dinge zu vollbringen. Aber sie konnte sehen, dass sein Charakter auch mit Arroganz, Unflexibilität und einem Faible für Alkohol durchzogen war. Obwohl er im Erfolgsfall ein großartiger Anführer wäre, vermutete sie, dass er im Unglücksfall straucheln würde.
    Doch er hatte jene persönliche Anziehungskraft, um eine Vision zu schaffen, der Männer in den Tod folgen würden. Selbst Duncan war dafür empfänglich. Gwynne spürte, wie seine inneren Barrieren sich aufrichteten, um seine tiefsten Gedanken zu schützen. »Ihr seid entschlossen und habt die Fähigkeit, die Herzen der Männer an Euch zu binden«, sagte er ruhig. »Wenn Ihr der Erbe der Stuarts gewesen wärt, als William oder Anne starben, bezweifle ich nicht, dass Ihr Eure Dynastie wieder auf den Thron hättet bringen können. Aber diese Zeiten sind vorbei. Großbritannien ist heute ein anderer Ort als damals.«
    Charles’ Brauen wölbten sich. »Ja, Großbritannien hat sich verändert. Könnt Ihr ehrlich behaupten, dass Ihr mit den Acts of Union glücklich seid, die Schottland zu einer einfachen Provinz Englands gemacht haben, die nur existiert, um besteuert und schikaniert zu werden? Dieses Land ist stets eine freie Nation gewesen – bis ihre eigenen Anführer sie für englisches Gold verkauften.«
    Duncans Gesichtszüge strafften sich. »Das Parlament hat Schottland nicht gut behandelt, doch selbst jetzt ist die Union besser als“ ein endloser Konflikt. Die wirtschaftlichen Argumente sind ebenfalls berechtigt. Mein Land ist arm. Die Vereinigung mit England verändert dies. Mit der Zeit wird die Ungleichheit schwinden, und die beiden Länder werden gleichberechtigte Partner sein.«
    »Vielleicht, doch zu welchem Preis?« Charles lehnte sich beherrscht in seinem Sessel zurück. »Ich kann Schottland aus dieser abscheulichen Union befreien, aber damit das passiert, brauche ich die Unterstützung respektabler Männer, wie Ihr einer seid. Man erzählte mir, dass die Macraes of Dunrath im Laufe der Jahre ein verblüffendes Gespür dafür entwickelten, stets die richtige Seite zu wählen. Was bedeutet, dass Ihr zu mir gehört.«
    Duncan ließ seinen Blick auf dem Pokal ruhen. Gwynne vermutete, dass er aus dem blutroten Wein die Zukunft las und versuchte, die Schleier der kommenden Ereignisse zu teilen und zu sehen, was diese Zukunft für seine Heimat bereithielt. »Werdet Ihr Euch mit Schottland zufriedengeben, Prinz Charles?«,

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