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Stürmisches Herz

Stürmisches Herz

Titel: Stürmisches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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im Hotel gefunden und drei Monate später Harry Ackerman, den Besitzer des Etablissements, geheiratet. Er war kein so guter Fang wie seinerzeit Edward, aber seine Zukunftsaussichten waren rosig.
    Die Heirat brachte Courtney nur Nachteile. Sie bekam für ihre Arbeit keinen Lohn mehr, und Sarah gewöhnte sich an, keinen Finger zu rühren und nur noch Befehle zu erteilen.
    Courtney wußte genau, warum Sarah sie unbedingt loswerden wollte. Die Leute hatten begonnen, sie als die >alte Sarah< zu bezeichnen, weil sie Courtney für ihre Tochter hielten. Sarah stellte den Sachverhalt zwar immer wieder richtig, aber die Bezeichnung blieb an ihr hängen. Sie war erst vierunddreißig und empfand deshalb diesen Zustand als unerträglich.
    Dazu kam, daß Sarah Harry dazu überredet hatte, in das ständig wachsende Wichita zu übersiedeln. Ihr neues Hotel befand sich bereits im Bau. In Wichita konnte man Geld machen. Das meinte auch Reed, dessen neuer Saloon mit Spielhalle in Wichita fertiggestellt sein sollte, bevor die Viehtriebsaison 1873 begann.
    Sarah war es gleichgültig, ob Courtney ebenfalls nach Wichita übersiedelte; Hauptsache, sie wohnte nicht mehr bei Harry und ihr.
    Courtney sah der Zukunft mit Bangen entgegen. In Wichita würden sich zehnmal so viele unangenehme Zeitgenossen herumtreiben wie in Rockley. Sie wollte nicht in Sarahs neues Hotel übersiedeln und wollte ganz bestimmt nicht Reed heiraten. Aber sie wollte auch nicht allein in Rockley leben.
    Sie wälzte sich schlaflos im Bett herum, machte Pläne und verwarf sie wieder. Schließlich zündete sie die Kerze auf ihrem Nachtkästchen an und holte die Zeitung, die sie versteckt hatte, hervor. Zu ihrer Enttäuschung war es kein Blatt aus dem Osten, sondern nur ein acht Monate altes Wochenmagazin aus Fort Worth. Trotzdem breitete sie es auf dem Bett aus und las die ersten Artikel, überblätterte aber den Bericht über eine Schießerei. Das erinnerte sie zu sehr an Mr. Chandos und Jim Ward.
    Obwohl sie sich bemühte, gelang es ihr nicht, Chandos aus ihren Gedanken zu verdrängen. Sie mußte zugeben, daß er sie beeindruckt hatte. Er war keineswegs der erste Mann, der ihr gefiel, aber keiner hatte sie so gründlich durcheinandergebracht. Das Merkwürdige daran war, daß sie wußte, wer Chandos war, was er war, und daß sie dennoch seine Anziehungskraft als überwältigend empfand.
    Er war hager und von Kopf bis Fuß hart; von seinem Gesicht bis zur schlanken Taille und den kräftigen Muskeln der langen Beine. An einem kleineren Mann hätten seine Schultern zu breit gewirkt, zu seiner hochgewachsenen Gestalt aber paßten sie genau. Sein Gesicht war sonnengebräunt und makellos bis auf eine einzige kleine Narbe auf der linken Wange. Doch sein Mund und seine Augen waren schuld daran, daß er so unverschämt gut aussah. Die Lippen waren ein wenig geschwungen und gerade so voll, daß sie unglaublich sinnlich wirkten. Und die Augen, deren helles Blau durch die dunkle Haut besonders betont wurde, waren infolge der dichten, dunklen, langen Wimpern einfach unwiderstehlich.
    Seine Nähe hatte Courtney ihre Weiblichkeit mehr denn je zu Bewußtsein gebracht; das war auch die Erklärung dafür, warum sie sich so unmöglich benommen hatte.
    Sie seufzte. Ihr Blick fiel wieder auf die Zeitung und auf das Bild, das sie angestarrt hatte, ohne es bewußt wahrzunehmen. Ihr Herz begann schneller zu klopfen, und sie betrachtete es ungläubig. War es möglich? Nein – ja!
    Sie las rasch den Artikel, der zu dem unscharfen Foto gehörte – dem ersten Foto, das sie je in einer Zeitung gesehen hatte. Es ging um die Verhaftung des berüchtigten Viehdiebs Henry McGinnis in McLennan County, Texas, den der Rancher Fletcher Straton auf frischer Tat ertappt hatte. Das Foto zeigte den Viehdieb, der über die Hauptstraße von Waco geführt wurde sowie einige schaulustige Stadtbewohner. Natürlich hatte sich der Fotograf auf McGinnis konzentriert, und die Gesichter der Zuschauer waren unscharf. Trotzdem sah einer von ihnen genau aus wie Edward Harte.
    Courtney schlüpfte in ihren Schlafrock und lief mit der Zeitung und Kerze zu Sarahs und Harrys Zimmer. Als sie an die Tür trommelte, fluchte Harry, aber sie stürzte trotzdem hinein. Sarah fuhr sie an: »Weißt du eigentlich, wie spät –«
    Courtney unterbrach sie. »Sarah, mein Vater lebt.«
    »Was?« riefen die beiden wie aus einem Mund.
    Harry sah Sarah von der Seite an. »Bedeutet das, daß wir nicht verheiratet sind, Sarah?«
    »Es bedeutet

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