Stürmisches Herz
aus. Sie hatten sehr rasch erkannt, auf wessen Seite sie zu stehen hatten, denn Fletcher beugte sich über das Verandageländer und feuerte seinen Sohn lautstark an. Als Courtney hinüberblickte, schlugen Fletcher und Sägezahn einander gerade auf die Schultern, als hätten sie den Kampf gewonnen.
Courtney trat zu der Schar von Gratulanten, die sich um Chandos drängte. Er bückte sich leicht und preßte eine Hand auf den Magen. Sein Gesicht hatte auch einiges abbekommen.
»Es sieht so aus, als würden meine Dienste benötigt«, rief ihr Edward zu.
»Ja«, antwortete Courtney, ohne Chandos aus den Augen zu lasen.
»Ich habe den anderen gemeint«, lachte Edward.
»Was? Ach, vergeude nicht deine Zeit«, meinte Courtney ohne einen Funken Mitgefühl. Reed lag k. o. auf dem Boden. »Wenn jemand eine Tracht Prügel verdient hat, dann war er es. Du würdest nicht glauben, wie sehr dieser Mann von sich eingenommen ist. Er hat einfach kein Nein akzeptiert.«
»Hoffen wir, daß er diesmal begriffen hat, Kätzchen.« Chandos stolperte auf sie zu. »Ich möchte den Kerl nicht deshalb erschießen müssen, weil er ein verbohrter, blödsinniger Dickschädel ist.«
»Bitte setz dich, Chandos.« Sie führte ihn zu der Veranda.
»Fang nicht an, mir vorzuschreiben, was ich tun oder lassen soll, Frau.«
Sie versetzte ihm einen Stoß, so daß er auf der Treppe landete. »Sieh dich doch einmal an.« Sie strich ihm das Haar aus der Stirn und musterte sein Gesicht. »Hol deine Tasche, Daddy.«
»Daddy?« Chandos sah sich um und verzog das Gesicht. »Du hättest mich warnen können.«
Sie grinste. »Er hat den Kampf genossen.«
Chandos brummte etwas Unverständliches.
»Dein Vater übrigens auch.«
Er fluchte und blickte jetzt zu Fletcher hinüber, der seinen Männern gerade befahl, Taylor auf sein Pferd zu heben und ihn in Richtung Kansas in Bewegung zu setzen. »Was ist das hier eigentlich? Ein verdammtes Familientreffen?«
Sie wußte, daß er nur deshalb so böse war, weil er das Gefühl hatte, in der Falle zu sitzen. »Es könnte eines werden, wenn du damit einverstanden wärst«, meinte sie.
»Ich bin deinetwegen hierher gekommen und aus keinem anderen Grund.«
»Tatsächlich?«
»Das weißt du am besten.«
Sie schlug plötzlich den gleichen Ton an wie er. »Dann sag es, Chandos. Ich habe es von dir noch nie gehört.«
Er runzelte die Stirn. Sein Vater lehnte nur wenige Schritte von ihm entfernt am Verandageländer. Neben ihm saß Sägezahn auf dem Geländer und versuchte vergeblich, nicht zu grinsen. Keiner von ihnen bemühte sich im geringsten, sein Interesse an den Vorgängen zu verbergen. Was noch schlimmer war: Ihr Vater hörte genauso interessiert zu.
Chandos spürte, daß alle Augen auf ihm ruhten, aber vor allem spürte er Courtneys entschlossenen, fordernden Blick. Und plötzlich war nur sie wichtig.
»Du bist meine Frau, Kätzchen. Du bist es von dem Augenblick an gewesen, als ich dich zum ersten Mal erblickte.«
Sie war noch immer nicht zufrieden. »Sag es!«
Er grinste und zog sie auf seinen Schoß, wo sie steif aufgerichtet wartete, bis er schließlich erklärte: »Ich liebe dich. Das wolltest du doch hören. Ich liebe dich so sehr, daß ich mich ohne dich ganz verloren fühle.«
»O Chandos!« Sie schmiegte sich an ihn und schlang ihm die Arme um den Hals. »Ich liebe –«
Er unterbrach sie. »Überlege genau, bevor du etwas sagst, Kätzchen. Denn wenn du mir deine Liebe schenkst,
Werde ich nie zulassen, daß du sie mir wieder entziehst. Ich kann mir nicht weiterhin den Kopf darüber zerbrechen, ob ich imstande bin, dich glücklich zu machen oder nicht. Ich werde mein Möglichstes tun, aber du kannst es dir später nicht mehr anders überlegen. Verstehst du mich? Wenn du bereit bist, meine Frau zu werden, lasse ich dich niemals mehr gehen.«
»Gilt das für beide Teile?« fragte sie leicht verstimmt, und Chandos lachte. »Worauf du dich verlassen kannst.«
»Dann werde ich jetzt meine Bedingungen klarlegen. Du hast gerade gesagt, daß du mich liebst, und ich werde ebenfalls nicht zulassen, daß du es zurücknimmst. Genau wie du werde ich mein Möglichstes tun, um dich glücklich zu machen. Aber falls du es dir später einmal anders überlegen solltest, dann kann ich dir heute schon versprechen, daß du in dem ganzen verdammten Land keinen Ort finden wirst, an dem du dich vor mir verstecken kannst. Das erste, was du mir beibringen mußt, wird nämlich Spuren lesen sein, und das zweite
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