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Stürmisches Herz

Stürmisches Herz

Titel: Stürmisches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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sie.
    »Das würde ich Ihnen nicht empfehlen. Man würde sie umbringen.«
    Sarah hatte dasselbe gesagt, und Courtneys Zorn wuchs. »Es tut mir leid, daß ich Sie gestört habe, Mister Chandos«, sagte sie scharf, machte kehrt und verließ hoch erhobenen Hauptes sein Zimmer.

10. KAPITEL

    Das fünfundzwanzig Meilen nördlich von Wichita gelegene Newton lief Abilene allmählich den Rang als Rindersammelzentrum von Kansas ab. Vermutlich aber würde das Glück nur eine Saison dauern, denn Wichita traf bereits Anstalten, den Titel an sich zu reißen.
    Die Tanzsäle, Saloons und Bordelle waren südlich der Eisenbahnlinie im Hide-Park-Viertel angesiedelt. In der Stadt hielten sich immer zahlreiche Cowboys auf, und der Höllenlärm dauerte rund um die Uhr an. Schießereien und Prügeleien waren gang und gäbe.
    Dieser Rummel war für die Viehtriebsaison charakteristisch, denn die Cowboys erhielten ihren Lohn, sobald sie ihren Zielort erreichten, und brachten das Geld für gewöhnlich innerhalb weniger Tage durch. Chandos ritt durch Hide Park und beobachtete dabei die Viehtreiber. Sobald ihre Taschen leer waren, kehrten die meisten nach Texas zurück; einige versuchten ihr Glück in anderen Städten. Es war natürlich möglich, daß sich einmal einer von ihnen nach Rockley verirrte und dort von Courtney Harte dazu überredet wurde, sie nach Texas zu bringen.
    Chandos' Gesicht spiegelte selten seine Gedanken wider, doch jetzt hätte er beinahe die Stirn gerunzelt. Die Vorstellung, daß die junge Courtney Harte mit einem dieser nach Frauen ausgehungerten Cowboys allein in der Prärie unterwegs war, wirkte nicht gerade beruhigend. Noch mehr ärgerte ihn, daß es ihm naheging. Diese dumme Frau aus dem Osten. In den vier Jahren, in denen sie auf sich selbst gestellt gewesen war, hatte sie überhaupt nichts gelernt. Ihr Überlebensinstinkt war entschieden unterentwickelt.
    Chandos hielt vor Tuttles Saloon an, stieg aber nicht ab. Er griff in die Tasche seiner Jacke und zog einen kleinen Knäuel Haare heraus, den er seit vier Jahren bei sich trug. Es waren die Strähnen, die in seiner Hand geblieben waren, als er Courtney an den Haaren gezerrt hatte.
    Er hatte damals ihren Namen nicht gekannt, ihn aber bald danach erfahren, als er nach Rockley ritt, um nachzusehen, was aus Kätzchen geworden war. Auch nachdem er ihren wirklichen Namen kannte, hatte er sie in Gedanken nur so genannt. Und er hatte in diesen vier Jahren oft an sie gedacht.
    Natürlich hatte er im Geist immer noch das erschrockene Gesicht des Kindes vor sich gesehen, das nicht viel älter war als seine getötete Schwester. Doch das dumme Kind hatte sich zu einer schönen Frau entwickelt – ohne jedoch viel klüger zu werden. Er war davon überzeugt, daß ihr eigensinniger Entschluß, nach Texas zu gelangen, sehr wahrscheinlich dazu führen würde, daß sie vergewaltigt und getötet wurde.
    Chandos stieg ab und band sein Pferd vor Tuttles Saloon an. Er betrachtete den Haarknäuel noch einmal, warf ihn dann angewidert weg und stieß die Tür zum Saloon auf.
    Obwohl es um die Mittagszeit war, saßen mindestens zwanzig Personen an der Bar und an den Tischen; sogar zwei tiefdekolletierte Damen waren anwesend. An einem Tisch hatte ein Berufsspieler eine Pokerrunde zusammengetrommelt, und am anderen Ende des Raumes trank der Marshal mit einigen Zechkumpanen und machte genausoviel Krach wie die übrigen Trinker. Drei Cowboys stritten freundschaftlich um die beiden Huren. Zwei gefährlich aussehende Individuen tranken schweigend an einem Ecktisch.
    »Ist Dare Trask schon vorbeigekommen?« fragte Chandos den Barkeeper, als er einen Drink bestellte.
    »Keine Ahnung, Mister. Kennst du einen Dare Trask, Will?« rief der Barkeeper einem Stammgast zu.
    »Nicht, daß ich wüßte«, erwiderte Will.
    »Er ist mit Wade Smith und Leroy Curly geritten«, ergänzte Chandos.
    »Smith kenne ich. Angeblich hat er sich unten in Paris in Texas mit einer Frau zusammengetan. Die anderen beiden?« Der Mann zuckte die Schultern.
    Chandos trank seinen Whisky. Das war wenigstens ein Hinweis. Durch ein paar harmlose Fragen in einem anderen Saloon hatte er erfahren, daß Trask nach Newton unterwegs war; von Smith hatte er jedoch seit zwei Jahren nichts mehr gehört. Dafür hatte er Leroy Curly in einer kleinen Stadt in Neu-Mexiko aufgespürt und nicht einmal einen Streit heraufbeschwören müssen. Curly war der geborene Unruhestifter. Er hatte begeistert die Gelegenheit benützt, Chandos zu beweisen,

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