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Stürmisches Herz

Stürmisches Herz

Titel: Stürmisches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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verschränkt und verstellte ihr den Ausgang – absichtlich oder unabsichtlich. Er wirkte überhaupt nicht gespannt. Im Gegenteil, seine Haltung war so lässig, daß sie sich noch dümmer vorkam.
    Seine schönen, leuchtend blauen Augen musterten sie unverwandt, und sie hatte das Gefühl, daß er bis auf den Grund ihrer Seele blickte. Doch sein Gesichtsausdruck blieb verschlossen; er ließ sich nicht anmerken, ob sie ihn interessierte, ob er neugierig war, oder ob er sie womöglich sogar hübsch fand. Damit weckte er ihre alte Schüchternheit, und sie reagierte mit Zorn darauf.
    Bring es hinter dich, Courtney, und sieh zu, daß du von ihm fortkommst, bevor er den letzten Rest deines Selbstvertrauens zerstört, das du im Lauf der Jahre so mühsam erworben hast.
    »Mr. Chandos –«
    »Nicht Mister. Nur Chandos.«
    Es war ihr noch nicht aufgefallen, wie sanft und beruhigend seine tiefe Stimme klang.
    Sie war aus dem Konzept geraten und wußte nicht mehr, was sie sagen wollte.
    »Sie haben Angst«, stellte er schlicht fest. »Warum?«
    »Nein, nein, ich habe keine Angst, wirklich nicht.« Stottere nicht herum, Courtney. »Ich wollte mich nur bei Ihnen bedanken. Für das, was Sie heute getan haben.«
    »Dafür, daß ich einen Menschen getötet habe?«
    »Nein. Nicht dafür.« O Gott, warum macht er es mir so schwer? »Ich meine – es war nicht anders möglich. Aber Sie – Sie haben mich gerettet – ich meine – er hat auf niemanden gehört – und Sie haben ihn daran gehindert – und –«
    »Ich halte es für besser, wenn Sie dieses Zimmer verlassen, bevor Sie vollkommen zusammenbrechen.«
    Er hatte sie durchschaut. Courtney sah unglücklich zu, wie er sich vom Türstock löste und zur Seite trat, und rannte an ihm vorbei.
    Doch dann schämte sie sich so sehr über ihr kindisches Benehmen, daß sie stehenblieb und sich umdrehte. Der Blick seiner hellblauen Augen war noch immer unverwandt auf sie gerichtet. Doch jetzt beruhigten sie diese Augen und vertrieben ihre Angst. Sie verstand nicht, wie er das schaffte, war ihm aber dafür dankbar.
    »Ich danke Ihnen«, sagte sie einfach.
    »Das ist nicht nötig. Man wird mich für meine Mühe bezahlen.«
    »Aber Sie haben nicht gewußt, daß er steckbrieflich gesucht wird.«
    »Glauben Sie?«
    Er war also im Laden gewesen. Vielleicht hatte er zugehört, als Mattie und sie sich unterhielten. Trotzdem …
    »Ganz gleich, aus welchem Grund – Sie haben mir geholfen, Mister. Und ich bin Ihnen dankbar, ob Sie es wollen oder nicht.«
    »Wie Sie meinen.« Die Worte klangen abschließend.
    Courtney nickte steif und ging schnell durch den Korridor zur Treppe. Sie spürte, daß er ihr noch immer nachsah. Gott sei Dank würde er morgen fort sein. Der Mann brachte sie vollkommen aus der Fassung.

9. KAPITEL

    Als Reed Taylor Courtney an diesem Abend besuchte, weigerte sie sich, mit ihm zu sprechen. Das trug ihr einen scharfen Verweis von Sarah ein, aber das war ihr gleichgültig. Sarah mochte Reed, und Courtney konnte sie verstehen. Die beiden waren einander ähnlich; beide waren despotisch, und es war schwer, mit ihnen zurechtzukommen. Und beide hatten beschlossen, daß Courtney Reed heiraten würde. Was sie selbst wollte, spielte offenbar keine Rolle.
    Sarah machte aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Am Ende jeder Schimpfkanonade kam unweigerlich der Satz: »Ich möchte, daß du heiratest, damit ich dich endlich los bin. Ich habe dich lange genug durchgefüttert.«
    Das war lächerlich. Courtney verdiente ihren Unterhalt doppelt und dreifach. Sarah stellte ihr nur die Unterkunft und das Essen zur Verfügung und hatte ihr nie auch nur einen Penny bezahlt. Um zu eigenem Geld zu kommen, mußte Courtney in ihrer kargen Freizeit für Misses Coffman nähen. Trotzdem hatte sie Sarah nie verraten, daß sie in ihrem Zimmer fünfhundert Dollar versteckt hatte.
    Als sie Chicago verließen, hatte Edward Harte einen Teil seiner Möbel verkauft. Sarah wußte nicht, daß Courtney das Geld in Verwahrung genommen und in ihrer Kiste versteckt hatte, in der es sogar den Indianern entgangen war.
    Courtney hätte nicht sagen können, warum sie das Geld nicht erwähnt hatte, als Sarah darüber jammerte, daß sie nun arm wie Kirchenmäuse waren, weil Edward stets seine gesamte Barschaft bei sich trug; aber jetzt war sie froh darüber. Wahrscheinlich wäre sie mit dem Geld herausgerückt, wenn sie wirklich in Not geraten wären, es war jedoch nicht nötig gewesen. Sarah hatte sofort für sie beide Arbeit

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