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Stürmisches Herz

Stürmisches Herz

Titel: Stürmisches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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hatten nur fünfzehn oder zwanzig Meilen zurückgelegt, aber Courtney war es nicht gewohnt, so lange im Sattel zu sitzen. Ihre Muskeln protestierten unmißverständlich.
    Als sie sich umdrehte, zuckte sie zusammen. Es war schlimmer, als sie gedacht hatte. Dann fiel ihr Blick auf ihren Begleiter, und sie vergaß ihre Beschwerden.
    Chandos rasierte sich gerade. Er stand in etwa drei Metern Entfernung von ihr neben den angebundenen Pferden. Auf dem Boden neben seinen Füßen befand sich ein Rasiernapf mit einem Pinsel darin. Er hatte seinem Pferd bereits den Sattel aufgelegt und einen Rasierspiegel daran befestigt, und zwar so, daß er in ihn hinunterblicken konnte. Courtney hatte ihrem Vater oft beim Rasieren zugesehen, aber bei Chandos war es etwas anderes. Er trug kein Hemd, nur Hose und Stiefel, und den Revolvergürtel, den das an seinen Oberschenkel geschnallte Halfter an der rechten Seite hinunterzog.
    Sie sah zu, wie er den Arm hob und sich den Schaum vom Gesicht kratzte. Sie sah zu, wie seine Muskeln sich anspannten und bewegten, und konnte den Blick nicht von seinem kräftigen, harten Körper wenden. Seine nackte Haut war dunkel, glatt und faszinierend.
    »Ruhig, Surefoot.«
    Chandos' Pferd war einen Schritt zur Seite gewichen, und Courtney war darüber erstaunt, wie sanft und beruhigend Chandos' Stimme klingen konnte. Er sprach noch einige Worte in einer ihr unbekannten Sprache zu dem Pferd, und als er schließlich sagte: »Sie sollten sich Kaffee holen, Lady. Wir bleiben nicht mehr lange hier«, schnappte sie nach Luft und errötete. Wußte er, daß sie ihn beobachtet hatte? Wieso hatte er überhaupt bemerkt, daß sie wach war?
    Sie setzte sich langsam auf, und ihre Muskeln meldeten sich wieder. Am liebsten hätte sie gestöhnt, aber sie wagte nicht, Chandos zu gestehen, daß sie Schmerzen hatte. Sie waren erst einen Tag geritten. Wenn er auf die Idee kam, daß sie nicht durchhalten würde, überlegte er es sich womöglich wieder.
    »Haben Sie vorhin Spanisch gesprochen?« erkundigte sie sich.
    »Nein.«
    »Mattie hat angenommen, daß Sie vielleicht spanischer Abstammung sind. Kommt Ihr Name aus dem Spanischen?«
    »Nein.«
    Courtney verzog das Gesicht. Er war aber auch ein Griesgram! Konnte er denn nicht zur Abwechslung einmal freundlich sein? Sie versuchte es noch einmal.
    »Wenn Sie kein Spanier sind, was sind Sie dann?«
    »Der Kaffee wird kalt, Lady.«
    Das kommt davon, wenn man ein höfliches Gespräch führen will, dachte sie. Dann konzentrierte sich ihre Aufmerksamkeit auf den Kaffee. Sie war hungrig!
    »Gibt es auch etwas zu essen, Chandos?«
    Endlich sah er sie an. Ihre Haare hatten sich im Schlaf gelöst und hingen ihr bis zur Taile herab. Er erinnerte sich daran, wie er sich ihre Haare um die Hand geschlungen hatte. Sie blickte ihn unter schweren Lidern an, und ihre Augen wirkten noch schräger als gewöhnlich. Sie war müde, weil sie geweint hatte und die halbe Nacht wachgeblieben war. Sie hatte offensichtlich keine Ahnung, wie unglaublich verführerisch sie aussah.
    »Neben dem Feuer liegen Pfannkuchen«, antwortete er.
    »Ist das alles?«
    »Am Morgen esse ich für gewöhnlich wenig. Sie hätten gestern abend essen sollen.«
    »Ich wäre nicht imstande gewesen, es bei mir zu behalten. Ich war so –« Sie unterbrach sich. Erwähne nicht den gestrigen Tag, Courtney. »Pfannkuchen sind großartig, danke.«
    Chandos wandte sich wieder seiner Rasur zu. Ich bin ganz bestimmt verrückt, sagte er sich. Das war die einzige Erklärung dafür, daß er eine Frau – diese Frau – durch über vierhundert Meilen Wildnis führen wollte. Ausgerechnet eine gottverdammte Jungfrau. Noch dazu hatte sie nichts Besseres zu tun, als ihn anzustarren und zu glauben, daß er es nicht merkte. Doch er hatte ihren Blick in dem Augenblick gespürt, in dem sie sich ihm zuwandte. Er hatte diese Augen genauso gespürt, als hätten nicht ihre Blicke, sondern ihre Hände seinen Körper liebkost.
    Er mochte die Gefühle nicht, die sie in ihm weckte. Aber er würde sie nach Waco bringen. Er mußte es tun, denn sonst könnte er nie ihr schönes, tränenüberströmtes Gesicht, ihre von Verzweiflung erfüllten Katzenaugen vergessen. Er hatte keine Lust, dieses Bild für den Rest seines Lebens mit sich herumzutragen. Es genügte, daß er in den letzten vier Jahren das Bild des verängstigten Mädchens mit sich herumgetragen hatte, das ihn an seine tote Schwester erinnerte.
    Zu seinem Verdruß war sie von dem Tag an, als er sie zum

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