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Stürmisches Herz

Stürmisches Herz

Titel: Stürmisches Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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und einen Augenblick lang waren seine Augen genauso verwirrt wie die ihren. Sie bekam plötzlich keine Luft mehr.
    »In Zukunft, Lady«, murmelte er schließlich, »würde ich Ihnen raten, mich nicht mehr auf diese Art zu überraschen. Wenn Sie unbedingt wollen, können Sie die Hose auch weiterhin tragen, denn ich habe tatsächlich auf ihr bestanden. Wenn ich meine … Mißbilligung über Ihren Aufzug nicht verbergen kann, dann ist das schließlich mein Problem, nicht das Ihre.«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich dann lieber die Hose anlassen, bis wir gegessen haben und mein Rock etwas getrocknet ist. Ist es Ihnen recht?«
    Er nickte, und Courtney ging zum Packpferd, um die Teller zu holen.
    Etwa eine Stunde, nachdem sie aufgebrochen waren – sie folgten immer noch dem Fluß, allerdings in einiger Entfernung, um die dichten Büsche an seinem Ufer zu vermeiden –, erblickte Courtney wieder den Indianer. Sie wußte natürlich nicht, ob es derselbe war, aber diesmal war sie sicher, daß sie es sich nicht einbildete. Er hielt auf seinem kleinen Pinto auf einem Hügel westlich von ihnen und beobachtete sie von dort aus.
    Sie trieb ihr Pferd an, um Chandos einzuholen. »Sehen Sie ihn?«
    »Ja.«
    »Was will er?«
    »Nichts von uns.«
    »Warum beobachtet er uns dann?«
    Er wandte ihr endlich den Blick zu. »Beruhigen Sie sich, Lady. Er ist nicht der letzte Indianer, den Sie in den nächsten Wochen sehen werden. Kümmern Sie sich nicht um ihn.«
    Der Mann konnte einen tatsächlich in Wut bringen. Doch es beruhigte sie, daß Chandos sich offensichtlich keine Sorgen machte.
    Trotzdem erinnerte sich Courtney im Lauf des Nachmittags an all die Indianerüberfälle, von denen sie gehört oder gelesen hatte. Einige davon waren die begreifliche Reaktion auf das Massaker, das General Custers Kavallerie vor etwa vier Jahren an einer Gruppe von befreundeten Cheyennes verübt hatte.
    Sie seufzte. Die Weißen töteten. Die Indianer rächten sich. Dann rächten sich wieder die Weißen, und die Indianer schlugen zurück. Würde es jemals aufhören?
    Vor einem Jahr hatten in Nord-Texas einhundertfünfzig Kiowas und Komantschen zehn Wagen angegriffen, die Weizen transportierten. Obwohl es dem Leiter des Transports gelungen war, eine Wagenburg zu bilden, so daß einige seiner Männer entkommen konnten, waren alle übrigen getötet und verstümmelt worden.
    Angeblich hatte der Kiowahäuptling Satanta diesen Angriff geleitet. Er war leicht zu erkennen, weil er oft den Messinghelm mit Federbusch und den Waffenrock eines US-Generals trug.
    Satanta verfügte offensichtlich auch über Humor. Nachdem er den größten Teil der Pferdeherde von Fort Larned gestohlen hatte, beschwerte er sich in einem Brief an den Befehlshaber des Forts über die schlechte Qualität der gestohlenen Pferde und verlangte, daß man für seinen nächsten Besuch bessere Tiere bereitstellen solle.
    Courtney war allerdings sicher, daß sie Satanta auf diesem Trail nicht zu Gesicht bekommen würde, weil er zur Zeit in Texas im Zuchthaus saß. Es gab jedoch genügend andere kriegerische Häuptlinge, und sie sah allmählich ein, daß sie sich auf eine wirklich gefährliche Reise begeben hatte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu beten und zu hoffen, daß sie sich auf Chandos und auf ihre Pferde verlassen konnte.

16. KAPITEL

    Chandos wartete, bis er sicher war, daß Courtney schlief. Dann erhob er sich, schlüpfte in seine Stiefel, griff nach seinem Revolver und verließ das Lager.
    Er war noch nicht weit gekommen, als Springender Wolf auftauchte und sich ihm anschloß. Keiner von ihnen sprach, bis sie weit genug vom Lager entfernt waren, so daß Courtney sie nicht hören konnte.
    »Ist sie deine Frau?«
    Chandos blieb stehen und überlegte. Seine Frau? Es klang nicht schlecht. Aber er hatte noch keine Frau als die seine bezeichnet und hatte auch noch nie das Bedürfnis gehabt, es zu tun. Dafür hatte er keine Zeit. Die einzige Frau, die er immer wieder aufsuchte, war die leidenschaftliche Calida; doch Calida gehörte vielen Männern.
    »Nein, sie ist nicht meine Frau«, antwortete er endlich.
    Springender Wolf hörte den bedauernden Unterton heraus. »Warum nicht?«
    Chandos hatte viele Gründe, aber er nannte nur einen. »Sie gehört nicht zu den Frauen, die blind gehorchen, und ich gehöre nicht zu den Männern, die aufgeben, bevor sie etwas zu Ende geführt haben.«
    »Aber sie ist bei dir.«
    »Für gewöhnlich bist du nicht so neugierig, mein Freund.

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