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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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Blake.
    »Es wird Gerede geben.«
    Bei Blakes verblüfftem Gesichtsausdruck biss sich Alicia auf ihre Lippe, um sich ein Lächeln zu verkneifen. Es gab keinen Grund, sich über diese Art Gerede Sorgen zu machen, wenn man bedachte, wie Blake sie zu hassen schien. Er blinzelte und sah von seinen Besatzungsmitgliedern zu ihr hin. Alicia musste sich gar nicht mehr zwingen, jede Spur von Belustigung aus ihrem Gesicht zu verbannen. Sie verschwand schon von alleine, als Blakes Blick auf sie fiel. Sein angewiderter Ausdruck und das anschließende verächtliche Grinsen hätten sie nicht verletzen sollen, jedenfalls nicht nach der Vielzahl solcher Blicke, die über die Jahre auf sie gerichtet gewesen waren. Dennoch taten sie genau das.
    Blake drehte ihr den Rücken zu.
    »Wenn die Männer auf diesem Schiff bleiben wollen, dann werden sie ihre Meinungen für sich behalten.«
    Der groß gewachsene Mann betrachtete Alicia, und in seinem Gesicht konnte man immer noch Besorgnis erkennen. Weil es nicht schön war, wenn man sich Sorgen machte, schenkte sie dem Mann ein Lächeln und dankte ihm damit quasi wortlos für seine Sorge um ihren guten Ruf.
    Er nickte und wollte gerade gehen, hielt aber nochmal am Fuß der Treppe inne, um sie erneut zu betrachten. Er zwinkerte ihr zu, und wenn sie seine Lippen richtig las, wünschte er ihr stumm »Viel Glück«, bevor er Richtung Schiffsdeck verschwand. Der Zwerg folgte und warf ihr ein kaum merkliches Lächeln zu, bevor er ging. Erst als sich die Luke hinter ihnen geschlossen hatte, sah Blake Alicia an.
    »Der Eimer steht neben Euren Füßen. Wenn Ihr die Absicht habt, Euch wieder zu übergeben, dann wäre es mir lieber, Ihr tätet es nicht auf meinem Bett.«
    »Ich werde mir das merken.«
    Weil sein Blick nicht von ihr wich, konnte Alicia etwas bemerken, was ihr bisher entgangen war, nämlich, dass seine Augen beinahe ebenso dunkel waren wie sein Haar, das er mit einem Stück Leder zurückgebunden hatte. Er beobachtete sie genau, als sie vom Bett zum Tisch ging und den Kübel mit sich nahm. Alicia fragte sich, wie seine Augen wohl aussehen mochten, wenn er nicht wütend war. Eigentlich fragte sie sich, welche Veränderungen man wohl in seinem Gesicht sehen würde, falls er wirklich einmal lächelte. Aber wenn sie ihn jetzt so sah, so ernst und ungerührt, hatte sie Schwierigkeiten sich vorzustellen, dass dies überhaupt möglich war.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass etwas Tee gebracht wird«, meinte Blake und griff nach dem Tablett, das ihr bis dahin entgangen war. »Es ist Ingwertee. Er lindert die Seekrankheit. Wenn der drinnen bleibt, dann gibt es hier auch noch etwas Brot. Es ist trocken, aber man sollte am besten damit beginnen.« Er schob das Tablett vor sie hin.
    »Vielen Dank.«
    Die Antwort blieb ihm zweifellos im Hals stecken, also nickte er stattdessen. Anstatt sich zu ihr an den Tisch zu setzen, lehnte er sich an einen Stützpfosten. Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte sie weiter an. Plötzlich war sie sich der Tatsache nur allzu sehr bewusst, dass sie sich die letzten beiden Tage ständig übergeben hatte. Ihre Kleider waren schmutzig und zerknittert, und sie wollte nicht einmal daran denken, wonach sie wohl roch. Trotzdem wagte sie nicht, nach einem Bad zu fragen. Vielleicht wäre aber ein Kleiderwechsel in Ordnung.
    »Wo ist meine Tasche?«
    »Welche Tasche?«, fragte er.
    »Die Tasche, die ich bei mir hatte. Da waren meine Sachen drin.«
    »Sie muss dort unten sein, wo Ihr Euch versteckt habt. Ich werde sie später holen.«
    Später. Wenn es ihm passte und keinen Moment eher, dachte sie. Aber er hatte ihr Tee gebracht, und trotz ihrer sonstigen Gefühle wusste sie das zu schätzen. Sie führte die Tasse zu den Lippen. Er war kalt und ein wenig bitter, aber trinkbar.
    Es herrschte Stille, während Alicia ihren Tee schlürfte und mit den Fingern kleine Brotstückchen abbrach. Blakes tiefe und gleichmäßige Atmung war neben den Fußtritten und gedämpften Stimmen der Mannschaft oben an Deck das einzige Geräusch. Die Kabine selbst war ziemlich groß, bemerkte sie, mit dem rechteckigen Tisch umgeben von acht Stühlen und dem Bett, das eine Ecke völlig ausfüllte. Aber als sie Blake betrachtete, seine Körpergröße und die Breite seiner Schultern wahrnahm, dann weiter runter auf seine Brust sah und auf die muskulösen Arme, die er darüber verschränkt hatte, zu seinen schmalen Hüften und dem -
    Alicia spürte, dass ihre Ohren brannten. Sie leckte sich die

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