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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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Geh!«
    Blake nickte, drehte sich um und brüllte. Seine Mannschaft kämpfte heftig, doch es lagen schon einige an Deck niedergestreckt da. Für den Augenblick verdrängte er jeden Gedanken daran. Wenn sie das Blatt nicht bald wendeten, dann würde er noch mehr Leute verlieren.
    »Feuert die Kanonen!«
    Blake nahm eine geladene Pistole, die ihm gereicht wurde und feuerte sie auf einen Mann ab, der gerade eine der schwenkbaren Kanonen auf der Galeone zündete. Hinter ihm schoss Nate. Die Kanonenkugel verließ Nates Geschütz und zerstörte den Kreuzmast des anderen Schiffes. Männer warfen die Arme in die Luft, um sich zu schützen, als der Mast mit Getöse aufs Deck stürzte.
    Blakes Schiff erzitterte unter seinen Füßen, als die Kanonen unter Deck das Feuer eröffneten. Die Galeone schien aufzubrüllen, als die Schüsse Löcher in ihre Seite rissen. Blake warf seine abgefeuerte Pistole hin, wischte sich den Schweiß von der Stirn und packte zwei Stinktöpfe. Er erschauderte bei deren Gestank und warf sie rüber zum anderen Schiff.
    Der Geschmack von Schießpulver brannte in Blakes Mund, als er nach einem weiteren Stinktopf griff.
    »Blake?«, brüllte Nate.
    »Was?«
    »Sie ergeben sich. Sie haben die Flagge gehisst.«
    Der Schweiß lief ihm über den Rücken, und Erleichterung durchströmte ihn.
    »Wurde verdammt noch mal auch Zeit«, murmelte er und stellte den Topf ab. Er packte zur Sicherheit eine Muskete und ging dann zur Reling.
    Die Galeone sah verwüstet aus. Die Segel hingen zerfetzt zwischen der Takelage. Mit seinem umgeschossenen Mast sah das Schiff wie ein Betrunkener aus, dem ein Vorderzahn fehlt. Im Schiffsrumpf klafften Lücken, die die Kanonenkugeln der Blue Rose dort hineingerissen hatten. Obwohl die Bilgenpumpen beschäftigt sein würden, waren die Lecks nicht ernst genug, um das Schiff zu versenken. Es würde es zum nächsten Hafen schaffen.
    Entlang der Reling hatte sich die gegnerische Mannschaft aufgereiht und ergab sich mit erhobenen Händen. Auch der Kapitän war unter ihnen. Blake behielt seine Muskete nichtsdestotrotz im Anschlag.
    »Vincent?«
    »Hier, Kapitän.«
    Blake wandte seine Aufmerksamkeit gerade lange genug ab, um sich zu versichern, dass Vincent in Ordnung war. Er hatte einen Kratzer auf der Stirn, von dem ihm eine dünne Blutspur die Wange hinablief. Sein Hemd war zerrissen, aber ansonsten schien es ihm gut zu gehen. Ein Teil der Anspannung fiel von Blake ab. Seine Freunde waren in Ordnung.
    »Nate ist verletzt. Übernimm das Steuerruder und bring uns näher ran.«
    »Aye, Kapitän.«
    Der Wind war nicht abgeflaut – er wirbelte immer noch über das Deck -, doch nach dem Getöse der Schlacht konnte Blake ihn nicht einmal mehr hören. Doch er band sein Haar wieder fest, da es ihm auf die verletzte Wange schlug. Blake sah über die Schulter und rief die Männer, die in seiner Nähe waren.
    »Macht euch bereit, an Bord zu gehen.«
    Sie stellten sich neben ihn, jeder packte einen Enterhaken. Alle, außer einem, der wie festgefroren am Bug stand.
    »Lewis!«, rief Blake. »Komm und hilf.«
    Der junge Mann rührte sich nicht. Die Augen in seinem aschgrauen Gesicht bewegten sich nicht. Blake fluchte, aber im Moment konnte er nichts für ihn tun. Die Blue Rose war innerhalb der Reichweite der Galeone.
    »Tretet zurück«, warnte Blake, »Wir kommen rüber.«
    Die Männer an Bord des anderen Schiffs traten einen Schritt zurück, und Blake gab das Kommando. Enterhaken flogen durch die Luft und gruben sich in die Seite der Galeone. Als die Schiffe nahe genug waren, wurden Planken als Laufbrücken zwischen den Schiffen abgesenkt.
    »Wie geht’s Nate?«, fragte Blake, als Vincent auf ihn zurannte.
    »Er flucht, also nehm ich mal an, dass es ihm gut geht. Hat mich vom Achterdeck befohlen, sagte, falls er das Schiff nicht mehr steuern kann, könnten wir ihn ebenso gut erschießen und über Bord schmeißen.« Vincent lächelte. »Ich war ernsthaft in Versuchung.«
    Lächelnd klopfte Blake Vincent auf die Schulter. »Dafür haben wir später noch Zeit. Fürs Erste lass uns nachsehen, was dieses Schiff transportiert.«
     
     
    »Heilige Muttergottes«, Vincent schnappte nach Luft. »Glaubst du, sie sind alle wie dieses hier?«
    Blake stand neben ihm und sah in das Fass, das sie aufgestemmt hatten. Sie hatten die Schatzkammer auf dem Unterdeck der Galeone gefunden. Die Kammer war mit versiegelten Fässern vollgestopft. Sie waren an den Wänden aufgereiht, immer drei übereinander

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