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Stützpunkt Roter Stern

Stützpunkt Roter Stern

Titel: Stützpunkt Roter Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Jennings an den stellvertretenden Kommandanten der Station gewandt.
    »Rüsselträger«, erklärte Shrrromwuarrr. Dann folgten einige erfolglose Übersetzungsversuche dessen, was der Sauroide noch hinzufügte, bis der Translator schließlich den passenden Begriff gefunden hatte.
    »Elefantenartige.«

 
Kapitel 6 – Muster und Geister
     
    Tryskwyn stieß einen durchdringenden Trompetenstoß aus und erzeugte tief in seiner Kehle einen Laut, der so niederfrequent war, dass er selbst für das akustische Spektrum, das den elefantoiden Embaan zur Verfügung stand, an der Grenze des Wahrnehmbaren lag. Ein zweiter Trompetenstoß folgte – diesmal aus einem dreitönigen Akkord bestehend. Nur Glücksbringer konnten so etwas.
    Tryskwyn war einer davon.
    Der viereinhalb Meter hohe, auf stempelartigen Beinen gehende Embaan-Bulle war in höchstem Maß erregt. Diese Muster! , ging es ihm durch den gewaltigen Schädel. Überall diese Muster … Die Geister sind nahe!
    Tryskwyn hatte zwei mächtige Stoßzähne, die selbst für einen Bullen ausgesprochen imposant waren. Sechs Tonnen Körpergewicht brachte er auf die Waage.
    Er ging auf vier Beinen. Evolution hin oder her, anders konnte er seinen gewaltigen Körper nicht fortbewegen.
    Da ein Embaan seine Vorderbeine nicht als Arme benutzen konnte und sich dementsprechend an deren Enden auch keinerlei Greiforgane entwickelt hatten, war diese Funktion im Lauf der embaanischen Entwicklung von einem Rüssel übernommen worden.
    Dieser teilte sich etwa in der Mitte in zwei, manchmal auch drei unabhängig voneinander bewegbare Arme. Das war unterschiedlich, wobei man das seltene Auftreten eines Dreiarms als Glücksfall bezeichnete. Dreiarmige waren der Gemeinschaft besonders verpflichtet und wurden von ihr auch in höherem Maße geachtet, denn sie waren die Boten des Glücks und dieses Glück gehörte dem ganzen Stamm.
    Nicht nur einem einzelnen und auch nicht nur einer einzelnen Sippe.
    Gerade über diesen Punkt gab es häufig Streit unter den Sippen und dann wurde ein Palaver abgehalten. Zumeist draußen in der Wüste, denn ansonsten wären die dabei auftretenden Bodenschwingungen gerade für sensibel veranlagte Kinder oder schwächere Mitglieder der Gruppe kaum erträglich gewesen.
    Ein Palaver ohne Bodenschwingungen war undenkbar. Es war meist ein sehr emotionales Ereignis, bei dem es fast immer um Fragen ging, die für jeden Teilnehmer von unmittelbarer Wichtigkeit waren.
    Natürlich hatte auch Tryskwyn wie jeder Glücksbringer drei Riecharme, in die sich sein Rüssel teilte und mit deren Enden er feinste Arbeiten auszuführen vermochte. Die Keramik der Embaan war jedenfalls hoch entwickelt und brauchte einen Vergleich mit den Produkten anderer, auf ähnlicher Kulturstufe stehender Völker nicht zu scheuen.
    Tryskwyn sorgte als einer der wenigen Glücksbringer seines Clans dafür, dass die Geister nicht Überhand nahmen. Das war nicht immer ganz einfach.
    Es gab einfach zu viele von ihnen.
    Sein Stamm lebte am Niederkanal, der tief in die Wüste hineinführte. Rechts und links des Kanals gab es einen fruchtbaren Streifen Land.
    Doch man brauchte nicht weit gehen, um diese lang gestreckte Kanaloase hinter sich zu lassen. Dann kam man in Regionen mit gelb-rotem Staub und manchmal auch in solche, in denen es kaum mehr Staub gab, sondern nur hartes Gestein. Fels, den der unablässige, heiße Wüstenwind bereits kahl genagt hatte, wie es die aufdringlichen Kylyk-Ratten mit den Prybykymyn-Stauden zu machen pflegten, wenn man sie nicht früh genug vertrieb.
    Kylyk-Ratten – so groß wie ein sauroider Außenweltler – kamen aus der Wüste und wenn man sie konsequent verfolgte, verschwanden sie dorthin auch wieder. Es gab im Inneren der Wüste unterirdische Wasserreservoirs, wie den Embaan des Niederkanals bekannt war. Es war jedoch lange her, dass einer von ihnen sich weit genug in diese trocken-heißen Weiten vorgewagt hatte, um sie zu erreichen.
    Mancher unter den heute lebenden Embaan hatte daher den latenten Verdacht, dass es sich bei den Wasserreservoirs lediglich um eine Legende handelte und nicht um etwas Reales, Greifbares.
    Die Geister allerdings, die waren echt. Schließlich konnte es jeder sehen, dass sie wirklich existierten.
     
     
    Seit mindestens 100 Generationen siedelte der Ryry-Stamm am Niederkanal. Das war seit dem großen Krieg der Glücksbringer so gewesen. Ein Krieg, der mehr Opfer gekostet hatte, als jeder Krieg davor oder danach. Ursprünglich hatte der

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