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Stummer Zorn

Stummer Zorn

Titel: Stummer Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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wie die anderen. Charles' Mund stand offen.
    „Das war wahrscheinlich Teil des Problems", sagte Cully. Außerdem hast du mir erzählt, seine Frau stamme aus einer prominenten Akademikerfamilie. Er hat es für einen Mann seines Alters nicht besonders weit gebracht — für sie. Als Verwaltungsangestellter an einem kleinen Südstaatencollege gestrandet, mit einer sterbenden Tochter und einer Frau, von der er wußte, daß sie ganz klar sah, wo sie auf der sozialen Leiter standen."
    „Aber sie liebt ihn", protestierte Barbara. „Du weißt, daß Sarah Chase zu ihm nie etwas über ..."
    „Dennoch wußte sie es", unterbrach Cully. „Selbst wenn sie nie etwas sagte, war er vielleicht überzeugt davon zu wissen, was sie dachte."
    „Ach du Scheiße", sagte Charles angewidert.
    „Dazu kamen der Druck und der Kummer im Zusammenhang mit Neils drohendem Tod", fuhr Cully fort. „Wahrend ihr alle euer Leben hattet, euer Leben im Wohlstand. Alicia war beliebt und prominent, Nickie ist schön und talentiert, Mimi ist prominent, angesehen und hübsch. Barbara hat gerade ihre Festanstellung bekommen und war verliebt, und diese erste, das Erstsemestetmädchen ..."
    „Eine Kleine zum Üben", sagte Charles mit mehr Scharfsinn, als ich ihm zugetraut hätte.
    „Genau - das Mädchen, das in der High School unschlagbar gewesen war, stimmt's, Mimi? Das Mädchen, das freie Berufswahl hatte, eine extrem vielversprechende Leistungsträgerin."
    „Aber er war immer zu allen so höflich, die Frauen, die für ihn arbeiteten, fanden ihn toll", sagte Mimi. „Ich begreife nicht, wie er ..."
    „Die Frauen, die für ihn arbeiteten, unterstanden ihm, hatten keinen Ehrgeiz, sich wegzubewerben oder etwas anderes zu tun, als bis zur Rente in der Collegeverwaltung Akten abzulegen", erklärte Cully. „Da war es leicht, höflich zu sein. Sie würden ihn nie übertreffen. Sie raubten seiner Tochter nicht die Zukunft. Auch zu euch allen höflich zu sein war leicht. Schaut euch doch an, welche Macht er über euch hatte, einfach durch das Wissen darum, was er getan hatte."
    „Ich werde das nie verstehen", sagte Charles einfach. „Selbst als ich ihn darüber reden hörte, konnte ich es nicht begreifen."
    „Das will ich auch gar nicht", konterte Barbara sofort. „Ich will einen so kranken Geist nicht einmal in Ansätzen verstehen."
    „Das war sowieso alles spekulativ", sagte Cully, der Psychologe, vorsichtig.
    Ich hatte nachgedacht. „Mimi, er wollte gestern nacht auch dich töten", sagte ich laut. „Sonst hätte er sich dir nicht gezeigt. Er muß festgestellt haben, daß es ihm noch mehr Spaß machte, Frauen zu töten, als sie -von ihm gezeichnet herumlaufen zu sehen."
    Mimi nickte. Charles nahm ihre Hand, und diesmal wies sie ihn nicht zurück.
    „Was geschah, nachdem er dich gepackt hatte?" fragte Charles, als die Stille zu drückend wurde.
    „Oh." Mimi riß sich aus einer düsteren Trance. Sie sah Barbara an.
    „Ich schätze, er war so damit beschäftigt, Mimi zu beschimpfen, daß er mich nicht die Treppe herunterkommen hörte", kam Barbara der unausgesprochenen Aufforderung nach. „Ich hatte die Klingel nicht gehört, weil ich den Kopf auf der Suche nach Kleenex in den Schrank gesteckt hatte." Unmittelbar nach diesem Satz nieste sie, und wir alle lachten schwach. „Ich polterte wie üblich die Treppe herunter, abet er hörte mich erst, als ich die Küche betrat. Ich sagte gerade ,Mimi, ich habe sie gefunden' und zog eines aus der Schachtel, um mir die Nase zu putzen, dann blickte ich auf und sah ..." Ihr fehlten die Worte. Nur der Schock der Erinnerung in ihrem Gesicht verriet uns, was sie empfunden hatte, als sie sah, wie ein vertrauter Freund und Kollege Mimi ein Messer an die Kehle hielt.
    Mimi übernahm. „Aber es lenkte ihn ab, ich spürte, wie er zusammenzuckte. Als er sich Barbara zuwandte, riß ich mich los. Er ging sofort auf sie los. Dann ging das Licht aus."
    „Oh Scheiße", flüsterte Cully.
    „Nun, es verschaffte uns eine entscheidende Sekunde. Ich wußte, wo der Schraubenzieher war, weil ich ihn hatte benutzen müssen, um die Klammer von den Beinen des Truthahns zu hebeln, wie ich es immer tue", erklärte Mimi. „Ein Messer wäre natürlich besser gewesen, aber ich nahm, was ich zu fassen bekam."
    „Ich hatte großes Glück, daß er mich nicht niederstach", sagte Barbara dankbar. „Er prallte gegen mich, als ich mich gerade umdrehte, um zur Vordertür rauszurennen und Hilfe zu holen. Ich fühle mich feige, weil ich

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