Stunde der Klesh
werden ihr folgen. Schasny, Sie stehen zum Bedienen bereit, falls dies erforderlich sein wird.“
Das Ler-Mädchen wandte sich um und verließ schnell den Raum, die anderen folgten ihr. Clellendol ging als letzter. Er erhob sich in einer sorgfältigen, gemessenen Bewegung aus seinem Sessel, sah sich dabei im ganzen Zimmer um, ließ den Blick auf den vier im Zimmer verbliebenen Menschen ruhen und schien sie ganz genau abzuschätzen. Sie fühlten sich alle sehr unbehaglich unter seinen lesenden Blicken. Er war tatsächlich ein echter Sproß aus dem „Neunten Haus der Diebe“ {6} . Dann schlüpfte er hinüber in die Räume, die Flerdistar als Kabinen des Ler-Volkes bezeichnet hatte.
So plötzlich allein gelassen zu werden, hätte für sie ein unangenehmes Erlebnis sein können, aber Audiart ließ ihnen keine Zeit, über Möglichkeiten nachzudenken; sie begann sofort, ihnen zu erklären, was sie zu tun hätten, mit einer festen, selbstsicheren Stimme. Ihre Art war von einer ausgewählt distanzierten Höflichkeit. Meure sandte Blicke zu dem anderen, schlankeren Mädchen, Ingraine, hinüber, und bemerkte, daß auch Halander dies tat. Aber er schätzte auch Audiarts forsche Art und riskierte mehr als einen Blick in ihre Richtung.
Dann führte sie die beiden in ihre Kabine, wo es allerdings kaum etwas zu sehen gab: ein enger Gang, ein ungemütlicher Schlafraum mit sechs geschlossenen Kojen. Jeweils drei waren übereinander angebracht, zu beiden Seiten eines Mittelgangs. Am Ende lag ein winziges, aber komplett und fast luxuriös ausgestattetes Badezimmer, und direkt hinter der Tür zum Gemeinschaftsraum waren ein großer Schrank und eine Kochnische.
Audiart deutete auf die Kojen. „Es scheint, daß wir uns je eine auswählen können. Es ist ja genug Platz für alle vorhanden. Die beiden verbleibenden Kabinen können wir zum Verstauen des Gepäcks benutzen, aber es scheint, daß wir alle kaum etwas mitgebracht haben.“
Meure sah sich die Etagenbetten genauer an. Sie waren hoch genug, daß man sich aufrichten konnte, ohne mit dem Kopf anzustoßen. Hinauf gelangte man über eine schmale Leiter und durch eine Schiebetür, die offensichtlich am Kopfende der Kojen angebracht war.
Halander fragte keck: „Müssen wir auch hier die Spsom-Vorschriften über offene Türen befolgen?“
Audiart wollte etwas erwidern, hielt inne und setzte dann von neuem an: „Diese Regelung ist doch einigermaßen verständlich“, sagte sie bewußt unbestimmt und ohne jede Wärme. Dies war offensichtlich nicht als Einladung für Halander zu verstehen.
Sie öffnete einen kleinen Schrank. „ Liy Flerdistar hat uns mit einer großzügigen Ausstattung an Kleidungsstücken versehen. Ich fürchte, es ist alles nach der Ler-Mode geschnitten, aber es liegt eine ganze Menge davon in diesen Fächern. Nehmt, was ihr braucht. Es ist alles sehr schlicht und diskret und sollte uns einigermaßen passen. Benutzt es ruhig, es gehört zum Job. Jetzt sollten wir zusehen, daß wir das Essen vorbereiten; sie kommen zuerst, dann wir. Kommt bitte mit, wir können nachher die Kleidung aufteilen und die Betten aussuchen. Schasny, du solltest dir schon jetzt ein Bett suchen. Ich weiß nicht, wie lange du in der Offiziersmesse bleiben mußt.“
Meure sagte: „Ich nehme das Bett oben rechts.“
Die anderen waren einverstanden. Dann machten sie sich daran, alles herzurichten. Der Raum war beengt, doch alles war sinnvoll angeordnet. Die Vorräte lagen dort, wo man sie erwartete, und alle Geräte funktionierten zufriedenstellend. Sie hatten schon eine Weile gearbeitet und waren schon gut aufeinander eingestellt, als Meure plötzlich eine Frage in den Sinn kam.
Er stand gerade an der Tür und wollte einige Schalen in den Gemeinschaftsraum hinübertragen, als er sich zu Audiart umdrehte, die eben den Kocher einstellte. Nur über dem Arbeitstisch befand sich eine kleine Lampe, daher war es an der Tür recht dämmrig. Er sah sie an. Das Licht ließ ihr kurzes Haar aufleuchten.
„Wann starten wir eigentlich, Audiart?“ fragte er.
Sie war mit der Einstellung fertig und trat an den Tisch heran. Sie antwortete: „Ja, wußtest du das nicht? Wir sind gestartet, nachdem du an Bord gekommen bist. Wir sind schon seit einigen Stunden im All, schätze ich. Wir dürften schon ein hübsches Stück von Tankred entfernt sein.“
Nach dem Essen ging Meure in die Offiziersmesse hinauf. Audiart hatte ihm gesagt, was er dort zu tun hätte und wie er hingelangte. Das war
Weitere Kostenlose Bücher