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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Vegetation bedeckte den Boden unter seinen Füßen, das Schiff mußte sie bei seiner Landung niedergedrückt haben. Er hörte Stimmen und sah eine Bewegung auf der anderen Seite des Röhrennetzes. Clellendols Stimme drang an sein Ohr und drängte ihn, zu laufen. Er rannte in ihre Richtung. Dabei schlüpfte er unter einer pendelnden Rohrleitung hindurch, deren Farbe völlig verbrannt war und deren geborstene Enden wie lebende Wesen hin und her schwangen. Schließlich sah er die Gruppe vor sich, die vom Schiff wegrannte. Meure folgte ihr, versuchte aufzuholen. Shchifr überholte ihn mühelos in dem hüpfenden, aber kraftvollen Laufstil der Spsomi.
    Shchifr trieb sie weiter, und sie legten gemeinsam auf leicht ansteigendem Boden noch eine beträchtliche Entfernung zurück. Niemand sah sich um. Meure spürte, daß sich um sie herum, in der Luft über ihnen, etwas bewegte, aber er konnte nicht anhalten, um sich zu vergewissern.
    Schließlich erreichten sie eine kleine felsige Erhebung, wo sie zum Stehen kamen. Meure ging zu Audiart, die auf einem Felsbrocken saß; die Knie hatte sie vor die Brust gezogen und mit den Armen umschlungen; reglos starrte sie zum Schiff zurück. Nein, am Schiff vorbei, in den Morgen.
    Er warf sich neben sie auf den Boden und blickte in die gleiche Richtung. Im Osten erhob sich die Sonne Monsalvats zu einem neuen Tag. Das war der Doppelstern namens Btirme.
    Die beiden Sterne, die dort am östlichen Himmel standen, hatten beide ziemlich genau die gleiche Größe. Sie standen sehr eng beieinander, vielleicht einen Durchmesser weit voneinander entfernt. Beide leuchteten in einer braun-orangenen Farbe, und sie schienen ihre Position zueinander kaum merklich zu verändern. Die Sonne (oder sollte man sagen, die Sonnen, dachte er) erfüllte den Morgenhimmel mit Farbe, trennte den Tag von der Nacht, deren Farbe sich in ein unglaubliches Indigoblau verwandelt hatte, und färbte die Wolken, die in der unsagbar klaren Luft vorüberzogen, rot und orange. Beide Sonnen umgab ein schimmernd strahlender Hof, der jedoch verging, während sie zusahen und das Tageslicht heller wurde.
    Das Schiff lag zur Seite geneigt in einer kleinen Senke in der nach Osten abfallenden Ebene. An manchen Stellen war es noch erleuchtet, aber es schien immer weiter dem Boden entgegenzusinken, so als ob sein inneres Rahmensystem keine Lust mehr hätte, das Ganze aufrechtzuhalten. Ja, das war es: Das Schiff entspannte sich, sank in sich zusammen wie eine überreife, exotische Frucht.
    Als Meure sich nach allen Seiten umsah, konnte er etwas von dem entdecken, das ihm dieses allgemeine Gefühl von Bewegung vermittelt hatte, als er vom Schiff fortlief. Durch den Morgenhimmel stürzten und glitten bizarre Wesen. Sie waren von so fremdartiger Gestalt, daß Meure zunächst glaubte, seine Wahrnehmung sei gestört. Von jenseits des Schiffes kamen Menschen gelaufen, die wie irre auf das Schiff zustürmten. Es mußten Menschen sein; auch auf die große Entfernung konnte man ihre Gestalt und Haltung einigermaßen erkennen. Wie Menschen hasteten sie über die verfilzte, grasähnliche Vegetation, die im ersten Tageslicht blau erschien.
    Die Fremden umzingelten das Schiff. Meure sah jetzt, daß sie recht klein und schmal gebaut waren; die meisten trugen lange Messer oder kurze Speere. Sie benahmen sich wie Wilde, liefen heftig gestikulierend durcheinander, schlugen mit der Hand gegen die Bordwand oder mühten sich, ein Stück von dem Röhrennetz abzureißen. Die Szene wirkte lächerlich, so als ob Ameisen ein Landfahrzeug angriffen. Meure spürte neben sich eine Bewegung, an seine Nase drang ein Duft wie von warmem Gebäck.
    Vdhitz sagte gedämpft: „Etwas Neujes, wirrt die darunten ieber-raszchen. Tshchiff’r hat die Mazschine auf Zelbstieberladunck eingestellt, bevor er ginck. Fliegt allesz in die Luft, heh, heh, heh!“
    Audiart hatte die Worte des Spsom mitangehört und war schon auf den Füßen, um hinunterzueilen, doch Meure ergriff sie am Arm, und hinter einem Felsen kam Flerdistar hervor und trat ihr in den Weg. Sie sagte ruhig: „Versuche nicht, es zu verhindern. Du wirst sterben und kannst es doch nicht aufhalten. Die Spsomi lassen es nicht zu, daß Fremde ein gestrandetes Schiff erbeuten, und hier auf Monsalvat schon gar nicht. So lauten Shchifrs Befehle, und die muß er ausführen. Das wird seine letzte Handlung als Raumkapitän sein.“
    Audiart ließ sich wieder nieder, aber sie sagte: „Das da unten sind doch Menschen.“
    Der Tag

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