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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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merkwürdigen Sinn für Humor. Wir merken wenig davon. Sie finden viele Sachen komisch, die wir erschreckend oder traurig finden würden. Vielleicht erinnerst du dich noch an die Szene, als wir vom Hügel aus beobachtet haben, wie das Schiff in die Luft flog. Vdhitz fand es sehr spaßig, das Shchifr den Zeitmechanismus für die Selbstzerstörung eingeschaltet hatte. So ähnlich ist es auch mit der Geschichte von der Ilini Visk. “
    „Inwiefern?“
    „Flerdistar kennt die Spsomi eben auch nur aus Büchern. Sie spricht ihre Sprache recht gut, aber über sie weiß sie wenig. Deswegen bin ich auch mitgekommen. Ich weiß zum Beispiel, daß die Ilini Visk ein Geisterschiff aus der Vergangenheit der Spsomi ist … Alle Völker kennen diese Sagen, und besonders die Menschen besitzen eine Menge dieser Geschichten: der Ewige Jude, der Fliegende Holländer … Die Ilini Visk ist solch ein legendäres Schiff der Spsomi. Vdhitz hat Flerdistar von ihm erzählt, und sie hat die Neuigkeit an uns weitergegeben. Was Vdhitz eigentlich sagen wollte, war …“
    „… daß uns nur Geister gehört haben.“
    „… daß nur Geister uns retten werden. Sie haben uns schon gehört, aber sie werden nicht kommen. Die Spsomi werden es sehr spaßig finden, daß Shchifr sein Schiff verloren hat. Er hat es schließlich aufs Spiel gesetzt, nur weil diese Charter-Reise mehr einbrachte, als er sonst mit seinen Flügen hätte verdienen können.“
    Inzwischen war es gänzlich Nacht geworden, und Meure war sich sicher, daß Clellendol sein Gesicht nicht sehen konnte, und er wußte auch, was darauf abzulesen war: das Bewußtsein, Gefangener auf Monsalvat zu sein.
    Clellendol sagte: „Ich glaube, daß wir trotz allem gerettet werden. Die Spsomi mögen einen seltsamen Humor haben, aber ihre Zivilisation ist älter als die der Menschen und der Ler zusammen. Und sie sind keine Barbaren. Ich habe so ein Gefühl, daß das Kriegsschiff hierherkommen wird, nachdem es repariert wurde. In weniger als einem Jahr. Vielleicht schon in einem Vierteljahr. Ich glaube auch, daß Vdhitz dies weiß. So ist nun mal sein Charakter. Er weiß auch, was ich vermute. Es ist eben ein Spaß, den er sich mit Flerdistar erlaubt; sie kann daraus lernen, daß sie nicht soviel weiß, wie sie zu wissen glaubt.“
    „Hat sie es auch schon erfahren?“
    „Nein, noch nicht. Ich warte damit bis zu einem geeigneten Moment. Ich befürchte ohnehin, daß Vdhitz sich noch ein paar Pointen aufgespart hat, mit denen er uns zu gegebener Zeit überraschen wird. Was mich betrifft, so kann ich mit meiner Pointe noch warten. Nun … wollen wir uns den anderen anschließen.“
    Clellendol sah zu dem kleinen Feuer hinüber, wo die großen Schatten der Haydars nun geschäftig hin und her eilten, so als ob sie sich auf etwas vorbereiteten. Die Haydars wirkten nervös und ungeduldig, aber keiner sprach ein Wort, und auch ihre Bewegungen verursachten kein Geräusch. Nur eine große Gestalt stand still vor den Flammen. Schlank und elegant ragte ihre Figur auf der anderen Seite des Feuers auf. Sie stand Meure und Clellendol genau gegenüber, doch sie hielt den Kopf so tief gesenkt, daß ihr Gesicht völlig im Schatten der Kapuze lag. Ihre Hände hantierten mit einem kleinen Lederbeutel herum.
    Inzwischen hatten sich mehr Haydars versammelt als tagsüber beim Wagen geblieben waren. Wie Erscheinungen lösten sie sich aus dem Schatten. Meure nahm an, daß es diejenigen waren, die den Tag über hinausgezogen waren; zu welcher Unternehmung, vermochte er sich aber nicht vorzustellen. Die Spsomi und ihr Sklave waren schon da, Menschen und Ler gingen jetzt auch auf das Feuer zu. Sie wurden von Flerdistar dazu gedrängt, aber wahrscheinlich hatte ohnehin keiner den Wunsch, in der Nacht auf der Ebene von Ombur allein zu bleiben.
    Flerdistar gesellte sich zu Clellendol und Meure und flüsterte aufgeregt: „Wie der Mann, der Morgin genannt wird, mir sagte, war der Tag so ereignisreich, daß sie eine Weissagung von dem Mädchen verlangen werden … Es ist außerordentlich: Es stört sie nicht, wenn wir dabei zusehen. Das hätte ich von diesen Primitiven gar nicht erwartet.“
    „Vielleicht sind sie gar nicht primitiv“, bemerkte Clellendol.
    Die Miene des Mädchens verfinsterte sich, und unglücklich erwiderte es: „Oh doch, sie sind es. Barbaren der übelsten Sorte, Menschenfresser!“
    „Die menschliche Gesellschaft auf diesem Planeten ist sehr alt, und sie wurde auf die ursprünglichen Lebensformen

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