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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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aufgepfropft. Man hat den Klesh nur eine geringe Fähigkeit zum Überleben zugetraut, und doch haben sie überlebt; auf ihre Art sind sie sogar aufgeblüht, ohne daß die angeblichen Helfer ihnen wirklich geholfen haben. Es herrscht hier ein Prinzip, das wir noch nicht entdeckt haben, vielleicht gar nicht wahrnehmen können. Es kann auch ein äußerst verfeinertes Ordnungssystem hinter allem stecken. Vielleicht kommen alle Dinge zusammen.“
    „Ich glaube, du deutest zufällige Zahlen als wissenschaftliche Daten.“
    Clellendol antwortete im Plauderton: „Dich hat man gelehrt, das Wesen der Vergangenheit aus den Schatten zu lesen, die sie in die Gegenwart wirft, während ich darin ausgebildet wurde, dieser Gegenwart zu mißtrauen, Fallen und Schlingen zu erkennen. Und darum kann ich dir folgendes sagen: Ich weiß, daß wir bereits so manchen Alarm ausgelöst und manche Geschichte in Umlauf gebracht haben, seit wir hier gelandet sind. Irgendeine Wesenheit, ein Lebewesen, eine Organisation oder ein Ding hat uns bemerkt und beobachtet uns nun. Ich habe den Verdacht, daß sie oder es schon vorher gewußt hat, daß wir kommen werden. Wenn dies stimmt, liegt hier ein Fall von Risikoanhäufung vor, den ich noch nicht lösen kann.“
    Flerdistar hatte seine Zurechtweisung ungerührt hingenommen: „Das ist durchaus nicht unwahrscheinlich. Beim Gespräch mit Morgin habe ich gespürt, daß ihre Vergangenheit etwas Unnatürliches verbirgt.“
    „Ein Ereignis?“
    „Nein, eine dauernde Anwesenheit. In der Zeit schwebt der Geruch ihrer Spur, wie wir sagen. Ich konnte bisher nur äußerst wenig davon wahrnehmen, darum sind noch zu viele Irrtümer möglich. Mehr kann ich jetzt nicht darüber sagen.“
    „Dann bleibe auf der Hut und arbeite mit mir zusammen – das sollten wir ohnehin tun.“
    „Das werde ich auch. Aber jetzt still, sie beginnen mit ihrem Ritual.“
    Seit einiger Zeit hatte die hektische Geschäftigkeit der Haydars aufgehört, und jetzt saßen sie in einem lockeren Kreis um das Feuer herum. Nur das Mädchen war stehengeblieben, sein Kopf war noch immer wie gedankenverloren oder in Trance tief gesenkt. Meure bemerkte, daß sich auf der anderen Seite des Feuers einige Nicht-Haydars eingefunden hatten: Morgin und seine Gruppe sowie die Spsomi.
    Das Mädchen umrundete langsam das Feuer, wich ihm aus und schien es gleichzeitig kaum zu bemerken. Dann hielt es vor einem Haydar an, der allein saß, durch einen respektvollen Abstand von den anderen getrennt.
    Flerdistar wisperte kaum hörbar: „Das Mädchen macht sich jetzt bereit und nähert sich dem Anführer, Ringuid Coam Mallam. Sie spricht für die Welt der Geister. Jetzt wird es für uns riskant, denn er wird alles tun, was sie ihm sagt. Mallam hat eine Weissagung verlangt, und er muß dem Orakel gehorchen.“
    Das Mädchen sagte etwas zu Mallam, aber Meure verstand seine Worte nicht. Eine Einleitungsformel?
    Flerdistar fuhr fort: „Jetzt erfolgt die Anrufung. Sie nennt einige göttliche Wesen, die ihr bekannt sind, und andere, vermutlich Dämonen oder hochgeschätzte Personen der Vergangenheit. Am Ende wird sie die Heilige Zermille anrufen … Jetzt ergreift sie den Beutel, senkt ihn und legt ihn vor Mallam ab, damit er sich vom Zustand des Inhalts überzeugen kann. Es ist etwas Weißliches.“
    Meure starrte durch die Dunkelheit, das Feuer lenkte ihn ab. Was da auf dem Boden lag, hatte Ähnlichkeit mit Knochen.
    „Jetzt spricht sie wieder. Sie zählt die Grundanordnungen auf, die Mallam genauso gut kennt wie sie. Die Gegenstände sind die Hand- und Fingerknochen eines Opfers, vielleicht von einem der Stämme, die sie jagen … Nein, jetzt höre ich es. Die Knochen stammen von einem Mitglied ihres Stammes, einem ihrer Vorfahren. Jetzt untersucht sie die Position der Knochen. Sie zeigt etwas, und Mallam stimmt zu, er nickt. Sie werden auf die Jagd gehen … Heute nacht noch. Die Spsomi werden sie begleiten, sie werden noch eingewiesen. Unter keinen Umständen dürfen sie diese Gruppe verlassen, sonst … Unglück. Jetzt spricht sie von den anderen, von uns. Sie sagt sehr bestimmt, daß wir sofort abreisen müssen. Wir dürfen nicht verletzt oder gejagt werden. Ein Talisman spielt irgendwie eine Rolle … Das verstehe ich nicht. Mallam stimmt zu, und jetzt besprechen sie, wie es zu geschehen hat. Dazu hat das Mädchen keine feste Meinung. Das Orakel sagt ihm nur, was zu geschehen hat, aber nicht, wie es geschehen soll. Mallam bedrängt sie. Er will uns irgendwo

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