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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Umgebung“, ergänzte Azendarach, „denn er muß sehr weit hinaussehen können. Wir erhielten unsere Anweisungen viele Tage, bevor das Schiff hier eintraf.“
    Erisshauten stimmte eifrig zu: „Ja, so ist es, vor vielen Tagen schon! Es ist in der Tat erstaunlich.“
    Azendarach wandte seine Aufmerksamkeit wieder Meure zu, der in tiefer Bewußtlosigkeit auf seiner Bank zusammengesunken war. „Es muß gewährleistet sein, daß wir die völlige Kontrolle über das Objekt haben, wenn der Übertritt wirklich gelingt. Ist der Ort auch gut gewählt?“
    „Es scheint gesichert“, sagte der Torwächter mit fester Stimme, „daß kein Bannfluch bis in diese Keller herunter wirkt. Alle vorbereitenden Versuche, die wir unternommen haben, erwiesen sich als frei von äußeren Einflüssen. Wir dürfen also davon ausgehen, daß wir uns an einem gesicherten Ort befinden …“
    „Niemand weiß, wieso das Omen verlangt, daß Cretus der Schreiber wiedererweckt werden soll. In den Archiven ist nachzulesen, daß er nicht nur ein Deuter, sondern auch ein Aktivist war. Das legt die Vermutung nahe, daß er die Fähigkeit besaß, Menschen und Geschehnisse nach seinen Wünschen zu beeinflussen. Wenn das so ist, dann können wir mit ihm endlich unseren Traum verwirklichen, zumindest aber werden wir ein Werkzeug besitzen, das uns der Erfüllung ein gutes Stück näher bringen wird. Wir müssen schnell handeln. Er darf uns nicht wieder entwischen! Wir müssen geschickter sein als jene Narren im alten Incana, denen er entkommen ist.“
    Er schwieg lange Zeit, gedankenverloren ruhte sein Blick auf Meures lebloser Gestalt. Dann schüttelte er den Kopf. „Diese Abenteurer und charismatischen Führer denken, daß die Welt ihnen gehört und daß sie sie wie ein Spielzeug zerstören und aufbauen können. Natürlich ist es gut, sie aufzubauen, aber es sind Menschen mit praktischem Verstand nötig, um die Hand solcher Männer zu lenken, sonst bleibt nichts als Zerstörung zurück. Das haben die Alten einst richtig erkannt: Sie haben es verstanden, ihn mit dem Netz der Alltagsroutine einzufangen. Sie wählten die Aufgaben für ihn so aus, daß sie ihn behutsam in ihre Richtung lenken konnten. In den Archiven ist das alles festgehalten. Aber sie hatten ihm diesen einen Ausweg gelassen. Diesmal wird es für ihn kein Entkommen geben. Wir werden den stolzen Cretus unterwerfen, mit Feuer und Eisen, wenn es sein muß … Was soll er als erstes in Ordnung bringen, meine Freunde?“
    Bedetdznatsch murmelte: „Seit langem schon ist Potale eine Brutstätte der Ketzerei – es wird Zeit, daß ihnen der rechte Weg gewiesen wird.“
    „Er soll die Welt von den Eratzenastern befreien“, sagte der Torwächter eifrig, „und von ihren Reitern! Sie haben meinen Vetter geholt.“
    Erisshautens Wünsche gingen weiter: „Die Lagostomer sind eine Menschenrasse, die sich nutzen ließe. Wenn sie richtig geführt würden, könnten sie für uns ganz Kepture erobern. Wir können das alles von Cucany aus leiten …“
    „Also laßt uns beginnen.“
    Erisshauten zog unter seinem Gewand ein Fläschchen hervor, das eine klare Flüssigkeit enthielt. Jemand reichte ihm ein Tuch, und er benetzte es mit dem Inhalt des Fläschchens. Anscheinend war die Flüssigkeit völlig geruchlos. Er ergriff Schasny unsanft bei seinem Haar, zog seinen Kopf zurück und bedeckte sein Gesicht mit dem getränkten Stoff. Es dauerte lange, bis die Inhalation bei Meure eine Wirkung zeigte und er sich benommen auf der Bank aufrichtete.
    Erisshauten entfernte das Tuch. Der junge Mann saß sehr steif und mit geschlossenen Beinen auf seinem Platz. Er stellte keine Fragen und sah sich auch nicht um, aber er war offensichtlich wieder bei Bewußtsein.
    „Prüfe ihn!“ sagte Azendarach scharf.
    Erisshauten fragte Meure: „Wie heißt du?“
    Er antwortete tonlos: „Meure Wendrin Schasny.“
    „Wie alt bist du? Wie lautet der Name deines Heimatplaneten?“
    „Ich wurde auf Tankred geboren; ich bin zwanzig Tankredjahre alt. Der Ausgleichsfaktor für Tankred beträgt 0,962215.“
    „Was ist ein Ausgleichsfaktor?“
    Der junge Mann antwortete mit unveränderter Stimme: „Das ist der Umrechnungsfaktor zwischen einem Jahr des jeweiligen Planeten und einem Jahr auf dem Planeten, der als Ursprungswelt gilt. Man hat die Jahreslänge dieses sagenhaften Planeten auf biometrische Weise ermittelt, daher ist es nicht nötig, das ursprüngliche Sonnensystem wiederzufinden, um zu überprüfen, ob die errechnete

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