Stunde der Klesh
wird keinen freien Willen haben und nur so handeln, wie es angewiesen wird. Die Anweisungen sind außerdem leicht zu befolgen. Der Vorgang ist uns ja nicht neu“, ergänzte er ungeduldig, „es geschieht ja keineswegs zum erstenmal.“
Azendarach antwortete nach langem Zögern: „… Es ist so, wie du sagst. Aber dieser hier ist ein Gorgensuchen {15} von außerhalb. Wer weiß schon, was mit dem Blut durch seine Adern fließen mag.“
„Der Unterdiener berichtete, daß das Objekt widerstandsfähiger als die anderen war“, ergänzte Bedetdznatsch, „aber es ist innerhalb des gewöhnlichen Zeitlimits eingeschlafen. Ich habe nur die Befürchtung, daß unser Vorhaben wieder scheitert.“
„Vielleicht ist er willentlich eingeschlafen. Das Mittel kann ein Grund dafür sein, daß wir in der Vergangenheit so oft gescheitert sind.“
„Das Zusammenwirken des Mittels und der Inhalation schaltet den Willen aus und macht das Objekt so beeinflußbar, wie es unserem Wunsch entspricht. In diesem Zustand vollbringen Menschen wahre Wunder, die nicht anfällig für normale Hypnose sind. Erinnert Euch bitte daran, daß wir das Betäubungsmittel durch die Inhalation abmildern mußten, da die Objekte es sonst ja nicht anschauen konnten.“
„Ich hoffe, wir sind auch auf die andere Möglichkeit vorbereitet!“
Alle ließen ihre schweren Helme mit einer steifen Körperbewegung vor und zurück schwingen, um so ihre Zustimmung auszudrücken. Erisshauten erinnerte noch einmal: „Gelingt der Übertritt, dann muß der Apparat sofort vernichtet werden, und wir müssen das Objekt augenblicklich überwältigen, damit es uns später für unsere Befragungen zur Verfügung steht.“
„Ich fürchte mich davor“, murmelte Azendarach, „jedesmal, wenn wir es versuchen. Es behagt mir nicht, auch wenn es schon vor Generationen in den Lesungen angeraten wurde und inzwischen viele Male bestätigt worden ist. Wir sollen also versuchen, die Person Cretus des Schreibers in einem menschlichen Objekt wiederzuerwecken. Und was kommt danach? Nichts wurde uns darüber mitgeteilt! Kein Rat, keine Anweisungen oder Vorschläge, absolut nichts. Die besten Omenleser haben ihre ganze Kraft bemüht und nichts erfahren über Vor- und Nachteil, über Schuld und Unschuld.“
Bedetdznatsch berichtigte den Phaneten so höflich wie möglich. „Bitte um Vergebung, o Phanet. Doch die genaue Aussage der Lesung lautete immer so: für Vorteil/Nachteil – keine Verantwortung.“
„In meinem Buch wird dieser Satz gleichgesetzt mit Null-Lesung“, erwiderte Azendarach eisig.
„Gewiß, gewiß“, wisperte Bedetdznatsch, „aber in einem System, in dem Tatenlosigkeit eine Handlungsform ist und auch Unentschlossenheit als Entscheidung gilt, enthält auch eine Null-Lesung Anweisungen, die die gleiche Gültigkeit wie andere haben. Außerdem müssen wir stets bedenken, daß dieses Objekt hier genau beschrieben worden ist. ‚Einer wird von außerhalb gebracht werden. Versucht es nun mit ihm!’ Das hier muß er sein, so sagte es uns der Mittler.“
„Der Mittler hat auch berichtet, daß das Sternenschiff ganz in der Nähe der Lagostomer heruntergekommen ist. Vielleicht war er ihnen zugedacht.“
„Was hätten die schon mit ihm anfangen können? Wir besitzen als einzige einen Talisman. Nein, es war vorherbestimmt, daß er hierhergebracht werden würde. Das sagten die Reflexionen, und so ist es auch geschehen. Ich bin sehr zuversichtlich.“
„Ich kann deine Zuversicht nicht ganz teilen. Es ängstigt mich, wenn wir so genaue Anweisungen aus den Reflexionen lesen können und nichts erfahren über das, was geschehen wird, nachdem die Tat vollendet ist. Wieso gelingt es uns nicht, etwas über die Quelle der Reflexionen zu erfahren?“
„Wir haben alle von Rapmanchlein, dem Zauberer gehört“, murmelte Bedetdznatsch nachdenklich. „Er hat versucht, die Botschaften zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen. Es wird allgemein gelehrt, daß uns die Omen von Gott gesandt werden. Eben dies bestritt Rapmanchlein entschieden; allerdings verfiel er kurz darauf dem Wahnsinn. Den Rest seines kurzen Lebens murmelte er unaufhörlich zwei Sätze. Der eine war: ‚Sie lachen, lachen und lachen über Euch.’ Und der andere lautete: ‚Einer in vielen – viele in einem.’ Ich für meinen Teil will die Quelle gar nicht wissen. Ich gehe davon aus, daß die Omen nicht von Ihm kommen, sondern vielleicht von einem seiner Diener, der gut vertraut mit Aceldama ist.“
„Und mit seiner
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