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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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im Licht der Laterne betrachten. Während du es dir ansiehst, sollst du dich bemühen, alles im Gedächtnis zu behalten, was du siehst.“
    „Ist das alles?“
    „Das ist alles. Wenn du gar nichts siehst, dann stelle das Objekt wieder an seinen Platz zurück.“
    „Bin ich vielleicht ein Wahrsager?“
    „Es mag sein, daß du die Wahrheit bringst. Jetzt geh!“
    Azendarach und der Torwächter nahmen Schasny in die Mitte und geleiteten ihn in den Raum. Dabei vermieden sie es sorgfältig, etwas anzusehen, das sich irgendwo links von ihnen befand. Dabei war ihnen ihr Kopfschmuck von großem Nutzen, ja, es schien fast so, als sei er eigens zu diesem Zweck angefertigt worden. Sein Träger konnte immer sehen, was vor ihm lag, aber er brauchte nichts von dem zu sehen, was er nicht sehen wollte. Die beiden anderen blieben an der Tür zurück.
    Sie beobachteten Schasny, der sich wie ein Schlafwandler bewegte: Er suchte nach etwas und fand es schließlich. Dann beugte er sich vor und hob es hoch.
    Jetzt wandten auch Bedetdznatsch und Erisshauten den Kopf ab, um das glitzernde und blinkende Gebilde nicht ansehen zu müssen. Der junge Mann hielt in einer Hand die Laterne und in der anderen den Gegenstand, den er lange ausdruckslos anstarrte. Bis dahin unterschied sich der Vorgang in nichts von den früheren Versuchen. Doch dann verlief alles völlig anders.
    Ohne Vorwarnung, ohne irgendein Anzeichen zerdrückte Schasnys Hand das Gebilde, das sie hielt. Das glitzernde, filigrane Geflecht verwandelte sich innerhalb einer Sekunde in ein uninteressantes Metallknäuel.
    Dann brach die Hölle los.

 
7
     
    ,Eine Bewegung über einen festgesetzten Punkt hinaus ist ein Frevel.’ Und: ‚Eine Überdrehung ist ein Frevel.’ Ich begriff, daß jede Unruhe, die enthüllt wird, nichts zur Vollendung beiträgt.
    A. C.
     
    Es war eine Zeit vergangen, die so lang war, daß Jahre ungeeignet waren, sie zu messen; auch Jahrhunderte reichten nicht hin, denn es hätte ihrer zu viele bedurft. Das Sternenbild, zu dem die Doppelsonne Bitirme gehörte, hatte sich in dieser Zeit so verändert, daß man es von anderen Sonnensystemen aus mit dem bloßen Auge sehen konnte.
    Für den Mann, der sich Cretus nannte, gab es keine Zeit, und die Bahnen, auf denen die Sterne durch das All zogen, bedeuteten ihm nichts. Er war einfach da, und jetzt war er … hier.
     
    Cretus betrat die Kammer am Fuß der Treppe und verriegelte die Tür sorgfältig hinter sich. Er gestand sich achselzuckend ein, daß ihm das nicht viel Sicherheit bot, denn sie konnten die Tür in wenigen Minuten aufbrechen. Es war einfach so, daß er eine gewisse Abgeschiedenheit für das benötigte, was er jetzt vorhatte. Er befand sich in einer Vorratskammer, einem Speicher für Zeiten der Belagerung. Die Regale waren leer, ein feuchter, dumpfer Geruch hing in der Luft. Auf dem Steinboden stand eine Kiste. Cretus stellte die Laterne, die er mitgebracht hatte, ins Regal und zog die Kiste zu sich heran. Er setzte sich hin und beobachtete das Flämmchen der Lampe.
    Nun werden sie wohl gemerkt haben, daß ich verschwunden bin, dachte er. Er konnte sich gut vorstellen, was sie jetzt tun würden. Sicher würden sie nicht viel Zeit damit verschwenden zu überprüfen, wie er an seinen „Beschützern“ – so nannten sie seine Wächter – vorbeikommen konnte. Sie würden vielmehr sofort die Tore der Festung Cucany überprüfen und feststellen, daß niemand hindurchgegangen war. Dennoch schickten sie sicher eine Derques-Patrouille {16} aus, der sie einen oder zwei Haydars mitgaben. Aber sie würden sich nicht lange zum Narren halten lassen. Es würde ihnen klar werden, daß er sich immer noch in der Festung aufhielt, und sie würden ihn suchen. Sehr gründlich würden sie einen Raum nach dem anderen durchkämmen. Ihre Gründlichkeit war bekannt, doch durch sie würde er etwas Zeit gewinnen. Genug Zeit, hoffte er.
    Er griff unter seinen weiten Mantel und zog einen schimmernden, glitzernden Gegenstand hervor. Für den Transport hatte er ihn zu einer flachen Scheibe zusammengelegt. Sorglos betrachtete er ihn. In diesem Zustand war er ungefährlich. Solange man ihn nicht entfaltete, konnte er nichts bewirken.
    Nach allem, was er wußte, war dieses Gebilde der letzte Skazenache, den es gab, genauso wie er der letzte Zlat war. Genaugenommen war er auch kein reiner Zlat mehr; nur zu einem Viertel war er noch reinen Blutes. Aber er fühlte kein Selbstmitleid. Mit dem Ding, das er nun in seinen Händen

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