Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
Vom Netzwerk:
hielt, hatte er weit in die Zeit zurückgeschaut, und er wußte, daß der Weg, den die Zlat-Rasse gegangen war, nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit verlief, denen niemand entrinnen konnte. Das schreckliche Werk der Krieger hatte nicht bis in alle Ewigkeit Bestand, und so mußte der Stamm der Zlat im Schmelztiegel der Rassen eben wieder untergehen. Es war Cretus klar, daß eine Fortpflanzung seine Gene nur weiter verstreuen würde. Würde er einen Sohn oder eine Tochter zeugen, so war dieser Nachkomme nur noch ein „Achtel-Zlat.“ Niemand kann seine Rasse vor dem Aussterben bewahren, wenn er ganz allein ist.
    Cretus seufzte. Er hatte viele Dinge gesehen, aber er hielt sich nicht für einen Philosophen. Ein Lächeln huschte über seine harten Züge, die tiefliegenden Augen, die Falten auf der Stirn und das schlecht rasierte Kinn, das typisch für ihn war. Er dachte: Ja, so ist es nun: Für meinen Stamm konnte ich nichts mehr tun, denn sie sind dahingegangen, einer nach dem anderen. Aber mir selbst war ich nichts schuldig. Ich konnte den anderen helfen, ihre Identität zu bewahren. Dieser sinnlosen Vermischung der Rassen mußte ein Ende gemacht werden. Es war närrisch! Einen Planeten mit Bastarden zu bevölkern! Sogar der Mischling sucht jemanden, der ihm ähnelt, um mit ihm eine Familie zu gründen, aus der sich später vielleicht ein Stamm bildet. Aber nun bin ich das Opfer meiner eigenen Idee geworden. ‚Cretus!’ rufen sie, ‚der uns gerettet hat!’ Der ganz Kepture geeint hat, zuerst von Ombur aus, und der jetzt in Incana regiert.
    Er konnte Menschen führen! Aber dann sind jene gekommen und haben seine Kraft ausgehöhlt. Berater, Diener und Schleicher, Politiker und Höflinge, die es verstanden, sich an einen Führer anzuhängen, solange sie sich einen Vorteil davon versprachen.
    Sie haben ihn zu ihrem Gefangenen gemacht, sie wollen, daß er ihren schäbigen Weg geht, der nicht der seine ist. Oh, dieser Abschaum. Er hatte ihnen die Sterne geboten, als letztes Ziel. Aber sie wollten etwas, das sie sehen und berühren konnten, und sie wollten es sofort: Weiber, Geld, eine Zimmerflucht im Schloß mit gutem Ausblick. Nicht mal den ersten Schritt hatten sie verstanden: daß zunächst ganz Monsalvat geeint werden mußte, daß man die Rassen so zu einem großen Ganzen zusammenfügen mußte, daß alle einander ergänzten. Wie die Metalle einer Legierung. Er hatte das alles gesehen.
    Vieles hatte er in seinem Geschichtenerzähler gesehen, als er erst einmal entdeckt hatte, daß dieser mehr konnte, als Geschichten zu erzählen. Er sah Tote wieder leben und einen Himmel, der übersät war von fremden Welten und ihren Bewohnern. Alte Menschenwesen und neue Menschen und andere, fremde Kreaturen, deren Anblick einem das Blut gerinnen ließ. Um sich ein Bild vom Weltall zu machen, besaß er nur das Wissen der Klesh, und er spürte bald, daß viele Fehler in diesem Wissen steckten.
    Auch gab es noch andere. Ihre Anzahl, ihr Platz und ihre Art, all das war schwankend, vage, instabil. Sie sprachen manchmal zu ihm, das war der einzige stabile Faktor in ihrem Verhältnis. Diese nun (oder sollte man sagen: er, sie oder es?) hatten ihm diesen Ausweg gewiesen – in den Geschichtenerzähler sollte er gehen und dort auf eine andere Zeit, einen anderen Körper warten. Immer wieder hatte er dieses Ansinnen zurückgewiesen. Dazu hatten die Zlats das Gerät niemals benutzt, seine Großmutter hatte ihm das erzählt. Nie. Es war ein unreiner Weg. Ihn fröstelte. Viele hatten vor Cretus gezittert, während er seinen Weg machte vom Herumtreiber zum gesetzmäßigen Herrscher des größten Teils von Kepture, und jetzt hatte er Angst bei dem Gedanken an das, was er zu tun beabsichtigte.
    Sie würden ihn schützen, bis sie den Richtigen gefunden hatten, hm? Das war es, was sie (er, sie, es) ihm gesagt hatten. Wie lange würde das dauern? Das war der Haken an der Sache. Hoffentlich würden inzwischen wenigstens diese schleicherischen Hofschranzen verschwunden sein. Vermissen würden sie ihn bestimmt, denn er war der beste Wahrsager, den sie jemals hatten. Cretus beherrschte die Feineinstellung seines Skazenache schon bald sehr gut und konnte so die unmittelbare Umgebung und die allernächste Zukunft sehen. Wie sollte jemand eine Schlacht gewinnen gegen einen Gegner, der die Zukunft kannte? Schon auf der Straße hatte er gelernt, den Ort für eine Auseinandersetzung auszuwählen, aber nun kannte er auch den besten Zeitpunkt.
    Er entfaltete

Weitere Kostenlose Bücher