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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Schwert schneiden, wenn er nur fest genug drückt.“
    Der Alte schüttelte den Kopf; er hatte ihn offenbar nicht verstanden. Auch ihm selbst waren seine Worte als unverständliches Gemurmel erschienen.
    Zitternd sagte der Alte: „Wer bist du?“
    „Cretus natürlich. Wer du bist, will ich gar nicht wissen, aber du kannst mir sagen, welche Zeit wir haben.“
    „Welche Zeit?“
    „Ja, welche Zeit! Dieser Ort heißt doch Cucany und liegt in Incana?“
    Der alte Mann nickte.
    „Welches Jahr haben wir? Es müssen viele Jahre vergangen sein, denn zu meiner Zeit trug niemand so komische Hüte.“
    „Wir leben im Jahr des Korsors {17} .“
    „Zählt denn niemand mehr die Jahre eines nach dem anderen?“
    „Es werden Listen geführt, und man zählt die Jahre, die nach einem besonderen Ereignis vergangen sind, nach dem Amtsantritt eines neuen Phaneten zum Beispiel oder nach einer außergewöhnlichen Naturerscheinung.“
    „Ich bin Cretus, und ich weiß nicht, was ein Phanet ist. Also ist dieses Amt erst in späterer Zeit eingeführt worden.“
    „Das ist viele Jahre her. Wie viele weiß ich nicht. Es sind viele Jahrhunderte, bestimmt mehr als zweitausend Jahre.“
    „Du kennst Cretus, aber du weißt nicht, wie lange ihr auf ihn gewartet habt?“
    „Alles, was ich weiß, habe ich gelesen, gehört und gesehen. In ganz Aceldama hat man von Cretus gehört. Jeder Mensch kennt ihn.“
    „Wie ist es möglich, daß sich der Skazenache in all den Jahren nicht verändert hat?“
    „Der Apparat? Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß niemand ihn berührt hat, außer bei den Übertrittsversuchen. Außerdem verwittert und rostet er überhaupt nicht. Wir wußten nicht, wie man damit umgeht, darum haben wir ihn immer sehr vorsichtig gehandhabt.“
    „Das habt ihr brav gemacht. Jetzt ist es ein für allemal vorbei mit ihm. Wenn du irgendwann einmal die Gelegenheit dazu hast, dann schmelze ihn ein. Er ist aus sehr kostbarem Metall, edler als Gold, aber viel härter. Du brauchst das Feuer der Hölle, um ihn zum Schmelzen zu bringen.“
    Cretus entspannte sich, erhob sich von der Brust des Mannes und sagte: „Jetzt führe mich hinaus! Hier unten waren vier von euch Helmköpfen – wo sind die anderen?“
    Der alte Mann richtete sich mühsam auf einen Ellenbogen auf. „Welche anderen?“
    „Der Rest eben! Die Wachen, die Diener – Leute wie ihr können ohne Bedienstete doch gar nicht leben. Wenn ihr tatsächlich Jahrtausende auf einen Mann aus der Vergangenheit gewartet habt, dann müßt ihr doch etwas Besonderes sein, darauf wette ich. Wo also sind sie?“
    Während sich der Alte umständlich auf die Füße erhob, hatte Cretus Zeit zum Nachdenken: Ja, soweit ist wohl alles in Ordnung. Ich bin tatsächlich zurückgekehrt, wenn auch in eine seltsame Zeit. Statt stahlharter Männer der Macht sehe ich nur senile Priester und unfähige Trottel. O verdammt. Sie brauchen mich nötiger denn je. Viel nötiger als vor einer Stunde. Eine Stunde, die zweitausend Jahre lang war, das hatte er doch gesagt? Nun gut. Der Körper kommt mir recht jung vor, ein bißchen verweichlicht, aber männlich, wie ich merke. Ich werde ihn abhärten müssen, ihn umschmieden, damit er besser zu mir paßt. Und danach, ja, dann werden wir es noch einmal versuchen! Diesmal aber machen wir keine Fehler, nicht wahr, mein Kleiner? Wir gehen ihnen nicht wieder ins Netz, o nein. Diesmal bekommen sie Stiefel und Peitsche zu schmecken. Sie alle möchten gern eine Villa auf dem Lande und schöne Frauen als Gespielinnen – wir werden den Riemen auf ihrer Haut spielen lassen.
    Der alte Mann stand jetzt vor ihm und sagte: „Oben ist noch ein Diener, beim Gästeraum. Dort sind auch einige Außenweltler, zu denen hast auch du vorher gehört. Sie schlafen wahrscheinlich noch. Wir haben ihnen ein Mittel gegeben. Was hast du mit mir vor?“
    Cretus deutete mit der Schwertspitze nach der Treppe. „Du kannst meine Zuneigung gewinnen, wenn du mich aus Cucany hinausführst. Ich wollte ohnehin hinaus, aber man hat mich dabei gestört.“
    „Mein Herr will Cucany verlassen?“
    „Ombur ist einfach nicht in der Lage, einen großen Gedanken zu begreifen. Nutzlose Nomaden! Incana hat kein Durchhaltevermögen. Wie nennt man jetzt das Land, das im Osten am inneren Meer liegt?“
    „Intance.“
    „Nie gehört.“ Cretus’ Stimme war unverändert, aber Bedetdznatsch sah den Haß, der in seinen Augen loderte. Er dachte: Warum nur haben wir diesen Dämon wieder zum Leben erweckt?

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