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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Ich begreife es nicht. Wir müssen ihn unter Kontrolle bekommen. Vielleicht wäre es das sicherste, ihn sobald wie möglich umzubringen. Es gibt diesmal nichts auf der ganzen Welt, das ihn aufhalten kann, nichts, das ihn zähmen kann. Falls es so etwas überhaupt je gegeben hat. Er wird aufbauen, was er schon immer aufbauen wollte, und er wird die ganze Welt niederreißen, um dies zu tun. Wenn er vorhat, hier herauszugehen und sich mit der ganzen Welt anzulegen, dann ist er entweder ein Held oder ein Verrückter. Doch er hatte es ja schon einmal fast geschafft, so lautet die Fabel … Tiefe Furcht ergriff Bedetdznatsch, und nur ein Gedanke tröstete ihn: Wir müssen ihn töten. Er läßt sich nicht beherrschen. Und diesmal hat er sich selbst den Fluchtweg abgeschnitten, als er den Apparat zerdrückte. Diesmal ist Cretus sterblich, und wir können die Welt ein für allemal von ihm befreien. Die alten Helden gehören in die Vergangenheit. Wir brauchen keine Retter und Weltverbesserer.
    Cretus war jetzt ganz ruhig. Eigentlich wurde der Alte nicht mehr gebraucht. Er zittert vor Angst und ist außerdem unbeweglich wie ein Klotz. Es ist schon fast zu einfach.
    Doch dann geschah etwas Seltsames. Der Arm, der das Schwert hielt, gehorchte ihm nicht. Mit aller Kraft versuchte er, ihn anzuheben, aber er rührte sich nicht. Seine Kontrolle über alle Teile des Körpers schwand zusehends. Er strauchelte, versuchte aber gleichzeitig den alten Mann im Auge zu behalten, der gemerkt hatte, daß etwas Außergewöhnliches geschah. Cretus fiel mit dem Rücken gegen die Wand. Schweiß trat ihm in dicken Tropfen auf die Stirn. Aus weiter Ferne, tief in seinem Innern, hörte er plötzlich eine Stimme, fremde Erinnerungsbilder tauchten auf, etwas drängte an die Oberfläche, wuchs, breitete sich aus …
    Meure Schasny lehnte sich gegen eine feuchte Kellerwand, er fand ein Schwert in seiner Hand, und ihm gegenüber stand ein zitternder Mann, den er noch nie gesehen hatte. Der Fremde starrte ihn an, äußerster Schrecken entstellte seine Züge. Schasny versuchte zu sprechen. „Wie … wie bin ich hierhergekommen?“ stammelte er, „wo sind die anderen?“
    Statt einer Antwort warf sich der dicke Mann herum und hetzte wie ein Wahnsinniger die Treppe herauf. Sein Gewand flatterte wie eine Fahne hinter ihm her.
    Schasny blieb stehen, wo er war, und betrachtete das Schwert, als habe er noch nie im Leben ein Schwert gesehen. Und er hatte tatsächlich noch nie ein echtes Schwert aus der Nähe gesehen. An diesem klebte Blut. Er fühlte sich verwirrt, unwirklich und benommen. Während er noch versuchte, sich zu fassen, erhob sich in ihm eine drängende Stimme. Er hatte Mühe, ihre Worte zu verstehen. Die Wand schien nachzugeben. Er wollte dieses Phänomen genauer untersuchen, aber die Stimme behinderte ihn. Er tastete über den Fels, aber da war nur festes Gestein. Das beruhigte ihn, und er entspannte sich. Und dann kamen sie über ihn: Gedanken, die jemand in Worte gekleidet hatte, wie Erinnerungen in einem Traum.
    HÖR AUF, DICH GEGEN MICH ZU WEHREN, DU IDIOT! GIB MIR DIE KONTROLLE ZURÜCK! ICH/WIR MÜSSEN DEN ALTEN EINFANGEN. ER MUSS UNS HIER RAUSBRINGEN!
    Meure fröstelte. Er wußte, daß er im Begriff war, verrückt zu werden. Furchtsam versuchte er eine Frage zu stellen: Wer bist du? Was bist du? Bist du ich?
    Diesmal war der Ansturm der Gedanken nicht so heftig, er bewegte sich auf die Treppe zu, gegen – oder besser: ohne – seinen Willen.
    So ist es richtig. Entspanne dich. Ich werde dir beim Laufen helfen. Die Stimme klang gebieterisch, und es lag Wahrheit in dem, was sie sagte, darum tat Meure, wozu sie ihn drängte. Die Stimme löste in ihm Gefühle aus, die er nie zuvor verspürt hatte. Da war eine getrennte Einheit mit dem fremden Sprecher, dessen Worte Meures Klang und Betonung hatten. Es war wie in einem schlecht synchronisierten Film in einer Nachrichtensendung. Ein Redner formte machtvolle Sätze in einer fremden Sprache, und nach einer kleinen Denkpause ertönte die Stimme des Übersetzers, dessen schlichte, vertraute Worte nicht zu den Mundbewegungen und den heftigen Gesten des Redners paßten. Meure stellte fest, daß er rannte, aber er hatte nichts damit zu tun.
    Gut so. Ich muß dir eine Menge sagen, aber zunächst müssen wir aus diesem Steinhaufen raus. Sie wollen dich umbringen, hast du das gewußt? Ich nehme an, du möchtest lieber noch eine Weile am Leben bleiben, mein Lieber. Ich für meinen Teil habe ein

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