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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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außerordentliches Interesse daran, diese Verkörperung funktionstüchtig zu erhalten. Jetzt hast du mir genug Kontrolle überlassen; es dürfte reichen, dich wieder für eine Weile schlafen zu schicken. Wir werden uns schon aneinander gewöhnen. Es wird dir nicht gefallen, aber mir geht es ebenso, und beide können wir nichts daran ändern. Meure wurde sehr ruhig, er fühlte sich beinahe behaglich. In dieser verzögerten Dolmetscherstimme schwang eine unbekannte Entschlossenheit mit, die Bereitschaft zu großen Taten. Mit dieser Erkenntnis schwanden Meure die Sinne.
     
    Cretus spannte alle Muskeln an und wischte sich fahrig mit der Hand über die Augen, als wolle er Spinnenweben entfernen. Es sieht so aus, als hätte doch nicht ganz alles nach Wunsch geklappt. Nun, daran kann man nichts ändern. Zunächst muß ich mich um das Wichtigste kümmern. Der alte Fettwanst hat sicher schon die ganze Festung aufgescheucht, während ich meine Zeit mit Erklärungen für dieses Mondkalb verplempert habe. Ich werde ihm einmal ein paar Sprünge zeigen, die seinen Mädchenkörper strapazieren werden.
    Cretus flog die Treppe empor, mit jedem Schritt nahm er zwei Stufen. Oben hielt er kurz an, um sich zu vergewissern, ob alles unverändert geblieben war oder ob sie inzwischen neue Tunnels in die Felsen geschlagen hatten. Es waren viele Jahre vergangen, seit sein Fuß zum letztenmal diese Steine berührt hatte. Er tastete das Gedächtnis des jungen Mannes ab, aber er fand nichts. Der erinnerte sich nicht daran, diese Treppe hinuntergestiegen zu sein. Cretus eilte den Gang entlang. Rechts war eine kleine Küche. Hier befand sich früher ein Verlies. Dann stieß er auf einen größeren Raum. Er hielt inne und sah sich um. Hier hatte sich viel verändert. Der Raum war nicht mehr wiederzuerkennen. Es waren ein paar Fremde in ihm. Er musterte sie sorgfältig … da war ein Hochklesh, ein Haydar-Mädchen offenbar. Und da … Cretus’ Augen blitzten haßerfüllt: Erstvolk. Die Schöpfer. Alte Verwünschungen jagten durch seinen Sinn wie ein Sommergewitter: Des Teufels erlesene Diener! Vakiflar, der Meineidige! Sammar, der Lügenhafte, der in der Unterwelt die Fliesen scheuert! Was taten sie hier?
    Nichts stimmte in diesem Zimmer. Alle schliefen sie, aber in merkwürdigen Stellungen, so als habe sie der Schlaf überrascht … Wahrscheinlich hatte man sie betäubt … Ja, darum erinnerte sich der Bursche auch nicht daran, daß er die Treppe hinuntergestiegen war. Warum wurden sie betäubt? Ein Zusammenhang blitzte auf. Aber jetzt war keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Er mußte mit einem von ihnen sprechen. Da war ein älterer Grauhaariger von zweifelhafter Herkunft, wie es schien. Cretus zögerte, dachte nach. Mischlingen traute er nicht, aber Haydars noch weniger; und die Ler-Leute waren sicher nutzlos. Dieser Alte sah aus, als hätte er einen klaren Kopf.
    Cretus ging um den Tisch herum. Dabei bemerkte er einen jungen, männlichen Ler, der auf dem Fußboden ausgestreckt lag. Auf der Bank schlief ein kleines Wesen mit einem dichten weißen Pelz; dergleichen hatte er noch nie gesehen. Dann blieb er stehen. Nein, nicht den Mischling. Ich weiß nicht, wie er ist, darum kann ich auch nicht absehen, wie er reagieren wird. Aber ich weiß, was das Haydar-Mädchen tun wird. Das ist das Gute daran, wenn man einem bekannten Typ gegenübersteht: Man bewegt sich von Anfang an auf vertrautem Terrain.
    Also trat Cretus zu ihm und berührte es leicht an der Schulter. Die junge Frau hatte den festen, drahtigen Körper, den er bei einem Haydar erwartete. Sie schien nur aus Sehnen und Muskeln zu bestehen. Offenbar war ihre Betäubung nicht sehr tief. Ihre Augenlider flatterten und öffneten sich. Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, sah sich hastig im Zimmer um und blickte zu Cretus auf. Zunächst glätteten sich ihre Züge erleichtert, doch dann nahmen sie sofort den Ausdruck furchtsamer Verunsicherung an. Etwas Außerordentliches war geschehen, die feinen Sinne eines Jägers nahmen auch hauchfeine Veränderungen wahr.
    Sie kennt diesen Burschen offensichtlich recht gut. Sie weiß, daß etwas Fremdes aus seinen Augen schaut, seine Gesichtsmuskeln bewegt. Gut, dann weißt du es. Und ich weiß, daß ihr Haydars alle Lebewesen in Fleisch und Jagdgefährten einteilt. In der Jagdgesellschaft aber gibt es Führer und Geführte. Ihr seid sehr leicht kalkulierbar.
    Er ergriff zuerst das Wort: „Wir sind gefangen und müssen diesen Mauern

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