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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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deine Frage nicht als Beleidigung. In meinem Hirn würde sich nicht einmal der Schatten eines solchen Gedankens bilden … den gewiesenen Weg zu verlassen! Du mußt verstehen: Ich habe meinen Weg gesehen, und ich bin ihn gegangen, und jetzt bin ich frei. Ich wußte nicht, wann es sein würde, aber ich wußte, es würde kommen. Ich bin frei, aber du mußt deinen Weg noch gehen.“
    „Wie ist dieser Weg?“
    „Du sollst Cretus dem Schreiber begegnen. Ich habe getan, was die Vorhersehung von mir gefordert hat, Schritt um Schritt. So habe ich es gesehen, und so habe ich es ausgeführt. Vielleicht aber kann ich dir mehr sein als ein Wind, der dich zu einem fremden Haus geweht hat, in dem kein wärmendes Feuer flackert – das vielleicht dem Bösen gehört. Darum möchte ich, daß du dieses Messer von mir nimmst. Aus den lebenden Zungen des Feuers habe ich es gezogen und mit meinen Händen umfangen. Als die Glut vergangen war, habe ich auf dieses Messer und meinen Speer die tiefsten Geheimnisse gelegt, die ich kenne, nur ich. Darum wird es dir helfen.“ Sie atmete schwer. Hoch aufgerichtet zeichnete sich ihre Silhouette gegen die Lichter der Festung ab. Ihre Augen waren dunkler als die Nacht.
    Meure faßte das dargebotene Messer am Griff. Er bestand aus vielen schmalen Lederstreifen, die um die Verlängerung der Klinge gewickelt waren. Eine grausame Waffe, die vermutlich schon oft benutzt worden war. Er ließ seinen Blick lange darauf ruhen, als hoffte er, daß das, was Tenguft hineingelegt hatte, zu ihm sprechen würde. Doch die Geister schwiegen. Meure blickte auf. Ein kühler Wind strich über sein Gesicht.
    Er sagte: „Ich habe viel von dem verstanden, was du mir erzählt hast, aber ich habe auch noch einige Fragen. Du sagtest, ich sollte Cretus begegnen. Nun denn, ich habe ihn getroffen, aber von ihm erhalte ich keine Antworten. Ich weiß nicht, was er vorhat.“
    „Ich weiß es auch nicht. Nur daß er aus Cucany herauswollte.“
    „Willst du nach Ombur zurückkehren?“
    „Ja, wir ziehen diesen Weg, und was geschehen soll, wird geschehen.“
    „Was soll mit den anderen geschehen?“
    „Meine Weisung lautete, euch hierherzubringen und euch dann in den Bereich meiner Macht zurückzuführen. Das werde ich auch tun.“
    „Und was geschieht mit mir?“
    „Du gehörst nicht mehr zu ihnen, und ich kann dich nicht beschützen. Du bist nun selbst ein Jäger und mußt deinen Weg finden.“
    Meure spürte eine Gänsehaut; er lachte nervös. „Na schön, dann will ich meinen ersten eigenen Schritt tun. Ich werde mich fürs erste euch und eurer kleinen Reisegesellschaft anschließen. Wenn wir nur wegkommen von Cucany und heraus aus diesem öden Land mit seinen dunklen Türmen. Ich habe das Gefühl, daß dieser Geist aus der Vergangenheit gern Leute aus der Gegenwart treffen möchte.“ Mit diesen Worten ging er zu den anderen hinüber, die bereits auf sie warteten.
    Tenguft folgte ihm, doch im Gehen sagte sie noch etwas: „Es heißt, daß Cretus in der alten Zeit kein Prophet in der Wüste gewesen ist, sondern daß er den Lärm und das Gedränge der Menschenmenge suchte.“
    „Sind die Haydars eine Menschenmenge?“ fragte er über die Schulter.
    Ihre Antwort klang überraschend demütig: „Wir sind nur einige Rudel von Jägern auf dem weiten Angesicht der Welt.“
    „Gibt es Städte auf dieser Welt?“
    „In Groß-Chengurune und in Cantou soll es welche geben … Aber ich kenne nur Kepture. Und auf diesem Kontinent gibt es nur besiedelte Flecken, Häfen, Handelsstützpunkte, Burgen und Festungen.“
    „Wie ist es mit Glordune, dem vierten Kontinent?“
    „Auf Glordune gibt es keine Städte, aber auch hier auf Kepture gibt es einen Ort, wo sich viele versammelt haben.“
    „Wo?“
    „An der Mündung des Yast liegt das Land der Lagostomer; dort am Ufer sind sie in riesiger Zahl zusammengekommen, die Ausgestoßenen und der Abschaum aller Völker.“
    „Können wir dorthin ziehen?“
    „Du kannst es, wenn du es wünschst, aber ich werde dich nicht dorthin führen. Es ist ein übles Gemisch. Wir machen Jagd auf sie, und alle aufrechten Menschen auf Kepture achten darauf, daß sie in ihrem Pferch im Tiefland bleiben.“
    „Aber sie haben eine Stadt?“
    „Ihr ganzes Land ist eine Stadt. Sie hat nirgends ihresgleichen. Frag den Mittler, er geht dort ein und aus.“
    Zuletzt hatte ihre Stimme einen beleidigten Klang; sie schien sein Interesse nicht zu billigen. Und sie hatte ihm Morgin mit der Verachtung

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