Stunde der Vergeltung (German Edition)
gefährlich? Hast du dich deswegen so lange von mir ferngehalten?«
»Nur für meinen Seelenfrieden«, versicherte er ihr mit sanfter Stimme. »Aber um dir einen Leckerbissen wie diesen anzubieten, werde ich es riskieren, aus meinem Versteck zu kommen. Würdest du die Frau gern treffen und ihre Kollektion sehen?«
»Selbstverständlich. Ich will alles sehen.«
»Das dachte ich mir«, sagte er mit seidiger Stimme. »Im Gegenzug muss ich dich um einen Gefallen bitten.«
»Du weißt, dass ich dir nichts abschlagen kann, tesoro . Sprich.«
»Kennst du eine Frau namens Ana Santarini?«
»Ignazio Santarinis langweilige Ehefrau? Was um alles in der Welt hast du mit dieser dummen Kuh zu schaffen? Du willst sie doch nicht etwa vögeln?«
»Ganz und gar nicht«, beschwichtigte er sie. »Aber ich möchte diese Schmuckdesignerin mit ihr bekannt machen. Kannst du das für mich arrangieren? Vorzugsweise bei ihr zu Hause.«
Er hörte praktisch, wie sich die Rädchen in Donatellas Kopf drehten. »Ich könnte mich überreden lassen … wenn ich dafür ein weiteres Mal in den Genuss deiner Gesellschaft komme.«
Val seufzte stumm und verdrehte die Augen. »Natürlich, piccola . Kannst du es für übermorgen arrangieren, wenn ich mit dieser Designerin eintreffe?«
»So bald? Du bist verrückt! Ich weiß nicht einmal, ob sie in der Stadt ist!«
»Lade sie ein, sich den Schmuck anzusehen«, drängte er sie. »Er wird ihr gefallen.«
»Ich will nicht, dass diese Santarini-Schlampe dann all die Geheimnisse der Schmuckstücke kennt, die ich kaufe! Sie wird es jedem erzählen! Was soll das für einen Sinn haben?«
Val ballte die Fäuste. » Ti prego «, sagte er sanft. »Bitte. Für mich.«
Sie stieß ein verärgertes Schnauben aus. »Ich fahre für eine Woche zum Einkaufen nach Paris«, verkündete sie. »Wirst du mich dort treffen?«
»Nichts lieber als das«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.
»Die ganze Woche? Mach dich auf was gefasst. Es wird anstrengend werden.«
»Mach dir keine Sorgen. Schick mir eine SMS, wann und wo wir uns mit Santarini treffen können, va bene ?«
Donatella machte eine Pause und schnalzte leise mit der Zunge gegen den Gaumen. »Hast du Angst, Valerio? Was ist los? Steckst du in Schwierigkeiten? Schütte Donatella dein Herz aus, bambino mio . Vielleicht kann ich helfen.«
Ein Muskel in seinem Kiefer begann zu zucken. Er war in übler Verfassung, wenn sogar eine strohdumme vacca wie Donatella seine nervöse Anspannung witterte. »Du hilfst mir bereits«, sagte er freundlich. »Mein Engel.«
»Am siebten Februar in Paris«, erinnerte sie ihn. »Trag es in deinen Kalender ein.« In Donatellas Stimme schwang eine stählerne Warnung mit.
»Versprochen. A dopo, dolcezza .«
Es folgte ein ermüdender Austausch idiotischer Zärtlichkeiten, dann konnte er das Handy endlich zuklappen. Val ließ einen langen, kontrollierten Stoßseufzer entweichen.
Drei Schritte zurück . Eine Woche in einem Pariser Luxushotel den Hengst zu spielen, war kein zu hoher Preis für Imres Leben. Er würde es tun, wenn es nötig wäre. Trotzdem überkam ihn ein bitteres, flaues Gefühl. Am liebsten hätte er ein Bad genommen.
Ach, scheiß drauf. Bis zum siebten Februar war er womöglich längst tot. Das war das Beste, was ihm einfiel, um sich aufzumuntern.
Val ging zurück zum Hotel und machte sich auf eine Katastrophe gefasst. Steele war vermutlich geflüchtet, während er seinen teuflischen Auftrag ausgeführt hatte. Doch als er in den Ballsaal spähte, entdeckte er sie sofort. Mit der vollgestopften Wickeltasche über der Schulter steckte sie die strampelnde, protestierende Rachel in ihren Mantel. Sie unterhielt sich mit Erin McCloud, die Tam etwas antwortete und dabei ernst und besorgt wirkte. Sie tätschelte Tams Schulter. Diese nickte, hievte das Kind auf ihre Hüfte und steuerte auf den Ausgang zu. Ihr blasses Gesicht war extrem angespannt, ihre Augen blickten gehetzt. Sie wirkte komplett verändert mit ihren offenen, glänzenden Haaren, die bis zu ihrem perfekten Hintern reichten. Jeder, an dem sie vorbeikam, starrte sie an, aber sie ignorierte das spekulative Gemurmel hinter ihrem Rücken.
Val wich zurück in die Lobby, wo er sich sorgsam positionierte und gerade so lange abwartete, bis er wusste, welche Richtung sie einschlug, bevor er wie ein Schatten ums Eck glitt und in einem Treppenhaus verschwand.
Vor Erleichterung wurden ihm die Knie weich. Sie ging nicht vorne raus zum Parkplatz, sondern nach
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