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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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der Winkel paradoxerweise perfekt, sodass jedes Detail von Steeles gerötetem Gesicht, ihren geschlossenen Augen, dem zurückgeworfenen Kopf und den prachtvollen, ihn umklammernden Schenkeln zu sehen war.
    Er fühlte ein Stechen in der Brust. Dies war ein kostbarer, privater Moment, und er musste ihn diesem Satan Novak zum Fraß vorwerfen. Ein saftiger Fleischbrocken für die Bestie.
    Val schnitt Steeles Tränen und ihr Gespräch heraus. Ein nutzloser Versuch, ihr ein Minimum an Privatsphäre zu erhalten. Er verschlüsselte den Film und hängte ihn an. Minutenlang verharrte sein Finger über der Tastatur. Er schloss die Augen und dachte an Imres Hände.
    Dann klickte er auf »Senden«.
    Anschließend saß er, das Gesicht in den Händen vergraben, zehn Minuten im Dunkeln, ehe er sich zutraute, eine Videotelefonverbindung herzustellen.
    András’ feixendes Gesicht tauchte flackernd auf dem Bildschirm auf. »Ah, da bist du ja. Wir haben deine Show genossen. Was für ein Glück, du Schwein.«
    »Ich will Imre sehen«, verlangte Val eisig.
    »Einen Moment.« András verschwand. Val wartete, den Blick unverwandt auf den Monitor und die geschnitzte Rückenlehne des antiken Stuhls fixiert. Mehrere Minuten verstrichen.
    Grinsend nahm Novak vor dem Computer Platz. Er hatte sich so ausgiebig die violetten Lippen geleckt, dass sie glänzten.
    »Gut gemacht, Vajda«, lobte er. »Verzeih, dass ich dich warten ließ, aber ich saß wie gebannt vor dem Bildschirm. Deine Vorstellung mit La Steele war atemberaubend. Ich war seit Jahren nicht so erregt. Ich werde Videomonitore in dem Raum installieren lassen, in dem ich ihre Bestrafung vornehme, und den Film in einer Endlosschleife laufen lassen. Es werden die letzten Bilder sein, die sie sieht, bevor ich ihr die Augen aussteche. Einfach perfekt, findest du nicht?«
    Val erzeugte sofort ein weißes Rauschen in seinem Kopf, um die Vision abzublocken. Es gelang ihm nicht. »Ich will mit Imre sprechen«, wiederholte er dumpf.
    »Gewiss, gewiss. Ich habe ihn sofort nach unten bringen lassen, als dein Video in meinem Eingangsordner aufgetaucht ist. Er hatte das Privileg, es mit uns anzusehen. Ich werde ihm meinen Stuhl überlassen. Ich möchte es mir nämlich noch einmal zu Gemüte führen.«
    Novak löste sich in einem Wirbel aus Pixeln auf. Dann erschien das nächste verschwommene, bewegte Bild, als Imre in den Stuhl verfrachtet wurde, den Novak gerade geräumt hatte. Die Konturen verdichteten sich zu Imres Gesicht.
    Val starrte ihn mit schmerzendem Kiefer an. Imre sah eingefallen, grau und klein aus. Seine Augen waren tief in ihre Höhlen eingesunken. Seine Wangen wirkten ausgezehrt. Er war in vier Tagen um fünfzehn Jahre gealtert.
    Val ballte die Fäuste. »Behandeln sie dich gut?« Er hasste sich selbst für die Frage. Wie dumm, wie unglaublich hirnverbrannt sie unter den gegebenen Umständen klingen musste.
    Imre zog auf seine typische ironische Art die Brauen hoch. »Sie haben mich nicht geschlagen oder geschnitten, falls du das meinst.«
    »Isst du auch?«, fragte Val drängend. »Du musst essen.«
    Ein irritierter Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Sei kein Narr, Junge.«
    Es folgte eine peinigende, hilflose Stille. Val durchbrach sie in seiner Not. »Ich werde dich da rausholen.«
    »Indem du diese arme Frau in eine Falle lockst und sie der Folter und dem Tod auslieferst? Halt mich da raus, Vajda.«
    Ohnmächtiger Zorn erfasste ihn. »Fälle … kein … Urteil … über … mich«, knirschte er.
    Imre warf einen Blick nach links. Lautes, raues Gelächter und anstößige Kommentare waren zu hören. »Dieser Mann ist ein Dämon«, sagte er leise. »Er wird so viele Menschen wie möglich mit sich in die Hölle nehmen, und dich will er im Speziellen, damit du ihm dort Gesellschaft leistest. Nimm dich in Acht, dass du nicht mit ihm dort landest.«
    »Ich gebe mein Bestes!« Die Worte brachen explosionsartig aus ihm heraus.
    »In der Tat.« Endlich schlug Imre den trockenen, ironischen Ton an, den Val so gut kannte. »War das dein Bestes? Möge Gott uns allen gnädig sein. Diese Vorstellung war ein bisschen viel für einen in die Jahre gekommenen Witwer, Junge.«
    Val knirschte mit den Zähnen, als er die Missbilligung in Imres Stimme hörte. »Ich fasse es einfach nicht«, knurrte er. »Ich rackere mich ab wie ein verfickter Affe, um dich vor Verstümmelung und dem Tod zu bewahren, und du hältst mir eine Moralpredigt?«
    Imre verzog den Mund zu einem freudlosen Lächeln.

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