Stunde der Vergeltung (German Edition)
Sohnes.« Novaks unbeherrschter Gefühlsausbruch brachte seinen ausgestreckten Finger zum Erzittern. »Dass diese Frau weiter auf dieser Erde wandelt, ist eine Beleidigung für das Andenken meines Sohnes! Und du wusstest davon, nicht wahr, Jakab? Nicht wahr?«
»Nein! Ich weiß überhaupt nichts darüber!«, protestierte Jakab verzweifelt. »Nicht das Geringste! Ich bin nur der Bote! Man hat mich geschickt, um nachzufragen, was Sie brauchen … «
»Ich brauche ihr Blut«, zischte Novak. »Ich will ihre Eingeweide auf dem Boden ausgebreitet sehen. Das ist es, was ich brauche.«
Jakab schluckte mehrmals. Sein Gesicht war grau, er schlotterte vor Angst. Novak streichelte mit dem Finger über die goldenen Stränge, die sich schlangengleich in einem keltischen Design umeinanderrankten und -wanden. Die Endstücke der Sichel waren mit Cabochon-Rubinen besetzt. Das Schmuckstück pulsierte und funkelte im Schein der Bibliotheksbeleuchtung, als wäre es lebendig.
Novak drückte auf einen der Rubine an den Enden. Er glitt zur Seite, und eine winzige Klinge kam zum Vorschein. »Siehst du das? Es ist eine Miniatur des Dolches, mit dem meinem Sohn die Kehle durchschnitten wurde. Es ist die exakte Reproduktion des Halsreifs, den mein Sohn McClouds Frau gab. Der hinterlistige Mord an meinem Sohn ist verewigt in billigem Tand für eine einfältige Hure!«
Jakab fuhr zusammen, als Novak die winzige Klinge in den Tisch rammte. Er räusperte sich mit einem trockenen, nervösen Hüsteln.
Novak nahm eine Karte aus der Samtschachtel. Kein Logo, keine Adresse, nur Buchstaben in Fettschrift.
TÖDLICHE SCHÖNHEIT
Tragbare Bewaffnung von Tamara
Und darunter eine Handynummer. Natürlich inaktiv. Nichts war derart einfach.
»Eine direkte Botschaft«, murmelte der Boss. »Ein Schlag in mein Gesicht.«
Tatsächlich war die Botschaft nicht gerade direkt. Durch reinen Zufall hatte András vor einigen Wochen den Halsreif an der Geliebten eines Geschäftspartners auf einer Party in Paris bemerkt. Er war ihm ins Auge gestochen, weil er wusste, auf welch groteske Weise Kurt gestorben war. Als András die Frau allein zu fassen bekam, hatte sie ihm die besonderen Eigenschaften des Halsreifs demonstriert und ihm freundlicherweise den Namen des Händlers genannt, der ihn ihrem Liebhaber verkauft hatte, allerdings war sie nicht willens gewesen, sich von dem Stück zu trennen, als András ihr anbot, es zu kaufen. Zum Glück war niemandem aufgefallen, dass sich der Schmuck nicht an ihrem zerschlagenen Körper befand, als sie kurz darauf tot aufgefunden wurde, nachdem sie sich von der Terrasse des Penthouses gestürzt hatte.
Natürlich waren Drogen im Spiel gewesen. Ein nutzloses Leben, ein bedeutungsloser Tod. Wirklich bedauernswert.
Der Händler hatte sich dank András’ Messer an seiner Halsschlagader überaus hilfsbereit gezeigt. Er hatte ihm sowohl eine Visitenkarte als auch eine optische Beschreibung der Designerin der Torque gegeben. Eine atemberaubend schöne, mysteriöse junge Frau, bei der es sich nur um Kurts verlogene, mörderische Exgeliebte handeln konnte. Von der Georg Luksch geschworen hatte, sie sei tot. Wie überaus mysteriös.
»Hilf mir, diese Situation zu verstehen, Jakab.« Novaks Stimme war trügerisch sanft. »Ich habe ein Vermögen investiert, um Georg aus dem Gefängnis holen zu lassen, und ein zweites, damit sein Gesicht und sein Körper wieder zusammengeflickt wurden. Ich habe ihn als meinen Nachfolger aufgebaut, ihm Kurts Platz an meiner Seite gegeben. Ich habe ihn reich und mächtig gemacht. Nun entdecke ich durch einen puren Zufall, dass diese schmutzige Hure lebt und dazu geschäftlich erfolgreich ist und dass Georg einen PSS-Agenten damit beauftragt hat, sie zu finden. Und all das, ohne mich zu informieren?«
»Er … wie haben Sie … woher … ?«
»Woher ich das weiß?« Novaks Lächeln entblößte seine langen gelben Zähne. »Ich habe meine Quellen, Jakab. Früher oder später erfahre ich alles. Ich weiß auch, dass es mein früherer Schützling Vajda ist, der den Auftrag hat, sie aufzuspüren. Eine gute Wahl. Eine Hure, um eine Hure zu fangen.« Er zog den Dolch aus dem Tisch. Die Klinge hinterließ eine hässliche Kerbe in der glänzenden Holzplatte. »Ich wurde benutzt«, fuhr er fort. »Belogen. Wo ist sie, Jakab? Wo ist Steele?«
András machte sich auf das Schlimmste gefasst. Nichts hasste Novak mehr, als belogen zu werden. Das Wort »belogen« zog immer ein Blutbad nach sich.
Jakab streckte
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