Stunde der Vergeltung (German Edition)
bin.«
Val nickte. »Gut. Das freut mich. Und wie steht es um deine Gesundheit?«
Sie zuckte die Achseln. »Bestens.«
Sein abwartendes Schweigen sprach Bände.
Tam machte ein unwirsches, ungeduldiges Geräusch. »Wirklich. Ich belüge dich nicht. Bei meinem letzten Leberfunktionstest wurde eine deutliche Besserung festgestellt. Das Gewebe erholt sich. Natürlich habe ich eine gewisse Organschädigung davongetragen, aber das ist nichts, woran ich in naher Zukunft sterben werde. Ich werde eine Weile nicht auf den Mount Everest steigen oder einen Marathon laufen können, aber das ist schon alles. Ich hatte einfach einen Monat lang einen Monsterkater.«
»Und der Arm?«, hakte er nach. »Die McClouds sagen, dass du mehrfach operiert wurdest.«
»Die McClouds quatschen zu viel«, grummelte Tamar. »Und ein spezielles Familienmitglied nimmt sich ganz schöne Freiheiten, dass sie meine Tür ungebetenen Gästen öffnet. Mit dieser McCloud werde ich noch ein Hühnchen zu rupfen haben.«
Seine Lippen wurden schmal. »Ach, ist das alles, was ich für dich bin, Tamar? Ein ungebetener Gast?«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Red mir keine Schuldgefühle ein, Janos.«
»Wieso nicht? Ich habe nichts zu verlieren. Also kann ich ebenso gut herausfinden, ob Schuldgefühle bei dir fruchten, nachdem alles andere es nicht getan hat. Ich habe gesehen, was dieses Gift mit Georg angestellt hat. Ich dachte, du würdest sterben. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du ein Gegenmittel eingenommen hattest?«
Sie sah ihn schief an. »Ich hatte eine Menge im Kopf.«
Ein harter Zug lag nun um seinen Mund. »Du bist wirklich gnadenlos, Tamar.«
»Das überrascht dich? Aber daran wird sich voraussichtlich nichts ändern, Janos. Wenn es dich abschreckt … «
»Nein, es schreckt mich nicht ab«, unterbrach er sie. »Ganz im Gegenteil.«
Sie geriet einen Moment ins Wanken. »Ich … ich … was meinst du … ?«
»Ich kenne dich, Tamar. Je giftiger du bist, desto verletzbarer ist der Teil von dir, den du zu beschützen versuchst. Je grausamer du zu mir bist, desto mehr Grund habe ich, zu hoffen.«
Grund zu hoffen . Seine Worte lösten ein Erdbeben in ihrem Herzen aus.
»Ich habe dich schon einmal gebeten, mir keine weichere Seite anzudichten«, sagte sie, aber ihre unsichere Stimme verriet sie.
Er ließ wieder das Schweigen für sich selbst sprechen, und das so lange, bis Tam nervös wurde. »Du lügst, weil du Angst hast«, sagte er schließlich. »Aber du musst vor mir keine Angst haben.«
»Ähm.« Sie beschloss, diese tiefgründige Bemerkung zu ignorieren, und nahm Zuflucht zu einem anderen neutralen Thema. »Und, wie ist es um deine Gesundheit bestellt, Janos?«
Der Bastard hatte den Nerv, sie so anzuschauen, als müsste er ein Lächeln unterdrücken. »Warum fragst du? Wieso interessiert dich das? Ich bin ein Niemand für dich. Nicht mehr als ein ungebetener Gast, richtig? Du nennst mich noch nicht mal beim Vornamen.«
»Lass den Quatsch und beantworte meine Frage.«
Er zuckte mit den Schultern. »Es gab ein paar Löcher zu flicken. Ich hatte viel Blut verloren. Meine Genesung wäre schneller vonstatten gegangen, wärst du in meiner Nähe gewesen.«
»Es freut mich zu sehen, dass du dich auch so gut erholt hast«, bemerkte sie knapp.
Sie schwiegen lange. Tam stand kurz davor, ihm um den Hals zu fallen, als er sich mit einem reumütigen Lächeln in ihrem Atelier umschaute.
»Fast hätte ich die Straße zu deinem Haus nicht wiedererkannt.«
Tam zog die Nase kraus. »Ach ja, stimmt. Ich habe alles verändert, um so schnell wie möglich über meine idiotische Paranoia hinwegzukommen. Es war sowieso viel zu übertrieben. Das Ganze wurde mir allmählich peinlich.«
»Du hast jetzt weniger Grund, dich zu fürchten. Georg und Novak sind tot. Und PSS arbeitet daran, dich aus sämtlichen Datenbanken der meistgesuchten Verbrecher weltweit zu löschen.«
»Was?« Tam wirkte völlig verdattert. »Warum um alles in der Welt sollten sie so etwas tun?«
Val zuckte die Achseln. »Weil ich sie höflich darum gebeten habe.«
Der scharfe Unterton in seiner Stimme veranlasste Tam, ihn genauer anzusehen. »Ich wusste gar nicht, dass du solch einen Einfluss dort hast.«
Val zuckte die Achseln. »Hegels und Bernes Beteiligung an einem Mafiarevierkampf war ihnen extrem peinlich«, erklärte er. »So etwas ist schlecht für das Image der Firma. Ich sagte ihnen, dass ich gern bereit sei, den Mund zu halten, solange sie für dich
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