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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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zustimmte.
    Damals war es eine verlockende Alternative zu seiner Knechtschaft gewesen. Doch bald stellte er fest, dass es keinen entscheidenden Unterschied gab. Das Ziel von PSS war so brutal wie simpel: Sie halfen ihren reichen, mächtigen Kunden, noch mehr Reichtum und Macht zu erlangen, indem sie überall auf der Welt die entsprechenden Fäden zogen. Offen oder im Verborgenen. Legal oder nicht. Hierzu benötigte PSS eine Tötungsmaschine. Und Töten war Töten, egal, in wessen Auftrag.
    Und so war er zu Valery Janos geworden, italienischer Staatsbürger, wohnhaft in Rom, geboren in Italien, Sohn ungarischer Eltern. Sein erstes Alias von vielen, und dabei seine am besten ausgestaltete unauffällige zivile Identität.
    Es war sein bevorzugtes Pseudonym. Sowohl auf dem Papier als auch im Internet führte Val Janos die Existenz, nach der er sich insgeheim gesehnt hatte. Er war ein schwer schuftender Geschäftsmann, der zurückgezogen in seiner luxuriösen Wohnung an der Piazza Navona in Rom lebte.
    Val liebte seine Wahlheimat. Er hatte die Sprache absorbiert, als wäre sie ihm in die Wiege gelegt worden. Er lebte sie, dachte in ihr, träumte sogar in ihr, und das wesentlich öfter als in dem Ungarisch, das er mit sechs Jahren erlernt hatte, als er mit seiner Mutter nach Budapest gezogen war, oder in dem Rumänisch seines Geburtslandes. Er war gern Val Janos, der perfekte, kultivierte Gentleman, der sich um seine eigenen Belange kümmerte und niemandem auf die Füße trat – es sei denn, man ließ seine verprellten Exgeliebten gelten. Dieser Val Janos war ein unersättlicher Schwerenöter, der sich schnell langweilte.
    Aber selbst nachdem PSS ein Vermögen in seine Ausbildung investiert hatte und er zu einem ihrer besten Agenten geworden war, ließen sie ihn nie vergessen, was er ihnen schuldete. Er war ein Werkzeug, vergleichbar mit einer Granate, einer Bombe, einer Pistole – doch letzten Endes sahen sie in ihm nicht mehr als Mafia-Abschaum, der strikt unter Kontrolle gehalten werden musste.
    Vajda war noch immer ein Stricher, nur arbeitete er jetzt für einen mächtigeren Zuhälter.
    Hegel rülpste, dann wischte er sich mit seiner fleckigen Serviette über das Gesicht. »Was zur Hölle treiben Sie in Budapest?«
    »Warum fragen Sie überhaupt?«, konterte Val. »Sie wissen doch schon alles.«
    Hegel grunzte. »Ich hätte Sie für professioneller gehalten. Obwohl mir nach Ihrem Verhalten bei der letzten Operation massive Zweifel gekommen sind.«
    Val stellte Imres Aura unerschütterlicher Gelassenheit zur Schau.
    »Überheblicher Bastard«, brummte Hegel. Er schnappte sich ein Schnapsglas, kippte eine großzügige Menge Pálinka hinein und schob es Val über die Tischplatte zu. »Entspannen Sie sich, Himmel noch mal. Sie verursachen mir Blähungen.«
    Val machte keine Anstalten, den Obstbrand anzurühren. Hegel grapschte sich das Glas und leerte es in einem geräuschvollen Zug. »Wollte ich Sie umbringen, würde ich es nicht in einem Lokal tun«, belehrte er ihn. »Außerdem ist Gift nicht mein Stil. Gift ist eine Waffe der Frauen. Ich bediene mich keiner Weibertricks.«
    »Sie haben keinen Stil. Sie tun, was immer gerade zweckdienlich ist. Das war das Erste, was Sie mich gelehrt haben«, meinte Val. Er nahm das Schnapsglas, schnupperte daran und setzte es ohne zu trinken ab.
    Hegel goss mehr Pálinka in sein eigenes Glas. »Wollen Sie ein Geheimnis erfahren, Janos?«
    »Ich bin nicht sicher. Will ich?«
    »Sie sollten sterben, an jenem Tag vor elf Jahren in Sierra Leone. Wussten Sie das?«
    »Was Sie nicht sagen.« Seine Reaktion war vollkommen ungerührt. Er fütterte die Matrix mit Informationen, betrachtete sie aus einem Kokon tiefster Stille und wartete, bis er wusste, worauf Hegel abzielte. Jedenfalls war es so oder so keine Überraschung.
    »Wir überwachten damals die Waffenlieferanten bei sämtlichen afrikanischen Konflikten. Sie wurden als Gefahr eingestuft, so jung Sie auch waren. Es ist besser, die Giftschlange noch im Ei unschädlich zu machen, richtig?«
    »Ich verstehe«, sagte Val.
    Hegel schüttelte eine Zigarette heraus. »Dann habe ich Sie in Moidu kämpfen sehen. Sie waren ein verfluchter Berserker, und das auch ohne grundlegendes Training. Ein Naturtalent, mit Sprachbegabung und Köpfchen. Sie brachten sämtliche Voraussetzungen für einen brillanten Agenten mit. Ich beschloss, ein hohes Risiko einzugehen. Für Sie.«
    »Ich bin gerührt«, bemerkte Val kühl.
    Hegel zündete die Zigarette an

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